Arnsberg/Hochsauerlandkreis. Subjektiv rückt die Pandemie in den Hintergrund. Doch wie ist die Faktenlage? Spannende Antworten aus dem Gesundheitsamt und einem Testzentrum.

Das subjektive Empfinden ist derzeit eindeutig: Immer mehr Menschen gehen ohne Maske einkaufen, Leichtigkeit kehrt zurück in den Alltag, man hört wieder seltener aus dem Freundes- und Bekanntenkreis von Corona-Infektionen, Impfen ist bei gesunden Menschen kaum mehr ein Thema und das Testzentrum haben die meisten seit längerem nicht mehr besucht. Doch wie sieht die Corona-Lage aktuell ganz objektiv aus? Wir haben beim Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises nachgefragt und mit einem Testzentrum-Organisator über Angebot und Nachfrage gesprochen.

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Im aktuellen Corona-Sachstandsbericht, der im Rahmen des Gesundheits- und Sozialausschusses des Hochsauerlandkreises am Montag, 23. Mai, veröffentlich wurde, betonte Dr. Klaus Schmidt, Leiter des Gesundheitsamts, dass sich die Corona-Lage im Großen und Ganzen beruhigt. Vor Ostern sei diese durch das allgemein hohe Infektionsgeschehen und vor allem durch die zahlreichen Erkrankungen von Pflegepersonal angespannt gewesen. Inzwischen könne man dies aber als „deutlich rückläufig“ bezeichnen.

Einrichtungsbezogene Impflicht

Ein großes Thema bei der Kreisverwaltung ist derzeit jedoch noch immer die einrichtungsbezogene Impflicht. Insgesamt müsse man 528 Fällen nachgehen, in denen kein Impfnachweis von Mitarbeitenden in Pflegeeinrichtungen eingereicht wurde. 72 Personen haben eine Genesenen-Nachweis eingereicht, der für den Zeitraum der Gültigkeit einer Impfung gleichzusetzen ist. Die Meldungen konnten zuvor über eine Homepage hochgeladen werden. Für die Mitarbeitenden des Gesundheitsamts bedeutet dies einen hohen Arbeitsaufwand, da alle Fälle individuell geprüft werden müssen. „320 davon sind bereits in Bearbeitung. Das bedeutet konkret, dass wir die Personen anschreiben müssen und sie angehört werden“, so Jürgen Uhl.

In Kooperation mit der WTG (Wohn- und Teilhabgesetz)-Behörde werden dann die Umstände um die nicht vorhandene Impfung geprüft und entschieden, wie es im individuellen Fall für die Person beruflich weitergeht. Dr. Klaus Schmidt erklärte vor dem Gesundheits- und Sozialausschuss, dass er von „einigen“ Betretungsverboten im HSK ausgeht, die sich durch die Prüfungen ergeben werden. Insgesamt 26 Pflegende im Hochsauerlandkreis hätten sich schon im Vorhinein aufgrund der einrichtungsbezogenen Impflicht vom Beruf abgewandt.

Krisenstab wird aufgelöst

Bei der Kreisverwaltung wird der 1. Juni 2022 ein einschneidendes Datum in der Coronapandemie darstellen: Ab nächster Woche Mittwoch wird es zum einen keine Zusammenfassung der tagesaktuellen Coronazahlen im HSK mehr geben, zum anderen wird der Krisenstab aufgelöst. „Wir arbeiten die Zahlen dann nicht mehr separat für die Öffentlichkeit und für die Medien auf und es wird dementsprechend keine Postings mehr bei Facebook dazu geben. Im Dashboard kann man die Zahlen natürlich weiterhin einsehen“, erklärt Kreissprecher Jürgen Uhl.

Hintergrund für den Verzicht auf eine eigene Berichterstattung durch den Kreis ist, dass das Infektionsgeschehen weitestgehend keine Auswirkungen mehr auf das öffentliche Leben hat. Zudem sind weder von den täglichen Fallzahlen noch von der 7-Tages-Inzidenz Maßnahmen abhängig. Darüber hinaus geht die Zahl der Tests weiter zurück, so dass die Datenbasis für die Berichterstattung immer unsicherer wird. Damit ist aus Sicht des Kreises durch die Veröffentlichung kein Mehrwert mehr für die Menschen im Hochsauerlandkreis gegeben.

Zudem wird der Krisenstab, der zu Beginn der Pandemie einberufen wurde aufgelöst. Schon in den vergangene Wochen war dieser „ruhend gestellt“, heißt es vom Kreis, zum 1. Juni erfolgt nun die Auflösung. „Sollte sich zum Herbst eine neue Situation und neue Herausforderungen ergeben, ist es theoretisch aber schnell möglich, wieder zusammenzukommen“, so Jürgen Uhl auf Nachfrage dieser Zeitung.

Viert-Impfungen nachgefragt

Die mobile Impfeinheit des Hochsauerlandkreises bleibt auch über die Sommermonate aktiv. Zwar sinke die allgemeine Nachfrage nach Corona-Impfungen, ein starker Anstieg von Viert-Impfungen werde dieser Tage aber ebenso verbucht. In den kommenden Monaten wird der Kreis also weiterhin Impftermine anbieten, man wolle der Nachfrage entsprechend aber eher „in die Fläche“ gehen.

Corona-Tests rückläufig

Dass die Zahl der Corona-Tests nachweislich zurückgeht, betätigen neben der Kreisverwaltung auch die Testzentren in der Region. Mitverantwortlich für das Corona-Testzentrum Neheim, Hauptstraße 3 in der ehemaligen Rottler-Filiale, ist Konrad Buchheister. Er erklärt, dass sich an diesem Standort die Zahl der Testungen von Februar bis Mai etwa halbiert haben. Die Rate der positiven Ergebnisse schwanke täglich zwischen 6 und 12 Prozent, Ausreißer nach oben habe es aber nach dem ersten großen Schützenfest-Wochenende in Arnsberg gegeben.

Wie lange der Betrieb des Testzentrums trotz sinkender Nachfrage noch aufrecht erhalten wird, hänge damit zusammen, wie lange der Bund als Veranstalter noch am Konzept mit kostenlosen Schnelltests festhalte, so Buchheister.

Damit soll theoretisch, Stand jetzt, am 30. Juni Schluss sein. „Die Erfahrung zeigt aber, dass die Entscheidungen des Bundes meist sehr kurzfristig geäußert werden. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass wir Ende Juni schließen“, so Buchheister.

Bis mindestens zu diesem Zeitpunkt werden die rund 20 Angestellten weiterhin zwischen 8 und 18 Uhr (sonntags ab 10 Uhr) kostenlose Corona-Tests in der Neheimer Fußgängerzone durchführen.