Hüsten. Identifikationssymbol: Die Hüstener Kälber stehen nicht nur als Kunstobjekte an verschiedenen Orten. Welche Geschichten dahinter stecken.

Kälber… Der eine mag sie nur auf dem Döner, der andere wäre fast für seinen Glauben an ein goldenes Exemplar der Tiere gestorben. Die Jungrinder verfügen über eine erstaunliche Bandbreite an verschiedenen Einflüssen auf die Menschen. In Hüsten beispielsweise stellen sich die Einwohner gerne ein knallbuntes Kalb auf die Nordtangente an der Arnsberger Straße. Hier begrüßt es jeden, der in die Stadt hineinfährt, und auch im Zentrum selber sind immer mehr dieser Tiere zu finden.

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Was hat aber diese außergewöhnliche Begeisterung an den Tieren in der „alten Freiheit“ ausgelöst? Bekannt geworden für diesen Kalb-Kult ist Hüsten, wie für fast alles andere, wegen der Kirmes. In ihren Anfängen als Viehmarkt wurden auf dem Volksfest jährlich Tiere zur Schau gestellt, vor allem Jungrinder. Frei nach dem Motto „die saufen wie die Kälber“ hat allerdings auch die Bierlaune der Hüstener im Anschluss an den Viehmarkt zur Identifikation mit den Tieren beigetragen.

Obwohl die Anfangszeiten der Kirmes mittlerweile über ein Jahrtausend zurückliegen, bleibt die Verbindung zwischen den Einwohnern der alten Freiheit und ihren Ortstieren bestehen. Nicht zuletzt, weil die Kälber jedes Jahr auf der Tierschau, die immer noch zum Volksfest dazugehört, zurückkommen. So auch dieses Jahr. Nach zwei Jahren coronabedingter Ausfälle kann diesen September auf dem Alten Friedhof die Tradition wieder in Gang gesetzt werden.

Wappentier im Hüstener Karneval

Von mindestens ebenso großer Bedeutung für die Werbung der Kälber ist die „Hüstener Karnevalsgesellschaft“. Bereits 1937 griffen die damaligen Mitglieder die Begeisterung für die Tiere auf und platzierten sie kurzerhand auf ihrem Vereinslogo. „Jau, das nehmen wir!“, beschreibt Michael Hücker, Geschäftsführer der Gesellschaft, die zeitgenössische Leidenschaft für die Jungrinder. Damit ist aber noch lange nicht genug. Auf den Fahnen, auf den Orden, auf den Uniformen, sogar auf der Bühne ist das Kalb abgebildet, erzählt Hücker: „Es ist einfach überall!“

„Kälber als Identifikationsfigur“

Damit hat er wohl Recht, und zwar nicht nur auf seinen eigenen Verein bezogen. Schaut man sich in Hüsten um, so steht das bunte Begrüßungs-Kalb nicht alleine da. Das Wohnungsberatungsnetzwerk „Kooperation im Quartier“, bekannter unter dem Kürzel KiQ, hat ein Projekt unterstützt, bei dem zwei weitere Kälber in Hüsten ihren Platz fanden. Das eine, ebenfalls bunt, steht vor „Das Atelier“ in der Möthe und ein weiteres, schwarz-weißes im Schaufenster von Christel Vogels Ladenlokal. Sie hatte das Zimmer kostenfrei zur Verfügung gestellt, um das kulturelle Projekt zu unterstützen. Neben diesen Hinguckern seien es aber auch viele im privaten Bereich präsentierten Kälber, die Michael Hücker zum Schluss kommen lassen: „Die Kälber machen Hüsten als Identifikationsfigur aus.“

Endlich wieder Tierschau

Der ein oder andere wird sich auf der zurückkehrenden Kirmes wohl tatsächlich mit den Tieren identifizieren und wie ein Kalb saufen. Aber auch darüber hinaus werden die Jungrinder durchaus wichtig für die Veranstaltung sein. „Es soll alles wieder so werden, wie es früher war“, gibt Ingo Beckschäfer, erster Vorsitzender der Hüstener Kirmesgesellschaft, preis. Das bezieht sich auch auf die Tierschau. Wer die Kälber also vermisst hat, kann beruhigt und voller Vorfreude die diesjährige Kirmes erwarten, und bis dahin vielleicht schon einmal mit offenen Augen durch Hüsten gehen. Eventuell entdeckt man ja an ganz neuen Stellen das Identifikationssymbol, das der alten Freiheit ihren Stempel aufdrückte…