Arnsberg. Mit dem Projekt „Solidarische Landwirtschaft“ beschreitet das Tiggeshof-Team neue Wege der Lebensmittelproduktion in Arnsberg.

Selbst Obst und Gemüse anbauen anstatt im Supermarkt „Frisches“ aus Übersee einzukaufen? Klingt gut – aber wie stellt man (oder „frau“) das auf die Beine?

„Solawi“ lautet das Zauberwort; keine Vokabel aus fernen Ländern, sondern die Abkürzung für „Solidarische Landwirtschaft“, dahinter steckt der Plan, auf dem Tiggeshof in Arnsberg-Ainkhausen in Kürze von Aubergine bis Zucchini auf Leckeres und Gesundes aus der „Heimaterde“ zu setzen: natürlich nicht ganz allein, sondern als Teil einer Solidargemeinschaft.

Kosten werden auf 35.000 Euro geschätzt

Mindestens 35.000 Euro werden benötigt, um das „Solawi“-Projekt zu finanzieren und im kommenden Jahr starten zu können.

Wer sich am Crowdfunding beteiligen möchte, kann eine beliebige Summe beisteuern – es gibt keine Mindestsumme. Die Gesamtsumme fließt auf jeden Fall in das Projekt – unabhängig davon, ob mehr oder weniger als der angesteuerte Betrag zusammenkommt.

Wer „Solawi“ werden möchte, sollte mit monatlichen Kosten von 70 bis 80 Euro rechnen.

Alle Infos: www.solawi-tiggeshof.de/ oder https://erlebnisbauernhof-sauerland.de/

Und das funktioniert wie genau? Nun, „Solawi“ steht für eine „Community basierte Form der Lebensmittelproduktion“: Eine Gruppe von Menschen schließt sich zusammen, teilt sich die Betriebskosten einer kleinen Gärtnerei, in der regionales Biogemüse für diese Community angebaut wird. Die gesamte Ernte wird wöchentlich in Gemüseboxen („Anteilen“) verteilt.

Eine „Solawi“ kann z.B. auch die laufenden Kosten einer Hühnerherde tragen – und hinterher die Eier untereinander aufteilen. Vorteil:

Der Ansatz garantiert sehr nachhaltiges Wirtschaften dank fester Abnehmer. Der Hof und die Gärtnerei haben mehr planerische Sicherheit – die „Solawis“ bekommen regelmäßig frisches regionales Biogemüse und – falls gewünscht – weitere Lebensmittel. „Ein Modell, dass in Randlagen von Großstädten bereits erfolgreich praktiziert wird“, berichtet Ulla Tigges im Gespräch mit dieser Zeitung. „Kommendes Jahr – also 2023 – soll unser eigenes Projekt auf dem Tiggeshof in Ainkhausen starten“, so die erfahrene Landwirtin aus Arnsberg weiter.

Crowdfunding startet im September

Wer Familie Tigges kennt, zweifelt keine Sekunde daran, dass auch das neueste Projekt aus der „Agrar-Ideenschmiede“ im „Mini-Dörfchen“ eine Erfolgsgeschichte wird – allerdings bedarf es noch einer ganzen Reihe von Vorbereitungen: Im September soll ein Crowdfunding beginnen, um die heimische „Solawi“ auf ein gesundes finanzielles Fundament zu stellen. Interessenten, die dabei sein möchten, gibt es bereits reichlich, eine erste Infoveranstaltung im Mai war sehr gut besucht. 80 bis 100 Haushalte braucht es, damit die Solidargemeinschaft Fahrt aufnehmen kann.

Wer mal hin möchte: Hier findet man den Tiggeshof.
Wer mal hin möchte: Hier findet man den Tiggeshof. © WP | tdierkes, ,Stepmap

Den „Hut auf“ dabei hat übrigens Ullas Tochter Mariekatrin, die den Biohof ihrer Eltern demnächst übernehmen wird – und in der Vergangenheit schon ähnliche nachhaltige und innovative Ideen in die Tat umgesetzt hat. Doch zurück zum Crowdfunding:

Über die online Plattform „EcoCrowd“ wird Geld gesammelt, um den Aufbau der Gärtnerei zu finanzieren. Benötigt werden u.a. ein Wildzaun, um das Gemüse vor „Reh, Wildschwein und Co.“ zu schützen. Für frühe Kulturen und solche, die es gerne warm haben, müssen große, stabile Folientunnel angeschafft werden.

Wasser und Strom müssen vom Kuhstall zur Gärtnerei gelegt werden. Zwei Gärtner/-innen in Vollzeit sollen für das Projekt arbeiten, sie brauchen Werkzeug – und dafür eine Hütte. Auch ein Kühlhaus muss her.

Alle zusätzlichen Einnahmen über das Zahlungsziel hinaus fließen in die Pflanzung von Bäumen, die zu bewirtschaftende Fläche selbst ist 2499 Quadratmeter groß.

Nach Abschluss des Crowdfundings folgt die Vollkalkulation der Kosten, dann geht’s ans Eingemachte – und anschließend ans Ernten:

In der Gemüsesaison steht jedem „Solawi“ wöchentlich ein Ernteanteil zu, seine Box kann er oder sie direkt am Hof abholen – oder an einer Abholstation im Stadtgebiet. Große Abwechslung in der Box ist garantiert: „Wir möchten 20 verschiedene Kulturen anbauen“, erklärt Ulla Tigges, „darunter auch alte Sorten.“

Wer Kreativität beim Kochen sucht, kannst sich in der Solawi-Gemeinschaft über Rezepte (und mehr) austauschen.