Arnsberg/Sundern. Die „großen“ Schützenfeste stehen an. Wir haben uns erkundigt, wie die Wirte mit Blick auf Corona ihre Gläser spülen. Das Gesundheitsamt klärt auf.
Die „großen“ Schützenfeste stehen vor der Tür. Am Wochenende werden im Stadtteil Arnsberg, in Oeventrop, im Ortsteil Sundern und in Hachen neue Schützenkönige ermittelt und dabei wird vermutlich auch eine Menge Bier konsumiert. Mit Blick auf eine potenzielle Infektionsgefahr haben wir mit Arnsbergs Festwirtin Marina Benfer, den Schützenchefs aus Sundern und Hachen sowie dem Kreisgesundheitsamt gesprochen. Fazit: Es wird alles Erdenkliche für höchste Hygienestandards getan. Außerdem scheint vom Bierglas keine große Gefahr auszugehen – zumindest, was eine Corona-Infektion betrifft.
Spülboys ans allen Theken in Sundern
„Unser Fest ist ein Fassbier-Fest“, macht Marc Puppe gleich zu Beginn klar. Aufgrund der Größe des Sunderner Schützenfestes sei es organisatorisch gar nicht anders machbar, so der Oberst der St.-Hubertus-Bruderschaft weiter. Darum werde es nur sehr eingeschränkt Flaschenbier im Ausschank geben. Müssen sich Festbesucher nun einen „Kopp machen“, wenn sie auf der Festwiese oder in der Halle ein frisch Gezapftes trinken? Im Gegenteil, denn Sunderns „Grünröcke“ sind bestens vorbereitet: Wichtiger Helfer in Sachen Hygiene ist der „Spülboy“, der an allen Theken in der Hubertushalle zum Einsatz kommt. Wer ist dieser „Junge“?
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„Spülboy“-Gläserspültabletten basieren, ähnlich wie Seifen, vorrangig auf der Wirkung von „Tensiden“, die sich nachweislich als Virenentferner bewährt haben. Bei der Gläserreinigung benutzt, entfernen diese Tabs bei jedem Spülgang – selbst mit kaltem Wasser – bis zu 100 Prozent Bakterien und 99,9 Prozent Viren aller Art. Die Wirksamkeit der Spültabletten sei durch unabhängige Institute und Behörden geprüft und bestätigt, versichert der Hersteller, schiebt allerdings hinterher: Auf das spezielle neue Virus Covid-19 habe bislang kein Test durchgeführt werden können, „weil diese Coronaviren dafür noch nicht verfügbar sind“. Ein Restrisiko?
„100-prozentige Sicherheit gibt es nicht“, meint Marc Puppe, letztlich müssten Schützenfestbesucher selbst entscheiden, ob sie sich ein Glas Bier genehmigen möchten. Zusätzlich hat Sunderns Bruderschaft die Thekenmannschaften angewiesen, jedes einzelne Glas gründlichst zu reinigen – und möglichst nur am unteren Rand anzufassen. Außerdem wurde im Vorfeld des Festes der Bier-Partner kontaktiert. „Wie präsentiere ich sorglos und risikofrei ein frisch gezapftes Bier?“ titelt ein elf Seiten starker Leitfaden der Brauerei Veltins. „Dieser liegt uns vor“, so der Oberst. Besucher können sicher sein, dass die Empfehlungen umgesetzt werden. Auch, wer beim Eintritt zahlen kein Bargeld in Händen halten will, findet einen Service: „Am Montag kann an den Kassen der Halle alternativ mit EC-Karte bezahlt werden“, teilt Marc Puppe mit.
Spezielle Kontrolle an den Theken
Auch in Arnsberg, versichert Wirtin Marina Benfer, werde man alles daran setzen, das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Auch hier kommen die antibakteriellen Spültabs zum Einsatz. „Wir haben aber auch vor Corona schon mit den Spülboys und dem Zwei-Kammer-System gespült. Zunächst werden die Gläser ordentlich eingeschäumt und mit einer Bürste gereinigt. Im zweiten Schritt werden sie dann noch klar abgespült“, beschreibt sie den Vorgang. In diesem Jahr hat sie ihr Team zudem besonders sensibilisiert, erklärt Marina Benfer: „An jeder Theke ist jemand beauftragt, die Spülprozesse im Auge zu behalten.“ Daran, dass das Infektionsrisiko bei Schützenfesten von dem Gläsern ausgeht, glaubt sie persönlich nicht. „Ich fürchte, die Ansteckung kommt dann eher davon, dass man nach fünf Bier ein wenig enger zusammenrückt“, sagt sie.
Guido Sieber, 2. Vorsitzender der Schützenbruderschaft St. Michael in Hachen, bestätigt die Vorgehensweise seiner Vorredner. Auch in Hachen wird mit den Spültabs gearbeitet, die gegen Viren wie Bakterien wirken. „Letztlich muss aber jetzt für sich die Entscheidung treffen, ob er am Schützenfest teilnehmen möchte und ein etwaiges Risiko eingeht“, so Sieber.
- Das sagt das Kreisgesundheitsamt zur Übertragung von Corona-Viren über Gläser und Geschirr:
- Die Übertragung von Corona-Viren über Geschirr und Gläser wird vom BFR (Bundesinstitut für Risikobewertung) als unwahrscheinlich angesehen. Theoretisch könnten durch direktes Niesen oder Husten einer erkrankten Person Corona-Viren in oder auf ein Glas gelangen, jedoch ist nach 15 Sekunden Spülung in lauwarmem Spülwasser (23 Grad) mit handelsüblichen Spülmitteln davon auszugehen, dass die Viren nicht mehr aktiv sind.
- Eine Reinigung im Geschirrspüler bei 60 Grad Celsius oder höherer Temperatur entfernt nach derzeitigem Kenntnisstand Coronaviren besonders effizient. (Quelle RKI/BFR)