Arnsberg. Das „RuhrCleanUp“ ist für die Naturfreunde zu spät im Jahr. Zumal die Gewässer weiterhin für Uneinsichtige als Müllkippe dienen.

Dem Umweltschutz kommt von Tag zu Tag größere Bedeutung zu. Doch offensichtlich ist dies noch nicht in allen Köpfen angekommen: Noch immer entsorgen uneinsichtige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen ihren Unrat in „schöner“ Regelmäßigkeit in freier Natur.

Zum Beispiel im Mühlengraben oder in der Ruhr. Und die, die den „Mist“ dann beseitigen helfen, sind seit jeher in freiwilliger Aktion die Mitglieder des Angelvereins „Ruhrwellen Arnsberg“. Mit großer Selbstverständlichkeit. Aber der Verein ist über den Wegfall der Frühjahrsaktion „Arnsberg putz(t) munter“ zugunsten des „RuhrCleanUp“ im Herbst nicht gerade glücklich und sieht darin nur begrenzten Sinn.

Lothar Prinzler: „Die Aktion ,Arnsberg putz(t) munter“ war eine gute Sache“

Gewässerwart Manfred Berghoff (links) und Vorsitzender Lothar Prinzler am Mühlengraben im Arnsberger Mühlenviertel.
Gewässerwart Manfred Berghoff (links) und Vorsitzender Lothar Prinzler am Mühlengraben im Arnsberger Mühlenviertel. © Achim Gieseke | Achim Gieseke

Die Ruhrwellen-Angler kennen die Materie aus dem Effeff. „Ich bin jetzt über 40 Jahre im Verein und so lange reinigen wir auch schon die Ruhr und deren Ufer,“ sagt Vereinsvorsitzender Lothar Prinzler. Lange Zeit habe man diese Einsätze noch in Eigenregie und aus eigenem Antrieb ausgeführt und auch – „mit Unterstützung der Firma Knispel“ – den Abtransport der oft riesigen Müllmengen organisiert. „Was nicht immer einfach war.“

Daher sei man als Angelverein dann auch sofort in die von der Stadt erstmals 2002 ausgerufene Freiwilligen-Aktion „Arnsberg putz(t) munter“ mit eingestiegen. „Weil es eine sehr gute Sache war und die Stadt auch die Abfuhr des gesammelten Mülls übernommen hatte. Das hat für uns Helfer das Säubern wesentlich vereinfacht.“

Gewässerwart Manfred Berghoff: „Sonst blicken wir im Sommer auf vermüllte Ruhrufer“

Gewässerwart Manfred Berghoff prüft den Inhalt einer in der Ruhr aufgefundenen Handtasche - und entdeckt sogar einen Personalausweise, was die Rückgabe vereinfacht.
Gewässerwart Manfred Berghoff prüft den Inhalt einer in der Ruhr aufgefundenen Handtasche - und entdeckt sogar einen Personalausweise, was die Rückgabe vereinfacht. © Privat | Privat

Bislang. Denn 2020 habe die Stadt statt „Putz(t) munter“ im Frühjahr das „RuhrCleanUp“ im Herbst ausgerufen (wir berichteten). Als Teil einer europaweiten Aktion, die überall einen anderen Flussnamen trage. „Auch das,“ findet Prinzler, „ist natürlich gut, aber wenn im Frühjahr die Natur erwacht, dann sollte auch alles schön aussehen.“

Zumal, ist auch Ruhrwellen-Gewässerwart Manfred Berghoff überzeugt, eine Frühjahrsputzaktion für das Erscheinungsbild Arnsbergs zwingend angebracht sei. „Sonst blicken wir den ganzen Sommer über auf vermüllte Ruhrufer.“

Schlechter Eindruck bei den Radtouristen

Hinzu komme, sagt Berghoff, dass zum Ende des Winters auch immer wieder mit Hochwassern zu rechnen sei, die ebenfalls viel Unrat mitführen würden.

Auch, wenn angesichts des fortschreitenden Klimawandels diese durch tauenden Schnee im oberen Sauerland bedingten Hochwasserlagen wohl weniger würden, dürfe man dieses Argument nicht unberücksichtigt lassen. Und ebenfalls gelte es zu beachten, „dass der Ruhrtalradweg nahe an den Ufern verläuft. Können wir es uns daher als Stadt erlauben, dass die Radtouristen einen schlechten Eindruck mit nach Hause nehmen?“

Ruhrwellen-Vorsitzender: „RuhrCleanUp ist zu spät im Jahr“

Daher ,bringt es „Ruhrwellen“-Chef Lothar Prinzler auf den Punkt: „Der September ist viel zu spät für eine solche Säuberungsaktion.“ Deshalb hält es der Verein für angebracht, im kommenden Frühjahr wieder „Arnsberg putz(t) munter“ aufzulegen. Und warum, fragt Prinzler könne man nicht sogar zwei derartige Aktionen im Jahr organisieren? Also weiterhin auch am „RuhrCleanUp“ festhalten? „Im Jahresverlauf sammelt sich doch einiges an. Wir als Angelverein wären jedenfalls bei beiden Veranstaltungen mit der von der Partie.“

Dies zur Ruhr, die Arnsberg in einer schönen Schleife umfließt. Aber es gibt für den heimischen Verein, der sich neben dem Angeln den Natur- und Umweltschutz auf die Fahne geschrieben hat, noch ein weiteres Problem: den Mühlengraben. „Denn der,“ schimpft Prinzler, „wird mehr und mehr zur Müllabladestelle. Den Unrat einfach über das Geländer geworfen und dann weg.“

Auch am Mühlengraben besteht ein Müll-Problem

Bei der stadtweiten Aktion „Arnsberg putz(t) munter“ sind die „Ruhrwellen“-Mitglieder immer mit großem Einsatz dabei.
Bei der stadtweiten Aktion „Arnsberg putz(t) munter“ sind die „Ruhrwellen“-Mitglieder immer mit großem Einsatz dabei. © Privat | Privat

So „fischen“ die Angler Jahr für Jahr aus diesem schnell fließenden Wasserlauf Unrat aller Art und in großen Mengen heraus. Neben prall gefüllten Müllsäcken, unzähligen Plastikflaschen zum Beispiel Fahrräder, „die vermutlich gestohlen wurden“. Aber selbst einen Tresor sowie einen noch mit Geld gefüllten Zigarettenautomaten haben die fleißigen Vereinsmitglieder schon an Land gezogen. „Muss das sein?“ fragt Manfred Berghoff – und erwartet einfach mehr Respekt vor der Natur.

Aber so sind die Angler Jahr für Jahr auch mit der Reinigung des Mühlengrabens gut beschäftigt, der zu den vom Verein gepachteten Gewässern zählt. „Allerdings verzichten wir hier auf das Angeln, denn angesichts der starken Strömung und der betonierten Grabenwände ist das zu gefährlich,“ sagt Lothar Prinzler. Denn falle man in den Graben, sei es sehr schwierig, sich wieder ans Ufer zu retten.

Die Stadt Arnsberg nimmt seit 2020 am „RuhrCleanUp“ teil

Die von vielen Vereinen und auch Schulen getragene Frühjahrsputzaktion „Arnsberg putz(t) munter“ wurde 2002 von der Stadt ins Leben gerufen. Unter anderem, um bereits bestehende ehrenamtliche Aktionen, insbesondere von Angelvereinen und Hegeringen, zu einer stadtweiten Kampagne zusammenzuführen und so zugleich das Umweltbewusstsein allgemein zu schärfen. Mit Erfolg, denn die Teilnehmerzahlen stiegen von Jahr zu Jahr. Teils waren sogar komplette Schulen mit von der Partie.

Allerdings musste „Arnsberg putz(t) munter“ in den vergangenen drei Jahren - wie so vieles aufgrund der Corona-Epidemie abgesagt werden und inzwischen gibt es überregionale Aktionen mit vergleichbarer Zielrichtung. Eine dieser Aktionen ist der „RuhrCleanUp“, an dem die Stadt Arnsberg seit 2020 teilnimmt. Der Vorteil des „RuhrCleanUps“ sei, heißt es dazu aus der Verwaltung, dass diese Müllsammelaktion „außerhalb der sensiblen Brutzeiten an Gewässern stattfindet“. Im Gegensatz zu den Müllsammelaktionen im Frühjahr.

Die Stadt will die Unterstützung für ehrenamtliche Müllsammelaktionen ausbauen

Dennoch nimmt sich der zuständige Fachbereich die Kritik der Ruhrwellen-Angler durchaus zu Herzen: „Wir prüfen aktuell für die Zukunft, unter dem Dach einer neuen, noch zu betitelnden Kampagne weitere Müllsammelaktionen über das Jahr verteilt anzubieten,“ erklärte Verwaltungssprecher Frank Albrecht auf Anfrage unserer Zeitung.

Darüber hinaus solle aber der „RuhrCleanUp“ in Arnsberg verstetigt und - „gemeinsam mit den organisierenden Personen“ - über die Stadtgrenzen hinaus an der Ruhr im Sauerland etabliert werden. Aber nicht nur das. Denn wie Frank Albrecht weiter erläutert, sollen die Unterstützungsangebote der Technischen Dienste und der Stadtverwaltung allgemein für bürgerschaftlich getragene Müllsammelaktionen weiter ausgebaut werden. Diese Überlegungen ständen derzeit verwaltungsintern auf dem Prüfstand.