Arnsberg. Zwischen Wachsamkeit und Normalität: So stehen heimische Hausärzte zum Umgang mit dem Corona-Virus und den weiteren Impfungen.

„Wachsamkeit ist geboten, aber keine Alarmstimmung im Dauermodus. Da hört dann keiner mehr hin!“ Dr. Hans Heiner Decker, praktizierender Arzt in Hüsten und Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe rät in den kommenden Monaten zu einem gelassenen und doch besonnenen Umgang mit dem Thema Corona. Mit dieser Meinung ist er unter den Hausärzten der Region nicht allein.

Für Heiner Decker hat sich die Lage gegenüber dem vergangenen Herbst deutlich verändert. „Ich sehe Anzeichen dafür, dass Corona keine Pandemie mehr ist und nur noch endemischen Charakter hat“, sagt er. Sowohl bei den Praxen als auch bei den Patienten fände ein „Downgrading“ hinsichtlich der Prioritäten statt. Es sei ebenso wichtig, dass außer acht gelassene Aspekte wie Vorsorgeprogramme, Reha-Sport und Bewegungstraining sowie Sport im Verein und privat „wieder hochgefahren und konsequent aktiviert werden müssen“. Er hofft auf „mehr Normalität im Umgang mit Corona“.

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Aktuell vermeldet der Kreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von 195,7. Zwei Personen liegen mit einer Corona-Infektion auf einer Intensivstation im HSK. Die Aussagekraft der Zahlen ist aber begrenzt, weil nur PCR-bestätigte Fälle in der Statistik auftauchen.

Patienten gut informiert

Die Patienten, das bestätigt Dr. Jochen Müller aus Neheim, seien „gut im Thema“ und würden derzeit aktiv auf die Hausärzte zukommen. Dr. Decker sieht da den Vertrauensvorsprung längst wieder bei den Hausärzten angesiedelt und weniger bei Ständigen Impfkommissionen und Robert-Koch-Institut. „In dieser Hinsicht ist eine gewisse Verunsicherung zu verspüren, die tendenziell derzeit noch zu einem Verschieben der vierten Impfung führe. So sieht das auch die Praxis Dr. med. Elmar Schäfer in Hüsten. Da sie sich nicht vorwiegend um Corona-Schutzimpfungen kümmerten, gäbe es zwar Wartelisten – die Nachfrage, auch was die allgemeine Grippeimpfungen beträfe, der Patienten sei jedoch schwankend. Zudem müsse man immer schauen, welchen Impfstoff man wann erhalten könne, um diesen seinen Patienten anbieten zu können.

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Die Ärzte selber orientieren sich unter Vorbehalt individueller Abweichungen an die allgemeinen Empfehlungen. Das heißt: Impfen lassen sollten sich über 60-Jährige mit dem zweiten Booster (4. Impfung), sofern eine Omikron-Infektion länger als sechs Monate zurückliegt. Für Jüngere gelte das nur bei chronischen Erkrankungen, Kinder unter 12 Jahren werden aktuell nicht geboostert.

Auch Birgit Maiwald aus Neheim impft streng nach den Regeln der Ständigen Impfkommission. „Was die Impfen betrifft sind wir ja nun alle routinierter und haben unsere bewährten Systeme“, sagt sie. Dank eines gut informierten Klientels entfallen Grundsatzdiskussionen. „Wir bewältigen das jetzt gut nebenher“, sagt auch Dr. Jochen Müller. Sehr wohl sei die Organisation von Corona-Impfungen immer noch aufwändiger als bei anderen Impfen. Grundsätzlich sieht auch er mehr Normalität, mildere Verläufe und „eine gute Immunität“. Da dürfe man „auch nicht überimpfen“.

Grippeschutz nicht vergessen

Andere Impfungen seien derzeit mindestens ebenso wichtig wie ein Grundschutz gegen Corona. Die Grippe-Impfe sei den Risikogruppen auf jeden Fall zu empfehlen. „Auch jeder, der Kontakt zu vielen Menschen hat, sollte sich das überlegen“, sagt Dr. Jochen Müller. Auch Birgit Maiwald sieht die Grippeimpfung als wichtig an. „Sie kann simultan oder etwas zeitversetzt zu Corona geimpft werden“, sagt sie, „dann reicht die Wirksamkeit über den Winter“. Dr. Decker empfiehlt 14 Tage zwischen einer Corona- und einer Grippeimpfung. „So können wir Nebenwirkungen besser differenzieren und überschaubarer halten. Diese Zeit haben wir jetzt noch“.