Arnsberg/Sundern. Die Juli-Flutkatastrophe 2021 jährt sich bald. Doch für viele ist sie nicht vorbei. Neuer Podcast „Die Jahrhundertflut“fragt nach den Lehren.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, abgeschnittene Ortsteile. Als „Jahrhundertflut“ gilt das, was vor knapp einem Jahr weite Teile von Nordrhein Westfalen und Rheinland Pfalz heimsuchte. Auch einige Stadtgebiete in Arnsberg und Sundern waren stark betroffen. Was könnte zum Jahrestag dieser Katastrophe wichtiger sein, als zu fragen, was ein Jahr danach für Konsequenzen gezogen wurden? Und wären wir für kommende Hochwasser bereits anders aufgestellt?

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Auf der Suche nach einer Idee für mein Volontariatsprojekt war mir klar, dass ich mich genau mit diesen Fragen beschäftigen möchte – und zwar in einem Podcast. Zusammen mit Funke-Podcast-Redakteurin Anja Wölker starteten wir die fünfteilige Audioserie: „Die Jahrhundertflut – Ein Jahr nach der Katastrophe“.

Falls Sie sich jetzt fragen: Was ist überhaupt ein Podcast – und wieso sollte ich ihn mir anhören? Hier meine persönliche Antwort: Podcasts eignen sich einfach super zum nebenbei Anhören. Beim Geschirr Abspülen oder Staubsaugen liebe ich es, gleichzeitig in spannende Themen einzutauschen, die in mehreren Folgen viel Raum bekommen und umfangreich beleuchtet werden können.

Zweifelsohne also das richtige Format für so ein wichtiges und komplexes Thema wie die Jahrhundertflut, die weite Teile der Region Südwestfalen ins Chaos stürzte und immense wirtschaftliche Schäden verursachte. Hier, direkt vor unserer Haustür, wurden große Teile des Ruhrtals überflutet. Die Röhr trat über ihre Ufer und die Möhnetalsperre drohte überzulaufen.

Neben den Arnsberger Ortsteilen Müschede, Hüsten und Oeventrop hatten die starken Regenfälle hatten vor allem im Raum Sundern stark getroffen. Hier fiel in nur 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in einem ganzen Monat. Im Ortsteil Hachen waren die Folgen des Hochwassers besonders schlimm. Die Wassermassen überschwemmten die Hachener Straße komplett, eine breite Hauptstraße, die sich in einen Fluss verwandelte. Keller und Erdgeschosse in der Nähe der Röhr liefen voll, ganze Bäume stürzten auf die Straßen und Brücken drohten einzubrechen: Das Ausmaß der Schäden in Hachen und Sundern war enorm – Bilder, wie man sie sonst nur aus Katastrophenfilmen kennt.

Für die Menschen mussten sogar Notlager eingerichtet werden. Denn einige konnten vorerst nicht in ihren Häusern und Wohnungen bleiben. Viele hatte noch versucht, ihr Hab und Gut vor den Wassermassen zu retten – teilweise erfolglos.

Für einige hält die Katastrophe noch an

Und auch heute dauern die Nachwehen der der Flutkatastrophe für viele noch an. Das zeigt sich zum Beispiel im Podcast-Gespräch mit Alexandra Nietschke vom Caritas-Ortsverband Sundern und Arnsberg. Sie berät Flutopfer und sagt: „Das große Positive war die Spendenbereitschaft“. Sie sagt aber auch, dass vor allem einige ältere Menschen heute noch mit der Situation überfordert seien: „Die leben zum Teil noch in katastrophalen Zuständen.“

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Flut-Podcast Cover © WP | Funke Foto Service

Bernd Hauk, Kreisrotkreuzleiter vom DRK Arnsberg und Sundern sagt erklärt, warum die Hilfsorganisationen heute sogar noch mal eine neue Antragswelle erwarten und warum es so wichtig ist, dass sich selbst Kinder und Jugendliche schon mit dem Thema Katastrophenschutz beschäftigen.

Der Podcast erzählt emotionale Geschichten. In der neusten Folge geht es zum Beispiel um die von Apotheker Christian Willeke aus Sundern, dem die Flut seine Apotheke zerstörte. Als Notlösung verkaufte er direkt nach der Katastrophe die Medikamente in einem Container, denn eine Zwangspause war für ihn keine Option. Der Podcast wirft aber auch einen Blick auf die Straßen und auf Menschen wie Sebastian Niggemann, Baustraßenmeister bei den technischen Diensten Arnsberg, der dafür zuständig ist, dass die Straßen repariert werden.

Wir stellen aber auch noch viele weitere Fragen im Podcast: Wie geht es einer Betroffenen, die selbst ein Jahr nach dem Hochwasser noch nicht wieder zurück in ihre Wohnung kann? Wie wurden geflutete Betriebe und wieder hergestellt und wie geht es der Wirtschaft heute? Was gilt es zukünftig bei der Städteplanung zu beachten? Und wie lässt sich das Ganze in den Kontext der Klimakrise einordnen?

Mit jedem Interview wurde mein Bild über die Auswirkungen der Katastrophe geweitet. Auch hier gibt es ein Jahr nach der Katastrophe noch viele, die sich in ihr altes Leben zurück kämpfen müssen. Sie bekommen im Podcast eine Stimme.