Neheim. Vier Jahrzehnte hat Heinz Drießen Jugendliche aus Neheim unterrichtet und ihnen das Autofahren beigebracht. Nun hat er einen Nachfolger.
Seit 1979 hat Heinz Drießen so manchen Fahrschüler in Neheim durch die Fahrprüfung gebracht. Locker über 2000 müssten es gewesen sein, so ganz genau könne er das nicht mehr sagen. Die einen seien flott und talentiert gewesen, andere hätten den Führerschein bis heute nicht. Bemüht hat er sich um alle seine Schützlinge, bei denen er sich an dieser Stelle für all die Jahre und das Vertrauen in ihn ganz herzlich bedanken möchte. Noch bis Ende August fährt Drießen weiter durch Neheim und Umgebung, dann übergibt er die Räumlichkeiten seiner Fahrschule an Erasmus Thomanek.
+++ Lesen Sie auch: Wie die Volksbanker in Hüsten den Spaßfaktor erhöhen +++
Der 29-Jährige hat die Fahrschule Bullert, die einst sein Großvater gegründet hat, übernommen und eröffnet nach Niederense und Bruchhausen eine dritte Filiale.
43 Jahre an der Langen Wende
Doch zunächst zurück zu Heinz Drießen. 43 Jahre an der Langen Wende, 46 Jahre als Fahrlehrer. Eine beachtlich lange Zeit. Nun soll es aber wirklich reichen. Auch wenn der 77-Jährige die Arbeit mit den jungen Menschen immer unheimlich viel Spaß gemacht hat und er noch fit ist. „Wenn dann aber irgendwann bei der Gefahrenbremsung die Brille verrutscht, die Hörgeräte rausfliegen und das Gebiss klappert, ist es wohl Zeit, aufzuhören“, sagt er mit einem zwinkernden Auge und muss selbst ein wenig über sich lachen.
Vier Jahrzehnte liegen nun hinter Heinz Drießen, und neben der sich ständig weiter entwickelnden Technik habe sich auch sonst einiges getan. Den Führerschein zu bekommen, sei nicht nur anspruchsvoller, sondern auch deutlich teurer als damals. „Eigentlich war schon immer die Faustregel, dass der Führerschein ein Monatsgehalt kostet“, erklärt Drießen. Und das sei auch heute noch so. Letztlich komme es dann natürlich auch immer auf die Auffassungsgabe der Schülerinnen und Schüler an. „Aber als ich angefangen habe, gab es noch welche, die haben die Prüfung nach sechs Wochen bestanden. Inzwischen liegen wir da eher zwischen drei und sechs Monaten“, weiß der Fahrlehrer. Faktoren wie das stetig wachsende Verkehrsaufkommen und die Komplexität der Prüfungen spielen da mit rein.
„Die praktische Prüfung dauert zum Beispiel inzwischen 55 statt 45 Minuten, und es können auch Fahrassistenz-Systeme abgefragt werden. Das gab es früher nicht“, berichtet er. Da galt noch ein Spruch, den die Drießen-Schüler der vergangenen Jahrzehnte sicher noch in bester Erinnerung haben: „Willst du lange leben… denk an den dahinter und daneben.“
Fahrschule Bullert übernimmt
Nicht vier Jahrzehnte, sondern vier Jahre ist Heinz Drießens Nachfolger Erasmus Thomanek inzwischen Fahrlehrer. Über seinen Opa Fritz Bullert ist der heute 29-Jährige auf den Beruf aufmerksam geworden und hat sich schließlich für die Ausbildung im Familienbetrieb entschieden. Und Opa Fritz Bullert kannte als langjähriger Fahrlehrer in der Region natürlich auch Heinz Drießen. „Mein Opa und Herr Drießen haben dann eines Tages telefoniert, und so habe ich erfahren, dass die Fahrschule an der Langen Wende frei wird“, so Erasmus Thomanek. Neheim habe er durch seine Fahrten ab Bruchhausen und Niederense oft durchquert und stets viele junge Menschen auf den Straßen beobachtet. „Die fixe Idee, hier auch einen Standort für die Fahrschule Bullert zu eröffnen, hatte ich bereits etwas länger. Dass ich nun die Räumlichkeiten von Heinz Drießen übernehmen kann, ist natürlich ein absolutes Glück“, so der 29-Jährige. Vor Ort wird sich zunächst auch wenig verändern. Die Außenwerbung der Fahrschule Bullert inkl. Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten ist bereits angebracht. Innen bleiben Tische und Stühle erhalten, lediglich Beamer und Leinwand werden künftig einem Fernsehgerät weichen. „Da ist das Bild dann besser, und ein neuer Beamer würde mich wahrscheinlich das gleiche kosten“, so Thomanek. Die Fahrschülerinnen und Fahrschüler, die er von Heinz Drießen übernimmt, müssen sich also kaum umstellen und können weiter an Ort und Stelle in gewohnter Umgebung für ihre Prüfung lernen. Dass im Gebäude nach 43 Jahren mit Heinz Drießen nun wieder eine Fahrschule ansässig ist, freut auch die Vermieter Bettina und Michael Franke sehr. „Wir hatten eine wunderschöne und lange Zeit gemeinsam mit Herrn Drießen, seit wir 1996 das Haus aus einer Erbengemeinschaft meiner Familie ganz übernommen haben“, erklärt Bettina Franke. Umso glücklicher seien sie und ihr Mann nun, dass es ganz ohne Nutzungsänderung weitergeht. „Wir hoffen natürlich, dass wir genauso lange mit Herrn Thomanek zusammenarbeiten werden“, so Bettina Franke.