Arnsberg/Sundern. Die drei heimischen Pfarrer Daniel Meiworm, Stephan Jung und Stefan Siebert sowie Pfarrverwalter Werner Vullhorst geben eine Erklärung ab.

Auf die breite öffentliche Empörung über die Missbrauchsfälle in deutschen katholischen Pfarrgemeinden und auf die Welle von Kirchenaustritten reagieren Kirchenvertreter aus den Städten Arnsberg und Sundern mit einer gemeinsamen Erklärung. Folgende Mitteilung wurde unterzeichnet von Daniel Meiworm (Pfarrer von St. Petri Hüsten), Stephan Jung (Pfarrer von St. Johannes Baptist Neheim und Voßwinkel), Pater Werner Vullhorst (Pfarrverwalter der Propsteipfarrei St. Laurentius Arnsberg) und Stefan Siebert (Leitender Pfarrer des Pastoralen Raums Sundern).

Überschrift der Erklärung: Mut wagen - Schritte gehen

Unter der Überschrift „Mut wagen - Schritte gehen“ geben die vier Geistlichen folgende Erklärung ab (Text im Wortlaut):

„In den letzten Tagen und Wochen ist viel um die kirchliche Situation gesagt, geschrieben, geäußert und diskutiert worden. Dankbar nehmen wir jede Äußerung entgegen und wollen uns ihr stellen. Mit unseren Gemeinden im Dekanat Hochsauerland-West stehen wir zusammen und sind betroffen ob der Vorkommnisse des sexuellen Missbrauchs und der sexualisierten Gewalt in unserer Kirche. Angesichts des Leids der Betroffenen möchten wir durch diese Zeilen unsere Betroffenheit äußern und signalisieren, dass wir mitleiden an den Umgangsformen, die zu keiner Aufklärung führen. Wir können Geschehenes nicht rückgängig machen, aber die Menschen in unseren Gemeinden sollen wissen, dass wir das uns Mögliche tun, um Missbrauch in unserer Kirche aufzuklären und zu verhindern.

Aus allen Verstrickungen und Unwägbarkeiten sind in den letzten Jahren Handlungsfelder entstanden, die wir auch weiterhin fördern oder vermehrt in den Blick nehmen werden:

- In den vergangenen Jahren sind bistumsweit in allen Pastoralen Räumen Schutzkonzepte erarbeitet worden und alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die in ihren Bereichen mit Kindern und Jugendlichen zusammenkommen, in den Präventionsschulungen sensibilisiert worden. Dies wird auch zukünftig unseren kirchlichen Alltag prägen und begleiten. Es werden zukünftig alle, die in unseren Feldern aktiv sind, durch diese Schulungen sensibilisiert.

- Ein Kirchenaustritt ist für viele das einzige Zeichen, dass sie setzen können, um die Institution Kirche zur Veränderung zu bewegen. Wir werden intensiv darüber beraten, wie wir uns an diejenigen wenden, die ihren Austritt aus der Kirche erklärt haben.- Nachdem sich 125 kirchlich Mitarbeitende in einem riskanten und mutigen Statement öffentlich geoutet haben, möchten wir in unseren Gemeinden dafür Sorge tragen, dass für alle Personen Räume eröffnet werden, in dem sie ohne jedwede Angst weiterhin in unserer Gemeinschaft willkommen sind.

Zusammen sind wir eine Gemeinschaft, die versucht, aufgrund des Evangeliums, Glauben zu leben, ihn zu gestalten und vor Ort auch erlebbar zu machen. Dazu stehen neben dem hauptberuflichen Personal viele Ehrenamtliche in den Gemeinden ein. Auch ihnen fällt es in dieser Zeit schwer ihr Tun in der Kirche zu Entfaltung kommen zu lassen. Die Schwere des Missbrauchs in der Kirche und der Umgang mit der Angst von vielen Menschen, die aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen werden, machen es den Gemeindegliedern nicht leicht, sich zu ihrer Kirche zu bekennen. Dennoch oder trotzdem möchten wir an dieser Stelle allen herzlich danken, die ihren Glauben vor Ort aktiv bekennen und somit eine lebendige Kirche ermöglichen.

Wir sind Kirche im Jahr 2022! Wir sind Kirche in einer Zeit, die uns herausfordert zu einem „Aufbruch zur Veränderung!“ Im Dekanat Hochsauerland-West sind wir bereit mit den Menschen aus Arnsberg und Sundern Kirche und Gesellschaft zu gestalten, damit Vertrauen wieder wachsen und reifen kann. Zusammen möchten wir Mut wagen und die nächsten Schritte gehen.“