Arnsberg. Nach über drei Jahrzehnten Stillstand will Richard Ulrich das Haus Rumbecker Straße 18 von Grund auf sanieren. Und nicht nur das.

Mehr als 30 Jahre hat das historisch bedeutsame Gebäude Rumbecker Straße 18 als unansehnliche „Ruine“ immer wieder für Naserümpfen bei Anwohnern und in der Arnsberger Bürgerschaft gesorgt.

Doch das ist bald vorbei. Denn Richard Ulrich setzt jetzt das fort, was Vater Christoph begonnen hatte, aber an Heiligabend 1989 durch einen Brand radikal beendet wurde: die umfassende Sanierung des Hauses mit dann zwei großzügig geschnittenen Wohnungen und einer Gewerbefläche im Erdgeschoss.

Zugleich soll ein „Quartier Lilienthal“ als nachhaltiger Lebensort entstehen

Bauherr Richard Ulrich an der Rückseite des baulich spannenden Hauses Rumbecker Straße 18.
Bauherr Richard Ulrich an der Rückseite des baulich spannenden Hauses Rumbecker Straße 18. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Hier, sagt der 26-jährige in Köln lebende Absolvent der Volksbetriebswirtschaft Richard Ulrich, soll aber zugleich auch ein neues Quartier entstehen – das „Quartier Lilienthal“ (siehe Infobox) als ein nachhaltiger Lebens- und Arbeitsort direkt in der Arnsberger Innenstadt.

Denn Ulrich will nicht nur das markante klassizistische Haus vom Keller bis zum Dachgeschoss sanieren, sondern auch das Gebäude im hinteren Grundstücksbereich verkaufen. Möglichst an Personen oder Familien, die bereit sind, hier gemeinsam mit ihm „ein schönes Quartier zu entwickeln“.

Allein 2500 Quadratmeter Grünfläche

Immerhin: Die gesamte vorhandene, mit teils hohen Bäumen bewachsene Grünfläche des Grundstücks, ist eine kleine, aber doch wertvolle Lunge der Stadt. Sie umfasst rund 2500 Quadratmeter, davon wiederum gehören 410 Quadratmeter zu dem zum Verkauf stehenden Objekt im hinteren Bereich, dem sogenannten „Mittelhaus“.

Dieses Gebäude, erläutert Richard Ulrich, war vor langer Zeit mit dem direkt an der Rumbecker Straße befindlichen Haus baulichen verbunden worden. „Doch inzwischen wurden beide Objekte wieder voneinander getrennt, so dass jedes für sich alleine steht.“

Erste Sanierungspläne wurden durch einen Brand zunichtegemacht

Aber zurück zum Haus Rumbecker Straße 18, das 1843 von Richard Ulrichs Vorfahren Julius von Lilienthal als eines der ersten Gebäude – vermutlich als viertes in einer nachfolgenden langen Reihe – östlich der Ruhr errichtet worden war:

Das Objekt, schon immer in Familienbesitz, hatte Ulrichs Vater Christoph vor gut drei Jahrzehnten sanieren wollen. Doch kaum hatte er damit begonnen, machte ein verheerender Brand an Heiligabend 1989 diese Pläne zunichte. In Folge wurde dann lediglich der von den Flammen zerstörte Dachstuhl erneuert. Seitdem präsentiert sich das Haus Rumbecker Straße 18 als traurige, immer wieder in der Öffentlichkeit kritisierte „Ruine“.

Bauherr Richard Ulrich: „Die Sanierung war schon immer ein Herzenswunsch“

So wird sich das Haus Rumbecker Straße 18 nach der Sanierung präsentieren.
So wird sich das Haus Rumbecker Straße 18 nach der Sanierung präsentieren. © Privat | Privat

Damit soll es jetzt vorbei sein. „Der Umbau und die Sanierung war schon immer ein Herzenswunsch von mir,“ sagt der 26-Jährige. Und diesen Traum werde er nun in die Realität umsetzen. Die Finanzierung stehe, ebenso die konkrete Bauplanung und auch die Baugenehmigung liege vor.

Letzteres habe allerdings einige Zeit in Anspruch genommen, weil vieles habe mit der Denkmalpflege abgestimmt werden müssen. „Das Haus steht zwar nicht unter Denkmalschutz, weil es in seiner Geschichte sehr oft umgebaut wurde,“ erläutert Ulrich, „aber es ist als erhaltenswertes Objekt eingestuft worden.“

Und vor diesem Hintergrund habe er mit Günter Müller aus Schwerte auch einen „hervorragenden Architekten gefunden, der sich auf die Sanierung von Denkmälern spezialisiert hat“.

Die Sanierung soll im Sommer/Herbst 2023 abgeschlossen werden

So könnte das sogenannte Mittelhaus im hinteren Bereich des Hauses Rumbecker Straße 18 einmal aussehen.
So könnte das sogenannte Mittelhaus im hinteren Bereich des Hauses Rumbecker Straße 18 einmal aussehen. © Privat | Privat

Illegitimer Sohn des Schweden-Königs

Bauherr des Hauses Rumbecker Straße 18 war Julius von Lilienthal - daher der Name „Quartier Lilienthal“.

Er wurde am 24. Juni 1787 in Stockholm geboren, als illegitimer Sohn des schwedischen Königs Gustav II. (1746-1792) und der Hofdame Elisa von Sörnsen, die im November 1786 in Kopenhagen den Kapitän Johannes von Lilienthal heiratete.

Nach der Ermordung des schwedischen Königs floh die Mutter mit dem Sohn nach Deutschland.

Lilienthal kämpfte später als Offizier u.a. in den Napoleonischen Kriegen und erlitt schwerste Verwundungen.

Wann Julius von Lilienthal nach Arnsberg kam und hier als Oberlandesgerichts-Registrator tätig wurde, ist nicht bekannt.

Am 2. Oktober 1825 heiratete er in Arnsberg Anna Maria Clara Florentine Blume aus Soest.

1841 erwarb von Lilienthal vom Freiherrn von Fürstenberg eine Parzelle an der befestigten Chaussee nach Meschede (Rumbecker Str. 18) weit außerhalb des Stadtzentrums - nicht weit entfernt vom ab 1840 errichteten Oberlandesgericht am Brückenplatz.

Mit dem Abriss der nachträglichen baulichen Verbindung der beiden Häuser ist bereits der erste Schritt in Richtung eines „Quartiers Liliental“ getan. Nun aber geht es ans Eingemachte – an die Sanierung des Hauses an der Straßenfront. „Begonnen wird in einem Monat mit den Arbeiten an der rückwärtigen Hausseite, so dass man davon zunächst nicht viel mitbekommen wird.“

Dann aber soll es zügig vorangehen, die Fertigstellung beziehungsweise der Abschluss der Sanierung ist laut Bauherrn für Sommer / Herbst des kommenden Jahres geplant. „Allerdings,“ räumt er ein, „könnte angesichts der aktuellen Material- und Handwerkerengpässe eine Verzögerung eintreten.“

Damit müsse man in diesen Krisenzeiten leider immer rechnen. Dennoch ist Richard Ulrich in Sachen Zeitplan optimistisch. „Weil wir sehr viele Naturmaterialien verarbeiten werden, und da gibt es keine Lieferprobleme.“

Es entstehen zwei große Wohnungen und eine großzügige Gewerbefläche

So entstehen im Haus Rumbecker Straße zwei etwa 90 Quadratmeter große Wohnungen, die vermietet werden sollen. Im Erdgeschoss wird eine großzügige Gewerbefläche für Büroräume geschaffen. Diese sollen auch einen barrierefreien Zugang erhalten. „Hier müssen wir uns aber noch genau mit der Stadt abstimmen.“

Das genannte Mittelhaus dagegen steht zum Verkauf.