Arnsberg. Vor allem die Beschilderung ist an vielen Stellen suboptimal, Hinweise auf die Gastronomie fehlen nahezu komplett. Eine kritische Befahrung:
Der Ruhrtalradweg ist für die touristische Entwicklung, die lokale Gastronomie, die Übernachtungsbetriebe und in Teilen für den Einzelhandel von Bedeutung. Seit jeher. Das ist nicht neu, aber es muss immer wieder neu in Erinnerung gerufen werden.
Denn der Radweg weist innerhalb der Stadtgrenzen durchaus Mängel auf. Vor allem in der Beschilderung. Vor allem im Bereich Alt-Arnsberg. Mängel, die nach Behebung rufen. Dies ergab eine Befahrung mit Vertretern von Verkehrsverein und Heimatbund.
Thomas Wälter: „Übernachtungsgäste bringen deutlich mehr Umsatz als Tagesgäste“
„Diese Mängel dürfen angesichts der Bedeutung des bundesweit bekannten Radweges einfach nicht sein,“ zieht Verkehrsvereinsvorsitzender Thomas Wälter Bilanz. Schließlich gelte Arnsberg - hier besonders der namensgebende Stadtteil - „als heimliche Hauptstadt des Ruhrtalradweges und ist zugleich für viele Nutzerinnen und Nutzer nach dem Start in Winterberg die erste Übernachtungsstation“.
Letzteres sei ein ganz entscheidender Faktor. „Weil Übernachtungsgäste deutlich mehr Umsatz bringen als Tagesgäste.“ Vor allem die ohnehin durch die aktuellen Krisen arg gebeutelte Gastronomie würde davon profitieren. Daher gelte es, den innerstädtischen Abschnitt zu pflegen, Mängel schnell zu erkennen und zügig zu beheben.
Auch Markus Rüther (Heimatbund) weist auf die Mängel
Was auch Markus Rüther unterstreicht. Sieht doch der frisch gekürte 2. Vorsitzende des Heimatbundes Arnsberg, der nicht nur zurück auf Vergangenes blickt, sondern sich auch vermehrt auf die Zukunft der Stadt fokussiert, ebenfalls wie Wälter das wirtschaftliche und marketingtechnische Potenzial.
„Deshalb haben auch wir als Heimatbund ein virulentes Interesse, dass dieser innerstädtische Radweg-Abschnitt ein werbewirksames Schmuckstück ist.“ Was man mit manchen Projekten wie dem Mahnmal zur Erinnerung an die Bombardierung des Viadukts oder dem Kreativpfad in den Bürgergärten bereits unterstützt habe.
Hinweise auf die Arnsberger Sehenswürdigkeiten fehlen
Radfahrer: Hoher Anteil an Übernachtungsgästen
Einige Zahlen zum Ruhrtalradweg in Arnsberg:
Die Dauer-Zählstelle am R-Café in Neheim zählt für 2019 160.000, für 2020 220.000 und für 2021 170.000 Radfahrende.
Bei den Übernachtungen hat die Recherche von Annette Baumeister (Stadt) ergeben:
Laut Hoteliers liegen die Anteile an Radfahrern bei den Übernachtungen zwischen 40 und 60 Prozent.
An Übernachtungsgästen hatte die Stadt Arnsberg in 2019 199.000 und in den Corona-Jahren 2020 134.000 und 2021 126.000 Übernachtungsgäste.
Dieses Übernachtungszahlen als Basis und einer zugrundegelegten 45 %-Quote wären das für 2019 89.550, für 2020 60.300 und 2021 56.700 Übernachtungsgäste.
Bei der Befahrung besonders augenfällig: die teils mangelhafte Beschilderung. So findet sich beispielsweise direkt am Ruhrtalradweg im Bereich Arnsberg kaum ein Hinweis auf die Sehenswürdigkeiten wie Altstadt, Kloster Wedinghausen, Sauerland-Museum oder Schlossberg. „Aber gerade diese Hinweise sind es,“ sind sich Wälter und Rüther einig, „die auch die Radfahrer in die Innenstadt ziehen, die nicht in Arnsberg übernachten.“
Auch auf die heimische Gastronomie wird nicht verwiesen
Damit, so Thomas Wälter, gingen weitere Einnahmemöglichkeiten für die Gastronomie verloren. Überhaupt Gastronomie: Wird im Süden der Republik entlang der Radwege gefühlt jede Bierflasche ausgeschildert, finden sich innerhalb des Stadtgebietes so gut wie keine Hinweise auf gastronomische Einrichtungen. Ein großes Manko. „Denn unsere Gastronomie muss sich nicht verstecken. Im Gegenteil,“ sagt Rüther. Was aber gleichermaßen für Neheim gelte.
Deshalb sollte einmal geprüft werden, warum diese Hinweisschilder am Radweg fehlen, empfiehlt der Verkehrsvereinsvorsitzende den Verantwortlichen. „Denn ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es am Desinteresse der Gastronomen liegt.“
Eine kleine Mängelliste - von Oeventrop bis Neheim
Nicht die einzigen Kritikpunkte (kein Anspruch auf Vollständigkeit), die bei dieser Fahrt auf der Liste landen. Ein Überblick:
- Oeventrop: flussaufwärts an der Ortseinfahrt Höhe Tankstelle/Bahnübergang eine für Auswärtige völlig unverständliche Linienführung ohne Ausschilderung. Thomas Wälter: „Das ist mangelhaft.“ Auch die Sichtproblematik durch eine hohe Hecke an der scharfen Kurve am dortigen Segelflugplatz ist noch immer nicht behoben;
- Arnsberg: u.a. mangelnde Beschilderung (siehe oben), fehlende Knotenpunktkarte an der Klosterbrücke und die problematische Querung der Bahngleise am Viadukt. Vorschlag Markus Rüther: „Um die Sehenswürdigkeiten herauszustreichen, könnten die Stromverteilerkästen entlang des Weges werbewirksam mit entsprechenden Fotos foliert werden.“
- Bruchhausen/Hüsten: „Dieser Abschnitt ist richtig gut,“ mit ausreichend Hinweistafeln - und die auch richtig platziert. Einziger Minuspunkt: Die Schwellen auf der Straße „Am Solepark“. Thomas Wälter: „Für Radfahrer einfach schlimm.“
- Neheim: fehlende Hinweisschilder auf Gastronomie und Freibad, schlechte Ausweisung zur Innenstadt, gefährliche Wurzellaufbrüche im Asphaltbelag kurz hinter Neheim und ein recht wackeliges, teils morsches Holzgeländer zur Ruhr hin an dem sehr schönen Abschnitt direkt vor dem Rathaus (flussabwärts gesehen).
Der Radtourismus dürfte noch erheblich mehr Bedeutung gewinnen
Zudem sollten allgemein, merkt Thomas Wälter, alle Übergangskanten von der Straße auf den Radweg geglättet und geprüft werden, ob künftig die Schilder mit dem Radweg-Pfeil nicht in UV-Qualität angeschafft werden könnten. „Die anderen verblassen zu schnell.“
Investitionen in den innerstädtischen Ruhrtalradweg sind allein angesichts der Übernachtungszahlen (siehe Infobox), nicht in den Sand gesetzt. Denn dem Radtourismus wird aufgrund der heftigen - und wohl auch noch länger anhaltenden Teuerungsrate - in den kommenden Jahren vermutlich eine immer größere Bedeutung zukommen. Und die Konkurrenz schläft nicht.