Neheim. Lohnt sich Bio? Während der Gaskrise und Inflation? Landwirt Friedrich Nagel zeigt bei Sauerländer Höfetour am Sonntag das Arnsberger Hofsleben.

Was wäre Friedrich Nagel heute, wenn er kein Landwirt wäre? „Unglücklich.“

Er ist der Junior des Biohof Nagel. Am Sonntag nimmt der Bauernhof in Wettmarsen an der „Sauerländer Höfetour“ teil. Interessierte bekommen eine Führung über den Hof und einen Einblick in das Leben als Landwirt.

Wie sieht der Alltag aus? Was passiert auf einem Arnsberger Biohof mit eigenem Hofladen? Wenige Tage vor der Veranstaltung erklärt Friedrich Nagel, was Bio eigentlich bedeutet und wie man es sich leisten kann. Trotz Inflation und Gaskrise, die auch am Biohof Nagel ihre Spuren hinterlassen.

Inflation und Gaskrise: Es wird teurer

Sauerländer Höfetour: Bauernhöfe laden ein

Die Landwirtschaftlichen Kreisverbände Hochsauerland und Olpe im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) laden ein zur „Sauerländer Höfetour“. Die Aktion beginnt am Sonntag um 11 Uhr. Bis 16 Uhr empfangen die Höfe Besucher.

Die Tour orientiert sich am Fahrradweg „Sauerlandring“. Besuchen kann aber jeder die Höfe.

Außer dem Biohof Nagel nehmen noch sechs weitere Betriebe an der Veranstaltung teil: Der Holzs(c)hoppen Fehrenbracht, Heinemanns Hof aus Lennestadt-Kickenbach, der Islandpferdehof Frettertal, Steinhoff aus Lennestadt-Theten, die Heimatschätze Erflinghausen und der Lennepark Finnentrop.

Mehr Infos: www.wlv.de.

Bio hat einen guten Ruf, aber gilt als teuer. Ökologisch, nachhaltig, fair, gesund. Doch der Verbraucher muss tiefer in die Tasche greifen. „Der Bio-Absatz ist zuletzt gesunken. Das merken wir hier auch“, sagt Landwirt Friedrich Nagel.

Auch die eigenen Produktionskosten steigen weiter. Allerdings nicht so extrem wie im konventionellen Bereich. Der Biohof Nagel züchtet Rinder und Schweine. Das Fleisch verkauft der Landwirt seit 2021 auch direkt an den Endkunden im eigenen Hofladen.

500 Schweine, ein Bulle

Zurzeit aber bestimmt die Inflation das Kaufverhalten der Kunden. Bio-Fleisch steht in der Gaskrise bei Wenigen ganz oben auf der Einkaufsliste. Für den jungen Landwirt gibt es eine Lösung: „Die Leute sollten ihren Fleischkonsum reduzieren und weniger Fleisch, aber dafür gutes kaufen“, sagt er.

Selber isst er drei- bis viermal in der Woche Fleisch. „Darunter zählt aber auch die Wurst am Morgen“, betont er.

20 Mutterkühe und einen Bullen gibt es beim Biohof Nagel.
20 Mutterkühe und einen Bullen gibt es beim Biohof Nagel. © WP | Livia Krimpelbein

20 Mutterkühe und ihre Kälber, ein Bulle, 500 Schweine. Zwei Hunde und Familie Nagel. Für das Siegel „Bio“ hat der Hof andere Auflagen als konventionelle Betriebe: „Wir benutzen keine Pestizide. Die Tiere kriegen eine Menge Auslauf und Außenklimareiz,“ zählt Nagel einige Voraussetzungen auf.

Bio-Produkte frei von Medikamenten

Vermieden werden zu viele Medikamente. Schon wenn ein Schwein zwei Behandlungen aufgrund von unterschiedlichen Krankheiten bekommt, muss es als konventionell gehalten verkauft werden. „Es wird sichergestellt, dass keine Spur eines Medikaments im Produkt auftaucht.“

Konventionelle Tierhaltung ist das, was in der Gesellschaft wohl als „Massentierhaltung“ bezeichnet wird. Für Friedrich Nagel ist der Begriff problematisch. „Das Wort hat keine Definition.“ Ob 100 Schweine auf 100 Quadratmetern oder 200 auf 1.000 gehalten werden, mache schließlich einen großen Unterschied.

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Verbraucher wollen Biofleisch

Bis ins 13. Jahrhundert gehen die Wurzeln des familiären Betriebs zurück. Seitdem hat sich die Haltung von Tieren stark verändert. Heute ist es so weit, dass viele Verbraucher wieder großen Wert aufs Tierwohl legen. „Vor allem in der Coronazeit hat man das gemerkt.“

Friedrich Nagel empfängt am Sonntag Besucher bei der Saueränder Höfetour.
Friedrich Nagel empfängt am Sonntag Besucher bei der Saueränder Höfetour. © WP | Livia Krimpelbein

Wie genau es für die Landwirtschaft an sich im Rahmen der aktuellen weltpolitischen Situation weitergeht, vermag der junge Bauer nicht abzuschätzen. „Wir wissen ja nicht einmal, wie der Winter dieses Jahr wird“, sagt er. „Können die Verbraucher sich auf Dauer höherklassiges Fleisch erlauben?“

Besserer Geschmack

Wie sich die Haltungsform des Biohofs Nagel entwickelt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Spaß macht das Leben hier so oder so.

„Die Direktvermarktung läuft gut und wir sehen keinen Grund, sie zu beenden. Unsere Kunden sagen auch, dass das Fleisch besser schmeckt als das aus dem Supermarkt“, freut er sich.

Vom jungen Tier bis zum Produkt

Jeder Morgen ist gleich: Friedrich Nagel wechselt das Stroh in den Ställen, die Schweine freuen sich. Heute macht er nachmittags Burger-Pattys. Die werden dann in der Tiefkühltruhe im Hofladen verkauft. „Ich zerlege mittlerweile auch selber“, erklärt er.

Er begleitet also den gesamten Prozess – vom jungen Schwein und Kalb bis zum fertigen Produkt. Beruflich etwas anderes zu machen, kann er sich nicht vorstellen. „Die Arbeit begleitet dich aber 24 Stunden am Tag.“

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Arnsberger Hof kurz vor Sauerländer Höfetour

Jetzt gerade bereitet Familie Nagel sich auf die Sauerländer Höfetour vor. Am Sonntag werden Besucher mitgenommen in den Alltag auf dem Biohof.

Es wird eine rollende Waldschule geben, „darin sind präparierte Wildtiere, die wir erklären.“ Die Bio-Bratwurst kommt vom Hof selbst.