Arnsberg. Vielerorts sinken Pegelstände der Flüsse so drastisch, dass Energie- und Trinkwassergewinnung gefährdet sein könnte. So sieht es in Arnsberg aus.
Das ganze Land ächzt unter der Trockenheit. Vor allem niedrige Flusspegelstände bereiten Sorgen. Nicht betroffen aber sind Möhne, Ruhr und Röhr. Die Flüsse werden durch die Wasserabgabe der Stauseen - insbesondere Möhne- und Sorpetalsperre - auf einem für die Energie- und Trinkwassergewinnung benötigten Wasserstand gehalten.
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Lage in Arnsberg ist entspannt
Wo in anderen Städten sinkende Grundwasserspiegel auch die Trinkwasserförderung aus Brunnen gefährden, ist die Lage in Arnsberg eher entspannt. Die beiden Hauptwasserwerke Möhnebogen (Möhne) und Langel (Ruhr) beziehen aus den Flüssen Möhne und Ruhr das Oberflächenwasser für die Trinkwasseraufbereitung durch sogenanntes Uferfiltrat. Zudem sind es die ersten Wasserwerke, die direkt unterhalb der Talsperren Möhnesee und Hennesee liegen. „Lassen die Talsperren Wasser in die Flüsse ab, sind unsere Wasserwerke die Ersten, die davon profitieren“, so Thomas Kroll. Er ist Geschäftsbereichsleiter Wasserversorgung bei den Stadtwerken Arnsberg.
Die Talsperren selbst werden vom Ruhrverband betrieben. Dieser stellt eine Mindestwasserführung in der Ruhr sicher - bei einem ausreichenden Abfluss in der Ruhr drosseln sie die Abgabemenge aus den Talsperren, bei Unterschreitung der Mindestwasserführung in der Ruhr wird die Abgabemenge erhöht.
Pegelstand in Talsperren ist ausreichend
Aktuell ist der Wasserstand in den Talsperren ausreichend. „Damit ist die Wasserversorgung für diesen Sommer und Herbst sicher gestellt“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Butterschlot. Eine kritische Situation trete erst ein, wenn die Flüsse und Talsperren ausgetrocknet sind. „So lange die Flüsse noch Wasser führen und die Talsperren Wasser ablassen, reichen die Mengen für Arnsberg zur Trinkwassergewinnung aus“, sagt Thomas Kroll. Derzeit sei dieses Szenario eher unwahrscheinlich.
Zuletzt floss das Wasser aus den Talsperren verlässlich: „Die Wasserabgaben aus der Möhne-, Henne- und Sorpetalsperre sind in der letzten Woche nahezu gleichgeblieben“, sagt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes. Der Hennesee ließ 1,8 – 1,9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab, die Möhne: 6,6 bis 7 m³/s und die Sorpe 1,99 bis 2,04 m³/s. „Die Abgaben sind bei dieser Wetterlage in der Größenordnung erforderlich, um die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte zur Mindestwasserführung am Pegel Villigst bei Schwerte und ab dem Pegel Hattingen einhalten zu können“, erklärt Markus Rüdel.
Nicht sorglos mit der Ressource umgehen
„Allerdings bedeutet dies nicht, dass mit der Ressource Trinkwasser sorglos umgegangen werden kann“, betont Ulrich Butterschlot. Zum einen gebe es an den Flüssen noch weitere Wasserversorger, die ihr Trinkwasser aus den Flüssen beziehen. Zum anderen könne niemand die Wetterprognosen und Füllstände in der Zukunft vorhersagen. Mehrere Trockenjahre in Folge in Kombination mit niederschlagsarmen Wintern gefährden die Füllstände der Talsperren und Flüsse.
Hinzu käme, dass Wasserknappheit kein lokales Problem ist. Ist ein Wasserversorger betroffen, sind es alle in der Region und darüber hinaus. „Eine Notversorgung gibt es zwischen den beiden Wasserwerken. Fällt eins aus, kann die Versorgung durch das andere Wasserwerk sichergestellt werden“, erklärt Thomas Kroll, „alternative Trinkwassergewinnungsmethoden durch Grundwasser und Quellen sind eher unwahrscheinlich, da diese in der Regel eher versiegen als die Flüsse“.
Aktuell scheint die Lage an den Talsperren und damit an den heimischen Flüssen entspannt. „Allerdings blicken wir als Wasserwirtschaftsverband bereits auf den nächsten Sommer.
Keine Prognose für 2023 möglich
Niemand kann bereits heute prognostizieren, ob reichhaltige Niederschläge im Winterhalbjahr die Talsperren wieder ausreichend füllen werden“, so Markus Rüdel vom Ruhrverband.
Vor diesem Hintergrund hat der Ruhrverband einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung beim NRW-Umweltministerium gestellt, um die Mindestwasserführung an den maßgeblichen Pegeln in Hattingen und Schwerte absenken zu dürfen. Die Ausnahmegenehmigung würde dem Ruhrverband erlauben, weniger Wasser aus den Talsperren abgeben zu müssen und damit die Wasservorräte in den Talsperren länger bewahren zu können. Bereits in den Jahren 2018, 2019 und 2020 seien derartige Anträge gestellt worden und sie wurden auch genehmigt.
„Auswirkungen auf die Ökologie hatte die geringere Wasserführung nicht“, betont Rüdel.