Arnsberg. Dieser Abi-Jahrgang erlebt seine Feierlichkeiten fast wie in Vor-Corona-Zeiten. Eine Abiturientin erzählt, welche Themen sie beschäftigen.

Pandemie, Klimawandel, Krieg in Europa: Eine Krise jagt die nächste. Das muss zur Zeit das prägende Gefühl vieler junger Menschen sein – so auch für die Abiturientinnen und Abiturienten des Mariengymnasiums in Arnsberg. Doch etwas ist in diesem Jahr bereits anders: Ihre Abi-Feierlichkeiten fühlen sich bis auf ein paar Einschränkungen fast schon wieder so an, als würde es Corona gar nicht geben. Um das zu feiern fällt ihr Abi-Motto in diesem Jahr auch besonders glamourös aus.

Für die jetzige Abiturientin Nele Schäfer begann die Pandemie in der zehnten Klasse. Im Vergleich zu den Jahrgängen, die vor ihr Abitur gemacht haben, habe sie jedoch noch großes Glück gehabt, sagt die 18-Jährige. Denn in der zehnten Klasse plötzlich in das kalte Wasser des Homeschoolings geschmissen zu werden, sei lang nicht so schlimm, wie wenn es einen in der Abiturzeit erwischt hätte. Diese konnte sie schon wieder in Präsenz erleben. „Ich glaube tatsächlich, wir konnten den Stoff so lernen, dass man keine Lücken mehr hatte“, sagt sie.

Auch die sogenannte Mottowoche konnte Nele Schäfers Stufe so erleben, wie die Jahrgänge in Vor-Corona-Zeiten. Ihr glamouröses Abi-Motto „Abiversal – filmreifer Abgang“, war dabei an einem der fünf Tage Programm, an denen sie verkleidet in die Schule gingen. An diesem Tag schlüpften sie in die Rollen von Hollywood- und Filmfiguren, an einem anderen Tag in die ihrer Kindheitshelden. Ein weiteres Thema war „Zeitreise“ – das von der Kreidezeit bis in die 80er Jahre ausgedehnt wurde – und für „out of bed“ kamen alle im Pyjama zur Schule.

Abi-Film statt Konzert

„Das einzige, worauf wir verzichten mussten, war leider unser Abi-Konzert“, erzählt Nele Schaefer. Eigentlich hätte das im Februar im Arnsberger Sauerlandtheater stattfinden sollen, „aber wegen Corona war das einfach noch nicht möglich.“ Ihr Plan B, der dann kurzerhand umgesetzt wurde: „Wir haben einen Abi-Film daraus gemacht, der dann in der letzten Schulwoche in Präsenz gezeigt wurde.“

Die Idee des Films: „Wir wollten den Menschen zeigen, wie unser Schulalltag ist“, so die Abiturientin. Inhaltlich geht es darum, dass ein neuer Schüler an das Mariengymnasium kommt. „Der wird dann durch die verschiedenen Räume geführt – dabei wird unsere Stufe, u.a. integriert in verschiedene Tanzszenen, vorgestellt.“

Doch neben den ganzen schönen Momenten die die Stufe verbindet, sind es auch ernste Gespräche, die geführt werden. Bei einigen habe die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass bestimmte Berufe in einem anderen Licht betrachtet würden: „Zum Beispiel, was den ganzen Bereich Pflege angeht: Da hat die Corona-Pandemie schon noch mal ein stückweit mehr dafür gesorgt, dass man abgeschreckt wurde, sich beruflich in diese Richtung zu entwickeln“, sagt Nele Schäfer, die auch in ihrem Freundeskreis Personen kennt, die erst diesen Weg einschlagen wollten – und sich dann doch noch mal umentschieden haben, aus Sorge vor der großen Belastung, die dieses Berufsfeld mit sich bringe. „Also das zum Beispiel ist schon Thema bei uns“, so die Abiturientin.

Viele wüssten allerdings auch schon genau, was sie nach ihrem Abitur machen wollten. Einige würden gerne ein AuPair- Jahr im Ausland machen, bei besonders vielen sei auch die Idee, ein duales Studium anzufangen, beliebt. „Es ist die Mischung aus Studieren und dem Sammeln praktischer Erfahrung, die viele reizt.“

Den Weg eines „klassischen“ Studiums würden jedoch auch viele einschlagen wollen – Nele Schäfer selbst zum Beispiel: „Ich möchte Lehramt für Sonderpädagogik studieren“, das weiß sie schon genau. Später würde sie gerne mit blinden Kindern arbeiten. Weit weg möchte die 18-Jährige dafür aber nicht: „Ich will in der Nähe bleiben und werde mich in Dortmund bewerben, einfach weil ich durchaus heimatverbunden bin.“ Bei vielen seien aber auch die klassischen Studentenstädte beliebt.

Zeit für Zukunftspläne bleibt jedoch so richtig erst nach der Prüfungsphase, die nun vorbei ist – denn die Klausuren waren durchaus nicht einfach, erklärt die Abiturientin. Für Nele Schäfer, die Biologie und Pädagogik als Leistungskurse hatte, seien vor allem die Biologie-Klausuren kniffelig gewesen. Sie hätte noch eine Nachprüfung machen können, um ihren Notendurchschnitt zu verbessern.

Nach den Abitur-Prüfungen sei aber das Gefühl der Erleichterung einfach zu groß gewesen: „Ich wollte einfach nicht mehr lernen. Ich war dann froh und erleichtert, dass ich es geschafft habe und ich habe mich dann schonmal gedanklich auf den Abiball vorbereitet.“

Der Abiball, der am Freitag in den in den Räumlichkeiten des Mariengymnasiums, als auch draußen auf dem Schulhof stattfinden wird, ist seit Wochen neben all den Zukunftsthemen, immer noch das dominierende Thema. Zumindest bei dem weiblichen Teil der Stufe: „Die Kleider wurden bei uns schon ganz früh gekauft und natürlich musste dann sogar noch eine Whatsapp-Gruppe mit allen Mädchen erstellt werden, damit bloß keiner das gleiche hat“, sagt Nele Schäfer und lacht.