Arnsberg. Eine Zahl, die sich sehen lassen kann. Und Sonntag, 4. September, ist das große Finale - mit „Malleus Malefickdich“ und dem „furore.-Kollektiv.

Die angepeilte Marke nicht ganz erreicht, aber immer noch locker über dem Durchschnitt:

Die große Sonderausstellung „Du Hexe! Opfer und ihre Häscher“ im Arnsberger Sauerland-Museum, die kommenden Sonntag nach einem halben Jahr zu Ende geht, zog bislang gut 12.000 Besucherinnen und Besucher an. Und die haben (und können noch) erfahren, dass Hexen nicht auf Besen fliegen und anderen Menschen Leid antun, sondern unschuldige Opfer sind.

Opfer von Aberglauben, Neid oder einer subtilen Politik, die Blitzableiter für Katastrophen und Fehlentscheidungen aller Art sucht, an denen sich der (oft bewusst geschürte) Volkszorn brutal austoben kann.

Karin Fischer: Können uns mit dieser Besucherzahl sehen lassen

Der Besuch der Ausstellung, sagt Karin Fischer als Marketing-Chefin des Museums, sei zunächst recht schleppend angelaufen. Was nicht verwundern darf, tobte zum Start im März noch das Corona-Virus auf extrem hohem Niveau durch die Lande. Und ohnehin, so Fischer, seien gemächliche Anläufe bei Ausstellungen nicht ungewöhnlich. Dennoch sei man mit dem Zuspruch zufrieden, denn nach einer gewissen Anlaufzeit habe das Publikumsinteresse deutlich angezogen.

„Wir hatten zwar mit insgesamt rund 15.000 Besuchern gerechnet,“ macht Karin Fischer aus ihrem Herzen keine Mördergrube, „aber 12.000 ist auch noch eine gute Zahl.“ Denn derzeit sei im Kulturbereich der unschöne Trend zu beobachten, dass allgemein der Zuspruch 30 Prozent unter den jeweiligen Erwartungen liege. „Daher können wir uns mit der Besucherzahl durchaus sehen lassen.“

Der Escape Room ist ein großer Renner im Rahmen der Hexen-Ausstellung

Sonntag Führungen durch Hexen-Ausstellung

Auch „Escape Room“ oder „Real Life Escape the Room“ genannt, ist das Escape Game ein Rollenspiel, das in einer realen Umgebung stattfindet.

Es ist ein Spiel in Lebensgröße, bei dem die Spieler innerhalb einer bestimmten Zeit aus einem Raum entkommen müssen, in den sie eingesperrt sind.

Am Sonntag, 4. September, finden wieder Führungen durch die Ausstellung statt. Um 11 Uhr und um 14 Uhr sind noch Plätze verfügbar.

Die Ausstellungsführung dauert ca. 60 Minuten und kostet für Erwachsene 10, ermäßigt bzw. Kinder 5 Euro inklusive Eintritt.

Anmeldungen: 02931-944444 oder sauerlandmuseum@hochsauerlandkreis.de

Sehr zufrieden ist die Museumscrew um Leiter Dr. Oliver Schmidt aber mit dem in die Sonderausstellung integrierten Escape Room (siehe Infobox).

„Hier verzeichnen wir über 300 Buchungen von jeweils drei- bis vierköpfigen Gruppen. So ist auch das kommende Wochenende bereits komplett belegt.“ Das erfreuliche daran sei, dass auf diese Weise Personen in das Museum kommen würden, „die sonst eher nicht zum Besucherkreis zählen“. In anderen Worten: Hier wurde ein ganz besonderen Zugang zu Kultur und Geschichte gelegt.

Die Schulen haben das Vermittlungsangebot nicht optimal genutzt

Ebenfalls auf guten Zuspruch sei das Programm „Hexenküche“ gestoßen - eine besondere Gruppenführung für Erwachsene, sagt Karin Fischer, die immer mit einem netten Zusammensein bei einem (hochprozentigen?) „Kräutermix“ geendet habe.

Nicht so prickelnd angekommen dagegen sei, zumindest anfänglich, das speziell auf die Schulen zugeschnittene Vermittlungsprogramm, das der Jugend das düstere, teils in manchen Ländern noch immer aktuelle Kapitel Hexenverfolgung und deren Ursachen näherbringen sollte. „Da hatten wir mehr erwartet.“

Zum Finale der Sonderausstellung wird das Stück „Malleus Malefickdich“ gezeigt

Spielszene aus „Malleus Malefickdich“. Das Stück wird Sonntag zum Abschluss der Sonderausstellung im Blauen Haus aufgeführt. Der Eintritt ist frei.
Spielszene aus „Malleus Malefickdich“. Das Stück wird Sonntag zum Abschluss der Sonderausstellung im Blauen Haus aufgeführt. Der Eintritt ist frei. © Privat | Privat

Nun aber haben Interessierte noch bis Sonntag die Chance, die Sonderausstellung zu besuchen. Und da wartet ein ganz spannender Leckerbissen: das Theaterstück „Malleus Malefickdich“ des „furore.-Kollektivs“, das die Hexen-Thematik auf andere Weise vermittelt:

Mit dem „Hexenhammer“ (Malleus maleficarum) legte der Dominikaner Heinrich Kramer 1486 einen der Grundsteine zur Legitimierung der Hexenverfolgungen im Deutschland der Frühen Neuzeit. Die Performerinnen des Kollektivs setzen sich nun mit diesem finsteren Kapitel auseinander.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in Europa tausende Menschen als Hexen oder Zauberer verurteilt und hingerichtet. Die Hexenverfolgungen betrafen in Mitteleuropa weitaus überwiegend Frauen. Hexen sind dagegen heute im Fantasy-Genre oft Heldinnen, Magie ist eher positiv besetzt. Zudem gibt es noch das märchenhafte Bild der bösen Hexe, die mit Intrigen Macht an sich reißt.

Das furore.-Kollektiv fragt: Was bedeutet Magie?

Das furore.-Kollektiv nähert sich durch Theater, Poesie, Musik, Tanz sowie mit interaktiven Elementen dieser Thematik an. Die Performerinnen stellen sich und dem Publikum die Frage, was Magie bedeutet, wie Schuldzuweisungen zustande kommen und welche Gefühle ausgelöst werden, wenn man sich an die Hexenverfolgungen erinnert. Das Stück wird bei kostenfreiem Eintritt um 15 Uhr im Blauen Haus des Museums gezeigt.

Die nächste Sonderausstellung folgt übrigens im April 2023. Thema: „Der Wald“.