Arnsberg/Sundern. Ob „Borgis“ in Neheim, die „Alte Bauernstube“ in Sundern oder der „Ratskeller“ in Arnsberg. Das sind die schönsten Kneipen in der Umgebung.

Die Kneipe: Sie ist der Rückzugsort nach einem anstrengenden Arbeitstag. Der Ursprungsort für unvergessliche Abende mit den langjährigen Freunden. Sie ist ein fast vergessener Ort und in einigen Dörfern von der Existenz bedroht. Wer in Arnsberg und Sundern ein frisch gezapftes Bier am Tresen genießen möchte, findet in den beiden Städten und umliegenden Ortschaften immer noch einige Lokale.

Um Ihnen die Entscheidung, wo Sie demnächst mal wieder ein kühles Pils genießen wollen, zu erleichtern, hat die Redaktion eine Auswahl von elf lohnenswerten Ausflugszielen für den nächsten Feierabend oder das kommende Wochenende zusammengestellt. Hinter jeder steckt eine eigene Geschichte.

Die besten Kneipen aus Arnsberg und Sundern.
Die besten Kneipen aus Arnsberg und Sundern. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Im Arnsberger „Ratskeller“ servieren die Experten

Der „Ratskeller“ gehört zu Arnsberg wie der Glockenturm, trägt er doch wesentlich zum historischen Gepräge der „Guten Stube“ bei. Im gemütlichen Ratskeller - kurz „bei Marina“ (Benfer) - lässt sich nicht nur in kleiner oder großer Runde gut speisen, sondern hier, am Alten Markt, kann man auch hervorragend an der Theke diskutieren. Über Gott und die Welt. Wenn kein Corona den Thekenbetrieb verhindert. Auch Fußball - ob Liga oder internationale Spiele - kann hier geschaut werden. Experten jedenfalls sind immer vorhanden. Sie erklären auf Wunsch auch, wann Schalke wieder Meister wird. gie

Marina Benfer vom Ratskeller in Arnsberg.
Marina Benfer vom Ratskeller in Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

„Alte Bauernstube“ in Sundern: „Dein Pilsken, deine Kneipe“

Wer in der Sunderner Fußgängerzone unterwegs ist – und spontan (aber natürlich auch „geplant“) Bierdurst verspürt, sollte unbedingt einen Abstecher in die „Alte Bauernstube“ machen. „Dein Pilsken, deine Kneipe“ lädt Wirt Thorsten „Toto“ Brückmann ein in die „urigster Kneipe mitten im Zentrum der Stadt“. Die Alte Bauernstube ist ein Treffpunkt für alle Generationen, die ein frisch gezapftes Bierchen zu schätzen wissen. Hausgemachte Frikadellen oder ein knuspriges Schnitzel stillen den Hunger – und einen Biergarten gibt es obendrein! koch

Thorsten 'Toto' Brückmann ist Wirt der „Alten Bauernstube“ in Sundern.
Thorsten 'Toto' Brückmann ist Wirt der „Alten Bauernstube“ in Sundern. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Im „Cheers“ in Arnsberg feiert eine muntere Truppe

„Komm, wir gehen auf ein Bierchen zu Bianca.“ So heißt es in Arnsberg, will man noch ein kühles Blondes zischen und sich gemütlich unterhalten. Und Bianca, das ist die Chefin im „Cheers“, einem netten Lokal, das sich seit Jahren in der ehemaligen „Adler Apotheke“ am Alten Markt befindet und mit dessen Eröffnung eine wichtige Lücke auf der gastronomischen Meile geschlossen wurde. Bianca Proetel und ihr flottes Team haben den „Laden“ immer gut im Griff, sind immer gut gelaunt und - wenn es die Zeit erlaubt - immer für ein paar Worte zu haben. Und so muss es sein. gie

Bianca Proetel, Chefin des „Cheers“ in Arnsberg.
Bianca Proetel, Chefin des „Cheers“ in Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Kneipen-Nostalgie im „Borgis“ in Neheim

Das „Borgis“ in Neheim an der Mendener Straße 28 ist eine Kneipe mit Kult-Geschichte. Vor rund einem Jahr übernahm der Neheimer Fußball-Manager und Ex-Unternehmer Udo Borggrewe das ehemalige „Roadhouse“. Er brachte neue Ideen in die Gaststätte ein, ohne dabei alles Bewährte über den Haufen zu werfen. Das Bierchen an der Theke „bei Udo“ vermittelt trotz modernem Interieur noch gute alte Kneipen-Nostalgie. Geöffnet haben Kneipe und Biergarten (je nach Wetter) wochentäglich ab 17 Uhr, samstags ab 13 und sonntags ab 15 Uhr. hase

Udo Borggrewe ist der neue Wirt des „Borgis“ in Neheim.
Udo Borggrewe ist der neue Wirt des „Borgis“ in Neheim. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Neheimer „Tillmann’s Bauer“ vermittelt Heimatgefühle

Lokal mit Heimatgefühl. Wer ein gut gezapftes Pils trinken und dazu lecker essen will, ist im Neheimer Lokal „Tillmann’s Bauer“ bestens aufgehoben. Die Gaststätte an der Langen Wende ist mehr als ein reiner Teff zum Essen und Trinken: Die seit 118 Jahren bestehende Traditionskneipe, die seit über 40 Jahren von Wirt Helmut Tillmann und Frau Heidrun geführt wird, ist für viele Neheimer auch ein Stück Heimat. Hier treffen sich seit Jahrzehnten Stammtische und Gruppen. „TB“ ist etwas Besonderes, auch beim Service: Sobald ein Glas leer ist, wird ein gefülltes nachgereicht - so lange, bis der Gast einen Bierdeckel aufs Glas legt. mas

Gastwirt Helmut Tillmann ist in Neheim für sein exzellentes, frisch gezapftes Bier bekannt.
Gastwirt Helmut Tillmann ist in Neheim für sein exzellentes, frisch gezapftes Bier bekannt. © Martin Schwarz WP | Martin Schwarz

Arnsberger Nachtschwärmer landen im „Breuhahn’s Felsenkeller“

Selbst, wer Thorsten Breuhahn und Johanna Bause nicht kennt, merkt sofort: Sie sind hinter der Theke aufgewachsen. Aus diversen Aushilfsjobs entstand der Traum einer eigenen Kneipe. Im Jahr 2018 erfüllten sie sich diesen mit „Breuhahn’s Felsenkeller“ am Lindenberg 1 in Arnsberg. Das Ambiente überzeugt mit rustikalem Stil und dem Gewölbe als Tanzfläche. Auf der Playlist stehen die besten Hits der 80er, 90er und 2000er Jahre. Doch Vorsicht! Die Kneipe hat nur donnerstags, freitags und samstags geöffnet – und richtig los geht es erst ab 22 Uhr. nst

Thorsten Breuhahn und Johanna Bause leiten die Arnsberger Kneipe
Thorsten Breuhahn und Johanna Bause leiten die Arnsberger Kneipe "Breuhahns Felsenkeller" am Lindenberg 1. © Westfalenpost | Nicolas Stange

In Oeventrop betreibt die geborene Gastgeberin die Kneipe auf „Heidis Art“

Die Bierkrone ist noch nicht ganz verschwunden, da kennt man als Gast bereits die komplette Lebensgeschichte von Heidi Sommer-Herda, Inhaberin der Gaststätte „Heidis Art“ in Oeventrop. Sie erzählt von ihren schönen Momenten, aber auch von Schicksalsschlägen. Unvoreingenommen empfängt die 61-Jährige die Theken-Touristen in ihrem Lokal an der Kirchstraße 49 in Oeventrop. Statt Tratsch gibt es hier Unterhaltungen mit Tiefgang. „Meine Stammgäste sind zu einer Art Familie geworden“, erzählt Heidi Sommer-Herda, „als wenn man sich schon ewig kennen würde“.

Heidi Sommer-Herda (vorne) betreibt die Kneipe
Heidi Sommer-Herda (vorne) betreibt die Kneipe "Heidis Art" in Oeventrop. Ihre Stammgäste sind zu ihrer Familie geworden. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Und die Chefin ist die geborene Gastgeberin: Ihr erstes Bier zapfte sie im Alter von 14 Jahren in einer Kegelgaststätte am Alten Markt in Arnsberg (jetzt: auffe Maua). „Ich bin so gesehen in einer Kneipe groß geworden“, erinnert sie sich. Danach lernte die Bürokauffrau zwar „einen ordentlichen Beruf“, doch ihr Herz schlug immer nur für den Kneipen-Traum, den sie sich 1982 mit ihrem Mann erfüllte. Es vergingen Jahrzehnte zwischen Barhocker und Festsaal mit einigen Umzügen innerhalb Oeventrops und nach Meschede. Seit rund zehn Jahren ist „Heidis Art“ nun im ehemaligen Kolpinghaus beheimatet. So unbeschwert wie früher ist es nicht mehr, doch aufhören möchte Heidi Sommer-Herda nicht: „Wer nicht mit Herzblut dabei ist, schafft es vermutlich nicht“. nst

Mit Freunden an der Theke plauschen im „Zum alten Schloss“ in Arnsberg

Zwischen Glockenturm und Hanstein befindet sich eine der urigsten Kneipen Arnsbergs. 1888 wurde der Gasthof „Zum Alten Schloss“ von Adolf Menge eröffnet, seitdem befindet sich die Gaststätte in der vierten Generation in Familienbesitz. Heute bewirtschaften Norbert „Nocko“ und Svenja Menge die Wirtschaft, in deren Räumen sicherlich in den vergangenen 134 Jahren einiges an Bierchen geschlürft und so manches Döneken erzählt wurde, so manche Streiche ausgeheckt wurden. Wie das in Arnsberg eben so ist.

Norbert Menge, Gastwirt der Kneipe „Zum alten Schloss“ in Arnsberg.
Norbert Menge, Gastwirt der Kneipe „Zum alten Schloss“ in Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Unschlagbar sind Svenjas Schnitzel - und natürlich der hausgemachte Kartoffelsalat sowie die Rinderwurst mit Bratkartoffeln. Und von Frühling bis in den Herbst hinein lockt der gemütliche Biergarten hinter dem historischen Fachwerkhaus mit deftiger Küche, frischem Pils und einem wunderschönen Ausblick auf das westliche Ruhrtal und Muffrika. Ein wirklich ungewöhnlicher Ausblick auch auf die darunter befindliche Soester Straße, so dass man sich selbst als Arnsberger manchmal die Augen reiben muss, ob man sich tatsächlich noch in seiner Heimatstadt befindet. „Nocko“, wie das Lokal in Arnsberg genannt wird, ist so eine beliebte Anlaufstelle, lässt sich hier doch noch trefflich an der Theke im Gespräch mit Freundinnen und Freunden ein verträumtes Bierchen trinken. Eben so, wie in der guten alten Zeit. wob

Im Gasthof Köster in Hüsten arbeitet ein mutiger Wirt

Seit zwei Jahren führt Alexandros Kolios den Gasthof Köster am Hüstener Markt. „Hier kann man sich noch ein schönes Bierchen an der Theke trinken“, erzählt Ur-Hüstener Rupert Schulte. Und genau darauf legt auch der Wirt großen Wert: „Wir sind eine Gaststätte - und bei uns gibt es halt auch noch etwas zu Essen“, sagt er. Internationale Küche mit griechischem Einschlag bietet er an, betont jedoch, dass man in der Gaststätte genauso auch nur auf ein Getränk am Tisch sitzen kann. Das Herzstück einer Kneipe ist traditionell aber die Theke. Und die gibt es im Gasthof Köster noch klassisch mit kleiner Eckbank und einigen Thekenhockern davor. „Am Wochenende ist vor der Theke eine Menge los“, sagt Alexandros Kolios.

Alexandros Kolios (links) führt seit zwei Jahren den Gasthof Köster am Hüstener Markt.
Alexandros Kolios (links) führt seit zwei Jahren den Gasthof Köster am Hüstener Markt. © Westfalenpost | Martin Haselhorst

Der Mann hat Mut bewiesen. Als er vor zwei Jahren die Kneipe übernahm, stürzte er mitten in die Coronazeit mit all den Einschränkungen und Problemen für das Gastronomiegewerbe. Der 24-jährige in der Gastronomie ausgebildete Plettenberger, der nun in Hüsten lebt, sagt aber nicht ohne stolz von sich selbst „Ich bin mutig und habe Lust zu arbeiten“. Und Lust zum Zapfen - aus dem Bierhahn fließen bei ihm Veltins und Grevensteiner. Frankenheimer Altbier, Maisels Weißbier oder Erdinger. Geöffnet hat der Familienbetrieb stets von 16 bis 23 Uhr, sonntags sogar ab 10 Uhr. Mittwochs bleibt der Zapfhahn bei Alexandros zu.

Kegelbahn, Spiralkartoffeln und „Tim und Struppi“ bei „auffe Maua“ in Arnsberg

„auffe Maua“ – kannste echt gut ein Bierchen schlabbern (oder auch zwei...). Doch damit nicht genug: Die Kegelgaststätte hinter dem Hotel Zum Landsberger Hof ist laut Aufzeichnungen die älteste noch im Betrieb befindliche Kegelgaststätte Arnsbergs. Seit Januar 2018 ist diese Kegelgaststätte verpachtet an Uwe Schmidtke – und wird unter dem Namen „auffe Maua“ (= auf der Stadt-Mauer) geführt – mit viel Herzblut. Auch wer mit Kugeln schieben nix am Hut hat, ist dort gut aufgehoben, die rührige Gaststätte hat Charme und Flair, besticht mit einer stilvollen Einrichtung.

Uwe Schmidtke, Wirt der Kneipe „auffe Maua“ in Arnsberg.
Uwe Schmidtke, Wirt der Kneipe „auffe Maua“ in Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Bierliebhaber dürfen sich auf ein saisonal wechselndes Spezialbier vom Fass freuen (neben dem üblichen Ausschank) – und wer Whisky mag, ist bei „Uns Uwe“ ebenfalls gut aufgehoben. Mich persönlich erfreut ein weiteres Detail der Inneneinrichtung: In vielen Ecken und an einigen Wänden finden sich Bilder und Accessoires der Abenteuer von „Tintin & Milou“, in unseren Regionen besser bekannt als Tim & Struppi.

Und wer nicht nur Durst, sondern auch Hunger verspürt, der findet in der kleinen Speisekarte nichts Alltägliches, aber vieles, das probiert werden muss, meist auf Basis der Kartoffel: Lust auf „Spiralkartoffeln mit Schinkenwürfel und Käse überbacken“? Oder wie wär’s mit „Bratkartoffeln, Zwiebeln, Birne, Bohnen“? Hört sich gut an? Dann am besten schnell ab „auffe Maua“!

Irische Kaltgetränke im O’Caseys Arnsberg schlürfen

Um ein irisches Kaltgetränk zu schlürfen, musst du nicht nach Dublin oder Cork jetten; es reicht ein Abstecher auf den Steinweg: „O’Caseys“ Irish Pub lädt zu einem Besuch ein, für die entsprechende Atmosphäre sorgt passendes Ambiente – und Bier von der Grünen Insel, z. B. das berühmte Guinness – oder ein Kilkenny. Kennen Sie nicht? Müssen Sie unbedingt probieren; Wirt John Starmer steht als Zapfer mit Rat und Tat zur Seite. Auch, wenn er meines Wissens kein waschechter Ire, sondern Brite ist. Also – Prost, oder besser sláinte agus táinte!

John Starmer betreibt die Arnsberger Kneipe O’ Caseys.
John Starmer betreibt die Arnsberger Kneipe O’ Caseys. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker