Arnsberg. Jetzt geht es voran: Eine Erwähnung im NRW-Koalitionsvertrag gibt den Planungen für Arnserger Hochschule für Nachhaltigkeit wichtigen Auftrieb.

Der Name klingt schon mehr nach einem konkreten Programm als nach einem Traum: Unter dem Begriff „Hochschule Arnsberg für nachhaltige Entwicklung und Transformation“ (HANET) werden die Planungen für die Gründung einer neuen Hochschul-Einrichtung in Arnsberg nun intensiviert. Die Verwaltung erhielt vor den Ferien den Auftrag zur Er­stellung eines Rahmenkonzeptes, machte dafür nötige Mittel frei und gab einstimmig „grünes Licht“. Wichtiger aber war wohl noch ein anderes politisches Signal: Die Erwähnung einer solchen Hochschule im Zusammenhang mit dem Bildungsstandort Arnsberg im schwarz-grünen Koalitionsvertrag.

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„Das Koalitionspapier ist super“, sagt Bürgermeister Ralf Paul Bittner und dankt allen - auch heimischen politischen Kräften wie Verena Verspohl (Bündnis 90/Grüne) und Klaus Kaiser (CDU), die direkt oder indirekt haben mitwirken können. Damit nämlich bieten sich der Arnsberger Idee, die schon seit der Verabschiedung der Arnsberger Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2017 und und seit drei Jahren intensiv vorgedacht wird, neue Perspektiven, Vor allem die, dass eine HANET als eigenständige und vom Land getragene Hochschule gegründet werden könnte. Alternativen wären das Andocken an bestehende Hochschulen – zum Beispiel der FH Südwestfalen – oder das Unterstellen unter das Dach privater Hochschulen wie der FOM.

Hochschule Arnsberg für nachhaltige Entwicklung und Transformation

HANET steht für Hochschule Arnsberg für nachhaltige Entwicklung und Transformation. Dahinter steht die Überlegung, beide Zukunftsaufgaben durch Lehre und Forschung am Standort Arnsberg zu fundieren.

Die neu zu gründende Hochschule soll Studierende durch Wissenschaft, Forschung und Transfer dazu befähigen, komplexe Transformationsprozesse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft kompetent zu gestalten.

Es sollen Schwerpunkte gesetzt werden, die sowohl von überregionaler Bedeutung sind als auch regionale Anknüpfungspunkte bieten.

Zwei Cluster sollen gebildet werden:

Das Cluster 1 umfasst „Wald und Holz“ in Verbindung mit Bauen, Wohnen und Arbeiten.

Das Cluster 2 bezieht sich auf „Kommunale Entwicklung im ländlichen Raum“, mit Blick auf Landnutzung, Wohn- und Siedlungsentwicklung, Daseinsvorsorge, Wirtschaft und Arbeit sowie demografische Entwicklung.

Für beide Cluster, so sieht das Konzeptpapier vor, sind die Arbeitsbereiche Nachhaltige Entwicklung, Transformationspro­zesse, Digitalisierung und innovative Governance-Strukturen angedacht. Inter- und Transdisziplinarität sind damit grundlegende Prinzipien.

Papier macht Mut

Wenn der Koalitionsvertrag zwar auch noch nicht ausdrücklich die Gründung einer Hochschule für Nachhaltigkeit explizit in Arnsberg festlegt, sondern noch etwas vage blieb, so macht das Papier dennoch mehr als Mut. Vor allem deshalb, weil es auf einen schon vor drei Jahren eingeleiteten und schon da eng von der damaligen CDU-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser begleiteten Prozess aufbaut. In zwei Workshops unter Beteiligung lokaler und überregionaler Netzwerker aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft seien Vorbereitungen getroffen worden. „Wir haben viel Zuspruch erhalten und spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Ralf Paul Bittner.

Im Koalitionsvertrag wird ausdrücklich das Forstliche Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik in Neheim genannt. Mit dem Zentrum für Wald- und Forstwirtschaft in Arnsberg-Obereimer sitzt der Landesbetrieb Wald und Holz bei den Planungen ebenfalls mit im Boot. Bittner spricht in diesem Zusammenhang vom „Nukleus des Projekts“ in der zu 62 Prozent bewaldeten Stadt Arnsberg. „Die Rahmenbedingungen für die Hochschule in Arnsberg könnten nicht günstiger sein und werden uns bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele weiter voranbringen“, sagt Marcel Witte, Beauftragter für Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Stadt Arnsberg, „die Zeit ist reif, mit solch einer Idee mutig voranzugehen“.

Nachhaltigkeit ist das Zukunftsthema. Arnsberg kann für sich verbuchen, nicht erst jetzt, sondern es schon vor vielen Jahren strategisch für sich entdeckt und entwickelt zu haben. Hier will die Stadt Vorbild sein. Die Ziele sind aber auch für die Entwicklung Arnsbergs als „zukunftsgewandte Stadt“ von hoher Bedeutung: Die Hochschule schaffe Voraussetzung mehr junge Menschen für eine Ausbildung und ein Leben in Arnsberg zu begeistern. Davon profitiere eine ganze Region. „Arnsberg als Hochschulstandort wird die Anbindung an das westliche Ruhrgebiet stärken und somit eine Schlüsselfunktion des Öffentlichen Personennahverkehrs bei der klimaschonenden Mobilität befördern“, so die Verwaltung.

Ein durch die HANET geförderter Wissenstransfer könne zu einem Transformationsmotor werden, von dem Unternehmen, Verwaltung, Stadtgesellschaft und eine ganze Region mit lokaler Wertschöpfung profitieren könne. Der Waldkompetenzstandort Arnsberg – auch wenn es bei der HANET nicht nur um dieses Thema gehen soll – würde durch eine solche Hochschule weiter gestärkt. Jetzt wird mit Hochdruck an der Umsetzung gearbeitet werden müssen. „Es ist möglich, das in dieser Legislaturperiode umzusetzen und die Weichen zu stellen“, hofft Bittner, „wir können liefern.“

Konzeptpapier

Arnsberg habe ein bereits weit ausgearbeitetes Konzeptpapier, sei ein attraktiver Standort mit starker infrastruktureller Anbindung. Sollte das Land sich zu einer HANET-Gründung in Arnsberg entschließen und als Träger auftreten, können auch schon Raumkonzepte einer Hochschule vorgeschlagen werden – von einem Ausbau in Bestandsgebäuden bis hin zu Neubauten. Kosten dafür – und auch für den Lehrbetrieb – würde dann in der Regel das Land als Träger der Hochschule übernehmen. Für Arnsberg bliebe in puncto infrastruktureller An- und Einbindung und Entwicklung zu einer „Studentenstadt“ unter den Prämissen der Nachhaltigkeit allerdings auch noch reichlich zu stemmen.