Arnsberg. Auch in der Premiere des neuen Stücks „Der Seelenbrecher“ glänzt das Ensemble wieder mit einen eindrucksvollen Leistung.
In jedem Jahr überrascht die Arnsberger Spielgruppe „Spielwerk“ mit der Professionalität ihrer Inszenierung und Darstellungskunst in bekannten Theaterstücken. Dieses Jahr lud sie zur Premiere von Sebastian Fitzeks Thriller „Der Seelenbrecher“ ein. Und es wurde ein toller Theaterabend.
Im Zimmer einer psychiatrischen Klinik sitzt eine Patientin (Johanna Schreier) und ein jüngerer Mann (Yannick Düllberg) schmückt den Weihnachtsbaum. Er gibt erste Rätsel auf, weil er sein Gedächtnis verloren hat und persönliche Verstrickungen in tragische Vorfälle erahnt. Eine plötzliche Radiodurchsage macht Angst vor einem sogenannten Seelenbrecher, der bisher drei junge Frauen psychisch zerstört hat.
Die Akteure halten die knisternde Spannung bis zum Ende hoch
Je mehr Menschen das Zimmer betreten, desto unübersichtlicher die schon gereizten Gefühlslagen. Zwischen den Personen kommen Konflikte auf, aber auch Vertrauensverhältnisse sind erkennbar. Mit lautem Knall verunglückt draußen vor der Klinik ein Rettungswagens, verursacht durch Kälte und Glatteis. Ein Patient ist mit einer Klinge in der Kehle aus dem Unfallwagen ins Haus geflohen.
Die Stimmung im Klinikzimmer eskaliert zunehmend mit Furcht, Misstrauen, Rat- und Hilflosigkeit. Die packende Darstellung der unterschiedlichsten Charaktere durch die Schauspielerinnen und Schauspieler in dieser unübersichtlichen Situation bringt die Spannung der Zuschauer in der ausverkauften Kulturschmiede auf Hochtouren. Diese wird bis zum Ende auch am Kochen gehalten.
Ein naiver Hausmeister sorgt für die heiteren Szenen in Fitzeks „Seelenbrecher“
Da ist der derbe, zur Aggression neigende Rettungssanitäter (Andreas Düllberg), der sich auf den, mit seinen Erinnerungslücken kämpfenden Mann einschießt.
Die Spannung würzt ein hinzugeeilter Hausmeister (Sabine Kleine), der mit einer Pistole herumfuchtelt und durch unbeholfenes Überspielen seiner Naivität viel Heiterkeit in der ernsten Situation erregt.
Da springt die Türe auf, der unfallverletzte Patient (Christian Vernholz) tobt herein, greift eine Ärztin (Katrin Hafner) an und springt zum Entsetzen der Anwesenden aus dem Fenster. War das der Seelenbrecher?
Inzwischen ist die Klinik zum isolierten Gefängnis geworden: von außen durch das Sicherheitsschott abgesperrt, das Telefonnetz tot, kein Handyempfang, fehlende Hilfe für die angegriffene, bewusstlose Ärztin und der im Haus umherirrende vermeintliche Seelenbrecher. Verschwörungstheorien, Ausbruchsgedanken, Misstrauen und sogar Handgreiflichkeiten heizen die Stimmung an und plötzlich aufkommende Erinnerungsfetzen des gedächtnislosen Mannes werfen neue Rätsel auf.
Wunderbarer Theaterabend durch ausgefeilte Dramaturgie und überzeugende Akteure
Wie hängt das alles zusammen, will der spannungsgeladene Zuschauer wissen. Wer steckt mit wem unter einer Decke, wer ist Übeltäter und wer Opfer? Wie bei jedem guten Krimi schickt die Dramaturgie den Zuschauer auf alle möglichen Irrwege der Vermutungen.
Auch in diesem Stück lassen plötzliche Wendungen im Handlungsablauf die Spannung nicht abreißen, bis sich endlich die lang ersehnte, aber unverhoffte Täterperson herausschält und ein schreckliches Ende verheißt, das dann wieder durch eine letzte, ungeahnte Handlungswende verhindert wird.
Fazit: Man blickt auf zwei Stunden hochspannungsgeladenes Theater zurück, dank der ausgefeilten Dramaturgie der beiden Regisseurinnen Susanne Gieseke und Gabi Renner und der davon inspirierten, überzeugenden Darstellungskunst der Akteure. Dass Christian Vernholz, neuer Vorsitzender der Truppe, von fruchtbaren, aber auch aufreibenden Proben vor der Premiere spricht, wird nachvollziehbar.