Arnsberg. Die explodierenden Energiekosten müssen aufgefangen werden. Aber die Kirche hat aus der Corona-Zeit gelernt: Kein Gotteshaus wird geschlossen.

Die Energiekrise und die daraus resultierende Kostenexplosion trifft alle Menschen, Unternehmen und Institutionen mit voller Wucht. Und darauf musst zwangsläufig auch der Pfarrverbund Arnsberg reagieren:

Die Kirchen bleiben bis auf Weiteres für die Gottesdienste kalt, nur die Liebfrauenkirche wird in dieser tristen Zeit als „Wärmkirche“ fungieren. So der nach sorgfältiger Abwägung getroffene Beschluss des Kirchenvorstandes. Doch die gute Nachricht in der schlechten: Die Gotteshäuser bleiben trotz dieser Sparmaßnahmen - anders als in der Corona-Hochzeit – weiterhin geöffnet.

Propst Stephan Schröer: „Die Kirche hat aus den Fehlern der ersten Corona-Zeit gelernt“

Warme Decken gegen die Kälte: Daniela Lohmann-Pehle, Propst Stephan Schröer und Josef Mündelein (von links) in der Propsteikirche. Sie hoffen, dass die Gemeindemitglieder die unumgänglichen Einschnitte mittragen werden.
Warme Decken gegen die Kälte: Daniela Lohmann-Pehle, Propst Stephan Schröer und Josef Mündelein (von links) in der Propsteikirche. Sie hoffen, dass die Gemeindemitglieder die unumgänglichen Einschnitte mittragen werden. © Achim Gieseke | Achim Gieseke

Aber die Menschen werden trotz kalter Kirchen im Pfarrverbund nicht ohne Wärme bleiben. Dafür garantiert das Leitwort, unter das der Kirchenvorstand mit Propst Stephan Schröer an der Spitze diese unumgänglichen Einschnitte in das Gewohnte gestellt haben: „Wir rücken zusammen – Nähe schafft Wärme“. Und das, versichert der Propst, wolle man mit Leben füllen. „Denn die Kirche, und damit auch wir, hat aus den Fehlern der ersten Corona-Zeit gelernt.“

Damals habe man fälschlicherweise die Kirchen geschlossen und sei damit der Situation nicht gerecht geworden. Viele Menschen hätten so keinen Trost im gemeinsamen Gebet, in der Nähe zu anderen Menschen finden können. „Das hat vielfach zu einer Vereinsamung geführt.“ Und da mit Corona auch vermehrt eine soziale Kälte in die Gesellschaft eingezogen sei, „wollen wir nun durch das Offenhalten der Kirchen soziale Wärme geben.“ Wenn auch bei wenig angenehmen Temperaturen.

„Auch Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und unserer Gesellschaft zeigen“

„Deshalb,“ unterstreicht Stefan Schröer, „wird es im Pfarrverbund auch keine geschlossenen Kirchen geben, um Energie einzusparen.“ Was durchaus in Gemeinden anderer Städte diskutiert werde, aber in Arnsberg absolut kein Thema sei.

„Das ist für uns die wichtigste Botschaft, über die wir uns schnell einig waren.“ Was im Übrigen nicht nur für die Gottesdienste gelte, sondern Menschen, die auch zu anderen Zeiten Besinnung suchen wollen, würden keine verschlossenen Türen vorfinden.

Bei der zunächst beschlossenen Absenkung der Raumtemperaturen – vorbereitet durch einen bereits im August eingerichteten Arbeitskreis - gehe es aber nicht allein um Kostenminimierung. „Wir möchten damit auch einen solidarischen Beitrag für die Menschen in der Ukraine und unsere Gesellschaft leisten,“ erklärt Propst Stephan Schröer. „Hier besonders für soziale Einrichtungen wie Kindergärten, Seniorenheime und Krankenhäuser, die auf das Heizen nicht verzichten können. Und das ist ein starkes Zeichen unserer elf Kirchen.“

In zehn der insgesamt elf Kirchen werden die Heizungen heruntergedreht

Aber wie werden sich die Energiesparmaßnahmen im Pfarrverbund künftig für Gemeindemitglieder und die Menschen überhaupt darstellen?„In zehn der insgesamt elf Kirchen werden die Heizungen heruntergedreht,“ erklärt dazu Kirchenvorstand Josef Mündelein.

„Wie weit wir absenken, das wird aber gerade technisch geprüft, denn es dürfen schließlich keine Frostschäden entstehen. Jedoch muss sich ein jeder darüber im Klaren sein, dass künftig keine Wohlfühltemperaturen herrschen werden.“

Anders dagegen die Situation in der Arnsberger Liebfrauenkirche, die in dieser Zeit als sogenannte „Wärmkirche“ dienen soll. Zwar ebenfalls mit geminderter Raumtemperatur, aber noch halbwegs erträglicher. „Denn schließlich befinden sich um Umfeld dieser Kirche,“ so Propst Schröer, „viele Senioreneinrichtungen.“ Deshalb fällt der Liebfrauenkirche auch die Rolle als Wärmkirche zu.

Alle regulären Gottesdienste finden auch unter diesen Bedingungen statt

Um die missliche Situation noch halbwegs akzeptabel zu gestalten, sagt Daniela Lohmann-Pehle als Verwaltungsleiterin des Pfarrverbundes, werde man für ein Teil der Gottesdienstbesucher Fleecedecken und wohl auch wärmende Gelkissen zur Verfügung stellen. „Was aber nur im begrenzten Maß möglich ist. Deshalb raten wir dringend auch zu einer angemessenen Kleidung, damit man nicht unnötig frieren muss.“ Vielleicht könnten die jeweiligen Gemeinden hier weitere Ideen einbringen. „Zum Beispiel einen heißen Tee nach der Messe.“

Noch eine weitere wichtige Botschaft hat Stephan Schröer im Gepäck: „Alle regulären Gottesdienste finden auch unter diesen Bedingungen wie gewohnt statt.“ Die werktäglichen Gottesdienste dagegen sollen möglichst in kleinere Räume verlegt werden, da hier die Besucherzahl geringer sei. „Aber das müssen die einzelnen Gemeinden individuell regeln.“ Zudem werde nach staatlicher Vorgabe die Raumtemperatur in den Büros auf 19 Grad gesenkt und die Außenbeleuchtungen werden – bis auf die sicherheitsrelevanten – abgeschaltet.

Josef Mündelein: „Wir müssen die Menschen mitnehmen“

Dies, sagt Schröer, sei der erste Schritt, mit dem der Pfarrverbund in den kommenden Winter hineingehe. „Aber wir befinden uns noch mitten in einem Prozess, in dem nun auch die einzelnen Gemeindeteams gefragt sind, kreative Maßnahmen zum weiteren Energieeinsparen auf allen Ebenen zu entwickeln. Doch das geht natürlich nicht von heute auf morgen.“

Eine Herkulesaufgabe, die nur gemeinsam zu bewältigen sei. „Deshalb müssen wir die Menschen mitnehmen,“ sagt Josef Mündelein. „Daher haben wir die große Bitte, dass alle Gemeindemitglieder die erforderlichen Einschnitte mittragen. Sonst funktioniert das nicht.“