Hüsten. 100 Jahre wird im April die Evangelische Kirchengemeinde alt. Ein Jahrhundert voller Engagement und voller Kämpfe, zeigt der Blick in die Chronik.
Die evangelische Kirchengemeinde Hüsten feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Den offiziellen Start ins Jubiläumsjahr wollte die evangelische Kirchengemeinde eigentlich am gestrigen Sonntag mit einem Gemeindeempfang nach dem Gottesdienst beginnen. „Leider mussten wir den Empfang aufgrund der Corona-Regeln absagen. Wir hoffen, dass wir unsere geplanten Veranstaltungen im Frühjahr realisieren können“, hofft Pfarrerin Ulrike Rüter.
Seit 2006 im Amt
Sie ist seit dem 5. März 2006 in der Hüstener Kirchengemeinde und hat seit Januar 2022 eine volle Pfarrstelle. Das Motto ihrer Amtseinführung war „Dies soll ein Tag der Freude sein, das Ende eines langen Weges und der Beginn eines neuen Weges“. Das Motto passt auch zur Geschichte der Kirchengemeinde. Heimatforscher Reiner Ahlborn hat 2010 eine sehr ausführliche Chronik für die evangelische Kirchengemeinde Hüsten erstellt. Die tabellarische Übersicht beginnt schon 1819. In dem Jahr sind die ersten vier Evangelisten (drei Lutheraner und ein Reformierter) erwähnt. Und knapp über 100 Jahre später, am 25. November 1921, wurde die heutige Gemeinde in Hüsten gegründet.
Viele Hürden
Bis zu diesem Zeitpunkt musste man viele Hürden nehmen, die später nicht weniger wurden. Der Weg zur eigenen Kirchengemeinde begann schrittweise aus der Hauptgemeinde Neheim, die schon 1871 selbstständig wurde. Am 22. Oktober 1905 beschloss die Gemeindevertretung, dass die Hüstener eine eigene Gemeinde bilden sollten. Hüsten wurde aber erst 1912 Filialgemeinde von Neheim mit eigener Gemeindevertretung und Vermögensverwaltung. Bis zur offiziellen Gründung dauerte es noch. Wirtschaftlichkeit und finanziellen Einnahmen wurden in Frage gestellt. Die evangelischen Mitarbeiter des wachsenden Hüstener Hüttenwerkes mussten das gewährleisten.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges sind alle Bestrebungen einer kompletten Eigenständigkeit ausgesetzt.
Im August 1922 schaffte das Neheimer Presbyterium die Grundlage zur Abtrennung. Damit konnte das Konsistorium in Münster und die Regierung in Arnsberg die neue evangelische Kirchengemeinde rückwirkend zum 1. April 1922 genehmigen. Jetzt begannen die Verhandlungen um eine eigene Gebetsstätte. Zum Glück hat die evangelische Gemeinde am 1. April 1900 einen Kirchenbauverein gegründet und Grundstücke auf dem Mühlenberg für Kirche und Pfarrhaus erworben. Doch bevor man die nötigen finanziellen Mittel für einen Kirchenbau hatte, wurde am 30. September 1923 der Betsaal im damaligen Hotel Assheuer eingeweiht. In der Gemeindechronik ist aufgeführt, mit welchen Widersprüchen die Gemeinde zu kämpfen hatte, um den Betsaal zu bekommen oder endlich mit dem Kirchenbau beginnen zu können.
Spatenstich 1948
Der Spatenstich für den Kirchbau war am 13. März 1948. Bei den Ausschachtungen haben Männer der
Gemeinde 3000 cbm Lehm in 6000 Loren geschaufelt. Ein Beschluss besagte, dass Pastor und Presbyter acht Tage Urlaub nehmen mussten oder für Ersatz sorgen. Am 1. Advent 1951 (2. Dezember) zog die Gemeinde in einem feierlichen Umzug vom Betsaal in die Kreuzkirche. Das Glasfenster „Sinkender Petrus“ aus dem Betsaal wurde im Chor der Kreuzkirche eingebaut.
Mit den damaligen Widrigkeiten hat man heute nicht mehr zu kämpfen. „Theologisch, Zusammenarbeit sowie das Gemeindeleben sind sehr gut. Wir machen alles gemeinsam und die ökumenische Arbeit ist hervorragend“, betonen Pfarrerin Rüter und Beate Ullrich, Vorsitzende des Presbyteriums. Den 70. Geburtstag feiert der Posaunenchor am Pfingstmontag, 6. Juni. Seit dem 1. April 2020 ist Annika Eisenberg für die Kirchenmusik (Orgel, Kirchenchor, Posaunenchor und Band) verantwortlich. Leider habe die Pandemie die Proben und Auftritte sehr stark eingeschränkt, man hoffe bald wieder zu starten.