Oeventrop. Nach spannendem Vogelschießen jubeln in Oeventrop der neue König Christoph Schmidt und sein Sohn Veit.
Große Feste schreiben große Geschichten: Die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft ist um eine reicher, denn am Montagmorgen sorgten Vater und Sohn für das Double. Nachdem Vater Christoph mit dem 175. Schuss den kümmerlichen Rest des Vogels aus dem Kugelfang geholt hatte, machte Sohn Veit beim Geckschießen kurzen Prozess – ein Doppelerfolg auch für die Kompanie Oeventrop.
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Aber mehr noch: Große Feste, große Geschichten und ganz großer Sport beim Vogelschießen. Der Wettbewerb um die Königswürde der Oeventroper Schützenbruderschaft hat schon viele spannende Momente erlebt - so knapp wie diesmal war es aber selten.
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Drei Bewerber waren unter die Vogelstange gegangen. Christoph Schmidt für die Kompanie Oeventrop sowie Marc Vollmer und Tim Flinkerbusch für die Kompanie Glösingen. Dinschede stellte diesmal keinen Bewerber - offenbar hatte die Kompanie nach drei nicht vorhersehbaren Königsjahren mit Stefan Frimmel vorerst genug.
In Oeventrop gibt es immer nur echte Bewerber. Wer hier schießt, will ab der ersten Patrone König werden. Zum sechsten Mal versuchte Marc Vollmer sein Glück, Christoph Schmidt unternahm den fünften Anlauf und Tim Flinkerbusch hatte zuvor schon dreimal zu den Bewerbern gehört.
Arithmetik des Vogelschießens
Die Arithmetik des Oeventroper Vogelschießens sorgt für Spannung, machte aber Christoph Schmidt schon vor dem ersten Schuss zu einem Favoriten. Hintergrund: Jede Kompanie hat – egal, wie viele Bewerber sie stellt – immer nur drei Schüsse in Serie, ehe die nächste Kompanie an der Reihe ist. Diesmal hatte also Christoph Schmidt als einziger Schütze der Kompanie immer drei Schuss in Folge, während sich bei den Glösingern Marc Vollmer und Tim Flinkerbusch immer abwechselten und pro Durchgang wechselweise einen oder zwei Schuss hatten.
Für Christoph Schmidt sprach somit die Statistik – er gab die meisten Schüsse ab – und auch die Tatsache, dass er bei drei Schüssen aufeinander besser reagieren und bei genauen Zielen auch mal direkt korrigieren kann. Der 58-jährige Statiker aber hatte starke und treffsichere Konkurrenz. Da alle Schützen direkt „auf die Schraube gingen“ und sich nicht um Krone oder Zepter kümmerten, entstand schnell ein Riss in der Mitte des Holzvogels, so dass Tim Flinkerbusch den Aar mit dem 83. Schuss teilte und eine Hälfte zu Boden schickte.
Vogelbauer Joachim Dolle bekam da erste Zweifel, ob das von ihm gebaute Tier tatsächlich die von ihm vorhergesagten 130 bis 140 Schuss aushalten würde. Aus Lärchen- und Lindenholz hatte er diesmal einen Riesenseeadler mit gewaltiger Spannbreite gebaut.
Das Schießen aber zog sich, zunächst blieb die verbliebene Hälfte hartnäckig. Nach 140 Schüssen hing der Vogel noch, so dass der launige Moderator Keith Püttmann mal bei Joachim Dolle nachfragen musste. „Herr Dolle, wie konnte das passieren?“, fragte er scherzend. Der Vogelbauer konterte schlagfertig: „Wenn man nicht trifft, kann er auch nicht fallen!“.
Dann aber trafen sie. Tim Flinkerbusch – vielleicht der beste Schütze des Morgens – ließ die zweite Vogelhälfte fallen, so dass nur noch ein Span, später fast nur ein Streichholz an der Schraube blieb. Das Schießen wurde zum Roulette, bis Christoph Schmidt mit dem 175. Schuss alles klar machte.
Die Kompanie Oeventrop jubelte und feierte den neuen König aus ihren Reihen. Der nahm sich seine Frau Rotraud (57) zur Königin. Das Paar ist seit 1992 verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Während Christoph Schmidt umjubelt wurde, war Marc Vollmer den Tränen nah. „Der nächste Schuss wäre meiner gewesen“, sagte er sichtlich enttäuscht. Erneut war er ganz knapp dran gewesen.
Zu den ersten Gratulanten zählte Schützenoberst Ferdi Geiz. Der war rundum zufrieden. „Das Fest war super besucht“, zog er eine erste Bilanz. Es sei spürbar gewesen, dass die Menschen wieder feiern wollen. Auch in der Halle wurde bis tief in die Nacht Party gemacht.
Da waren auch die Jungschützen ganz vorne dabei. Beim Geckschießen aber hatten sie es eilig. Die Puppe hielt gut ein Dutzend Schüsse aus - und dann kam es wie es kommen musste. Veit Schmidt (26), jüngster Sohn des neuen Königs, machte das Glück im Hause Schmidt perfekt. Großes Fest, großer Sport und große Geschichte.