Arnsberg/Hüsten. Die Spendenbereitschaft sinke, die finanzielle Not bedürftiger Haustierbesitzer wachse: Wieso Futter- und Geldspenden dringend benötigt werden.

Die hohe Inflation bringt viele Menschen in finanzielle Nöte. Spritkosten, Lebensmittelpreise: für einige kaum stemmbar. Wer wenig Geld in der Tasche hat und dann auch noch sein Haustier versorgen muss, der bekommt Futterspenden und in Notfällen finanzielle Unterstützung bei Tierarztkosten von Selma Wolff und ihrem Team bei der Tiertafel Arnsberg – die aktuell enormen Zulauf hat.

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Sie sagt: „So wie der Krieg in der Ukraine angefangen hat, war es von da an jeden Tag spürbar. Es gibt viel mehr Bedürftige aber die Spendenbereitschaft ist gleichzeitig nicht mehr so groß.“

Cent-Münzen werden zusammengekratzt

Noch kürzlich habe Selma Wolff den Fall gehabt, dass eine Tierbesitzerin den normalerweise zu zahlenden Obolus von einem Euro für das Futter von der Tiertafel kaum zusammengekratzt bekommen habe: „Ob Sie es glauben oder nicht, die Frau hat wirklich noch einzelne Cent-Münzen aus der Tasche rausgekramt, um einen Euro zusammen zu kratzen.“ Natürlich habe sie das Geld von der Frau nicht angenommen. „Um Gottes Willen, da wäre ich ja ein Unmensch gewesen, wenn ich das getan hätte.“

Sorge vor dem Tierheim

Man merke den Menschen deutlich die Verzweiflung an, deren größte Sorge es sei, das geliebte Tier im Heim abgeben zu müssen, weil sie es nicht mehr versorgen könnten. „Ältere Leute, die nur eine kleine Rente haben zum Beispiel“, so Selma Wolff, „die kaufen dann eher noch Futter anstatt das wenige Geld, das ihnen zur Verfügung steht, für Lebensmittel auszugeben.“ Die Tiertafel gewährleiste, dass genau das nicht passiere: „Durch unsere Unterstützung landet das Tier nicht im Tierheim und der Besitzer kann sich meinetwegen ein Kilo Brot mehr kaufen im Monat.“

Seit 2017 arbeitet Selma Wolff bei der Tiertafel. Ehrenamtlich – wie alle hier. „Es ist mir wichtig, diese Menschen glücklich zu machen“, sagt sie. „Ich selber habe eine Geschichte, die mit Krieg zu tun hat und ich wollte Deutschland etwas zurück geben.“

Und das tut sie, wo sie nur kann. Jahrelang hat sie bei der „normalen“ Tafel für Menschen gearbeitet, bevor sie dann davon hörte, dass es auch hohen Bedarf bei der Tafel für Vierbeiner gebe. Hier seien beide betroffen – nicht nur das Tier, sondern der Mensch. „Man sagt ja nicht umsonst: Da, wo das Tier leidet, ist das Leid vom Menschen nicht weit.“

Neben einigen Geschäften für Haustierbedarf, spendeten vor allem Privatpersonen Futter oder Zubehör an die Tiertafel – hauptsächlich Besitzerinnen und Besitzer von verstorbenen Haustieren, die plötzlich das Futter nicht mehr bräuchten. Oft werde aber auch Futter gespendet, das aus Allergiegründen nicht an das eigene Tier verfüttert werden könne: „Wenn Hund oder Katze das teuer gekaufte Futter nicht vertragen, wird das zu uns gebracht“, so Selma Wolff.

Auf Privatspenden angewiesen

Sie und ihr Team seien auf diese Privatspenden angewiesen. Sie appelliert: „Jeder der eine Dose übrig hat: bitte vorbei bringen. Ich finde es so wichtig, dass es vor Ort so etwas gibt, wo man wirklich etwas von einer Hand in die nächste etwas weiter geben kann – ruhigen Gewissens.“ Vor allem jetzt in der Sommerzeit hätten sich viele Kaninchen oder andere Nagetiere angeschafft. Benötigt werde also nicht nur Katzen- oder Hundefutter, sondern alle möglichen Sorten von Tierfutter, genauso wie Zubehör: Näpfe, Leinen, Trinkflaschen, Katzenstreu. Auch Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer seien stets willkommen und aktuell stark gebraucht.

Doch fast noch am Wichtigsten: Geldspenden. „Miete, Benzin, Nebenkosten: Auch wir merken ja, wie alles teurer wird.“ Wer also weder Katzenstreu noch Dosenfutter zuhause habe, könne auch mit dem ein oder andren Euro seinen Teil dazu beitragen, dass Menschen sich nicht von ihren pelzigen – oft besten Freunden trennen müssten.