Arnsberg. Stadtwerke Arnsberg sehen große Nachfrage für Solaranlagen auf Freiflächen. 80 Hektar Potenzialfläche gesichtet.

Die Stadtwerke Arnsberg wollen eine zunehmend stärkere Rolle im Bereich der Energiewende vor Ort einnehmen. Dabei wird der Blick immer stärker auf Photovoltaik auf Freiflächen gerichtet. Das teilt der neue Stadtwerke-Geschäftsführer Jörg Freitag im Interview mit unserer Zeitung mit.

„Da können wir uns vor Nachfragen kaum retten“, sagt Jörg Freitag, der die Geschäfte des kommunalen Energieversorgers seit Beginn des Monats leitet.

Bilanz der eigenen Solaranlagen der Stadtwerke

Auch bei der Energiegewinnung durch eigene Photovoltaik-Anlagen legten die Stadtwerke im Vergleich zum Vorjahr kräftig zu.

Zum Stichtag 30. Juni waren in 2022 bereits 263.665 Kilowattstunden durch die fünf eigenen Anlagen Möhnebogen, Möhnebogen Freiland, Laurentianum, Wasserwerk Langel und Niedereimerfeld geliefert worden.

Das liegt deutlich über Plan und 14,5 Prozent über dem Lieferertrag zum 30. Juni 2021. Grund ist die höhere Anzahl der Sonnenstunden.

Allein 129.964 Kilowattstunden lieferte die Freiflächen-Photovoltaik am Möhnebogen.

Den von seinem Vorgänger Ulrich K. Butterschlot eingeschlagenen Weg der Etablierung der Stadtwerke als wichtigen Energiedienstleister und Motor der Energiewende setzt er fort. „Das Thema Freiflächen-Photovoltaik expandiert enorm“, sagt der 61-Jährige. Es gebe zahlreiche Anfragen danach, wie und ob Freiflächen genutzt werden könnten.

„Das ist ein absolut gutes Zeichen mit Blick auf die Energiewende“, sagt Jörg Freitag. Nun gehe es darum, dass die Stadtwerke sich einen Überblick verschaffen wollen, in welchen Bereichen der Stadt Photovoltaik auf Freiflächen möglich ist. Erstellt wird gerade ein Flächenkataster. „Freiflächen“ – das bedeutet Wiesen, Grundstücke und Areale, die zu Solarenergieparks umgewandelt werden könnten. Insbesondere in Süddeutschland gibt es bereits viele dieser Flächen zum Beispiel entlang von Autobahnen.

Neuer Geschäftsführer Jörg Freitag>>>

Potenzial hierfür sehen Experten auch im Sauerland. Auch vor dem Bau- und Planungsausschuss in Sundern waren bereits Fachleute zum Vortrag angetreten und hatten über die technischen Möglichkeiten von Freiflächen-Photovoltaik gesprochen.

In Arnsberg hat man sich Bereiche schon ausgeguckt. Bei den Freiflächenanlagen seien aktuell acht mögliche Potenzialstandorte mit einem Flächenpotenzial von rund 80 Hektar ins Blickfeld gerückt.

Wichtig sei, das weiß auch der Stadtwerke-Geschäftsführer, dass nun so wenig Zeit verloren wird wie nur eben möglich. Er fordert deshalb auch, dass sich baurechtliche Verfahren nicht unnötig in die Länge ziehen. „Wir müssen auf eine schnelle Umsetzung drängen“, sagt er und gibt zugleich zu, dass ihm diese Rolle etwas fremd vorkommt. War er doch bis vor wenigen Wochen auf der Seite der Behörden, die entsprechende Anträge genehmigen müssen. Nun muss er selber ungeduldig werden.

Regionalstrom-Modul

Bereits seit 2017 sind die Stadtwerke Arnsberg auf den Bereich der regenerativen Energie stark fokussiert. Seit dem Jahr 2018 gibt es das Strom-Modul „Regionalstrom“ auf dem Markt, das genau diese regenerative Energie vermarkten will. In diesem Zusammenhang hatte sich der Blick zunächst ganz stark auf Photovoltaik auf Dächern konzentriert. Die Stadtwerke hatten das Programm „Energiedach“ aufgelegt. Auch hier ist Wachstum: Wie die Stadtwerke mitteilen, werden aktuell 60 Prozent mehr Anfragen nach Solardächern gestellt als im Vorjahr. „Die Umsetzung läuft aufgrund der Lieferengpässe aber verzögert“, sagt Marie-Luise Wenzel aus dem Kommunikationsteam der Arnsberger Stadtwerke. Die Stadtwerke bauen und verpachten die Anlagen auf den bereitgestellten Dächern.

Auch die Windkraft ist ein Thema. „Hier ist das Genehmigungsverfahren komplizierter, doch nimmt auch hier die Nachfrage bei uns zu“, erklärt Jörg Freitag. Perspektivisch kommen auf die Stadtwerke denkbare Beteiligungen und Abnahmen zu. Auch das ist ein Zukunftsgeschäft der Stadtwerke. „Man muss da aber hellwach sein!“, sagt der Stadtwerke-Chef, „die anderen auf dem Markt schlafen auch nicht!“.