Arnsberg. In seinen großformatigen Ölgemälden stellt Rödel die Farbe als „mächtige Urkraft“ vor, die ohne jede Form auskommt.

Am Freitag eröffnete der Kunstverein Arnsberg eine neue Ausstellung in seinen Räumlichkeiten an der Königstraße in Arnsberg. Mit „Story of the Forgotten Light“ werden aktuelle Werke des Berliner Malers Maximilian Rödel präsentiert.

Die Einzelausstellung zeigt fünf großformatige und fünf kleinformatige Ölgemälde des Künstlers. Das monumentale Format der überkörperlich großen Werke und die klassische Technik erinnern an altmeisterliche Historien- oder Landschaftsmalereien. Aber Maximilian Rödel malt nicht nach der Natur. Er entfernt das Kulturelle, das Klassische aus den Bildern, löst sie von zeitlichen Dimensionen.

„Ich habe mich entschieden, dass ich mir eine größere Freiheit schaffe. Die Ölmalerei auf Leinwand ist eine sehr klassische Technik und hat sich eigentlich erschöpft. Sie gibt mir aber die Freiheit, das zu vermitteln, was gar nicht so plakativ und groß ist, sondern Nuancen von Unbekanntem und Größerem zu zeigen. Es ist eine Reduktion der Mittel, um mich mehr auf den Inhalt zu konzentrieren“, so Rödel.

Maximilian Rödel: „Bis das Bild eine Erinnerung freilegt und dann fertig ist“

Die Ausstellung läuft bis zum 10. April

Der Kunstverein Arnsberg zeigt mit „Story of the Forgotten Light“ eine Einzelausstellung mit aktuellen Werken des Malers Maximilian Rödel.

Maximilian Rödel wurde 1984 in Braunschweig geboren und lebt und arbeitet in Berlin.

Die Ausstellung in Arnsberg läuft noch bis zum 10. April. Öffnungszeiten: Mi - Fr 17.30 – 19 Uhr, So 11 – 15 Uhr und n. V.).

Mehr Informationen unter www.kunstverein-arnsberg.de.

„Ich wähle den Farbauftrag sehr dünn, trage die Farbe auf groben Stoff auf, wasche wieder ab, trage neue Schichten auf, verwerfe wieder, bis das Bild eine Erinnerung freilegt und dann fertig ist“, erläutert der Künstler die Entstehung seiner Werke. „Es muss eine Spannung entstehen, die den Prozess in Gang hält. Es geht darum, durch Reibung innere Motive freizulegen und darum, das Material in etwas zu verwandeln, das Strahlkraft hat.“

Damit schaffe Rödel „genuin neue, erfahrbare Wirklichkeiten“, erklärt Kuratorin Julia Rogge. „Im ungreifbaren Zustand zwischen purem Farblicht und Materie geben die Bilder eine Ahnung von Transzendenz, dem ewigen Wandel von Materie und Energie.“

Julia Rogge: „Rödels Farbwelten lösen die formale Begrenzung des Bildes auf“

In seinen großformatigen Ölgemälden stelle Rödel die Farbe als „mächtige Urkraft“ vor, die ohne jede Form auskomme. Damit gehe er konsequent über künstlerische Vorfahren auf diesem Gebiet hinaus. „Seine Farbwelten vermögen sogar, die formale Begrenzung des Bildes an seiner Oberfläche aufzulösen: Der vielfach geschichtete Auftrag der stark verdünnten Ölfarben bewirkt eine atmosphärische Tiefe und Dynamik, die sich in den Betrachterraum ausdehnt.“

Eigens für die Ausstellung wurde eine Zwischenwand entfernt, so dass Betrachter die Werke auch aus größerer Entfernung sehen können – hier das Gemälde „Prehistoric Sunset“.
Eigens für die Ausstellung wurde eine Zwischenwand entfernt, so dass Betrachter die Werke auch aus größerer Entfernung sehen können – hier das Gemälde „Prehistoric Sunset“. © Diana Ranke | Diana Ranke

Die Gemälde zeigen keine stumpfe, geschlossene Fläche. Vielmehr entsteht durch viele Farbschichten und unterschiedlich starke Bearbeitung ein besonderer Effekt, der je nach Blickwinkel und Licht variiert.

Eigens für die Einzelausstellung wurden die Räumlichkeiten des Kunstvereins geändert, es wurde eine Zwischenwand entfernt. „Damit ist die Achse wieder sichtbar, und man kann von Weitem auf die Bilder schauen“, erklärt Andrea Teiser vom Beirat des Kunstvereins. Sie hatte die Werke Rödels bei einem Besuch in Berlin gesehen und den Künstler eingeladen.

Schönheit, die aus der Tiefe kommt

„Die Bilder rühren in allen Betrachtenden Individuelles an: Eigene Erinnerungen, Vergessenes, Verdrängtes, Visionen“, ist Julia Rogge überzeugt, „und sie sind einfach überwältigend schön.“ Letzteres ist für Rödel auch der „einzige legitime Grund“, sich damit zu beschäftigen. „Alles andere ist von außen aufgesetzt.“ Die Schönheit der Gegenwart sei oft künstlich, die der Gemälde komme aus der Tiefe, sei ursprünglich. „Die Malerei ist ein altes, großes Konzept. Schönheit kann auch sehr nachhaltig sein.“

Rational kann der Betrachter die Werke weder einordnen noch verstehen, und Maximilian Rödel erklärt sie auch nicht. „Er hebt sie aus der Tiefe des universalen, zeitlosen Gedächtnisses, rahmt sie, erzählt sie wie ein uraltes Epos, das seine Wahrheit eher in seinen Rhythmen und Klängen als in seinen Worten mitteilt“, erklärt die Kunsthistorikerin. Dabei seien seine Gemälde nicht arrogant oder eitel, sondern zugänglich für alle, betont Rödel.

„Das Objekt will gesehen werden, geht mit jedem Einzelnen in Betrachtung.“ Natürlich seien seine Werke auch autobiografisch, und Titel wie beispielsweise „Prehistoric Sunset“ lösten Assoziationen aus. Doch die Wahrnehmung der Gemälde ist individuell. „Das Ausschließen von Interpretationen ist idiotisch“, so der Künstler. Die Ausstellung „Story of the Forgotten Light“ läuft noch bis zum 10. April.