Arnsberg/Sundern. Expertenrunde in der Neheimer Redaktion zum Thema Wiederaufforstung sieht große Herausforderungen: Für den Forst der Zukunft braucht es Geduld.

(Nicht nur) der heimische Wald ist noch nicht verloren: „Es ist eine Riesenherausforderung – aber wir schaffen das“, meint Dr. Bertram Leder mit Blick auf den „klimafitten“ Wald der Zukunft. Der Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft mit Sitz in Obereimer war einer von fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einer Expertenrunde unserer Redaktion zum Thema Wiederauffor­stung/Wiederbewaldung. Wie dieses ehrgeizige Ziel gelingen kann, diskutierte Dr. Leder gemeinsam mit seinem Wald und Holz NRW-Kollegen Marco Johann (Leiter Lehr- und Versuchsrevier Rumbeck), Neheims Stadtförsterin Petra Trompeter, dem Oeventroper Waldbesitzer Christoph Kraas sowie Mario Ernst (WaldLokal gGmbH).

Die Fichte hat im Sauerland ausgedient

Doch wie soll – oder muss – er eigentlich aussehen, der Wald der Zukunft? Die Vorstellungen von privaten und kommunalen Waldbesitzern sowie Vertretern des Staatsforstes liegen gar nicht so weit ausein­ander wie man denken könnte. Die Fichte hat im Sauerland ausgedient, ein Comeback scheint, wenn überhaupt, nur bedingt möglich – darüber herrscht grundsätzlich Einigkeit. Fichtenwälder seien in wenigen Jahren Geschichte...

„Die nächsten Generationen werden weiterhin Wald vorfinden“, blickt Petra Trompeter voraus, „aber diese Wälder haben ein anderes Gesicht als wir es kennen.“ Mischen sei bei deren Gestaltung das A&O, der Weg hin zum klimastabilen Forst ein langer, herausfordernder.

Nadelbäume sollen nicht komplett verschwinden, war sich die Expertenrunde am Montagabend einig, auch die Fichte könnte in einer künftigen Mischform „Nadel und Laub“ eine – untergeordnete – Rolle spielen, als Monokultur allerdings gehöre sie der Vergangenheit an.

Zum Thema Wiederbewaldung hatte unsere Zeitung im Rahmen der Aktion „Waldretter“ in der vergangenen Woche zu einer Führung durch den Luerwald mit dem zuständigen Förster Marco Johann geladen. Dabei erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielschichtige Informationen aus erster Hand.
Zum Thema Wiederbewaldung hatte unsere Zeitung im Rahmen der Aktion „Waldretter“ in der vergangenen Woche zu einer Führung durch den Luerwald mit dem zuständigen Förster Marco Johann geladen. Dabei erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielschichtige Informationen aus erster Hand. © Unbekannt | Achim Gieseke

Dafür haben Stürme, Dürre und die massenhafte Vermehrung von Borkenkäfern vielerorts bereits gründlich gesorgt, abgestorbene oder verwüstete Waldflächen sind sichtbares Zeichen dafür. Bis zu 100 Hektar große Brachen müssen möglichst schnell und zielgerichtet wieder bewaldet werden. Die Natur trägt dazu bei, dass Wiederbewaldung auch als natürlicher Prozess stattfindet: „Pionierbaumarten“ wie Birke, Vogelbeere, Aspe, Erle oder Weide bilden den „Vorwald“ – eine wenige Jahrzehnte dauernde Übergangssituation zu Wäldern aus Buche, Tanne und Eiche, aber auch Douglasie oder Küstentanne, die allesamt gepflanzt werden müssen.

Dass der Klimawandel akut ist, sei auch den heimischen Privatbesitzern bewusst, die in ihren Wäldern nicht mehr nur auf Fichten setzen, erklärte Christoph Kraas. Aber Neupflanzungen müssten mit Augenmaß erfolgen, so der Oeventroper Holz-Unternehmer weiter. Dafür plädiert auch Revierförster Marco Johann, der bei der Wiederbewaldung von einer Mammutaufgabe spricht, die Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird – und mit Blick auf Ressourcen wie Setzlinge oder Personal an Grenzen stoßen könnte. „In zehn, 15 Jahren wird es auf vielen Flächen noch immer verheerend aussehen“, sagt Johann.

Beteiligung der Öffentlichkeit

Damit besagte „Mammutaufgabe“ gelingen kann, setzt „WaldLokal“ auf Beteiligung der Öffentlichkeit. „Viele wollen helfen, sich engagieren, auch die Wirtschaft möchte spenden, Geld in die Hand nehmen, damit der Wald der Zukunft entstehen kann“, meint Mario Ernst. Seine Initiative habe sich auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam mit den Fachleuten dieses Ziel zu erreichen, so der Soester. Mit Erfolg, denn Hunderte von Spenden seien schon generiert worden.

Neben Spenden sind auch staatliche Fördergelder enorm wichtig, um die gewaltige Herausforderung der Wiederbewaldung stemmen zu können, denn diese kostet viel Geld – Geld, auf das vor allem Besitzer kleinerer privater Waldflächen dringend angewiesen sind. Doch die Verfahren zur Antragstellung seien nicht praxisnah, kommt Kritik auf. Christoph Kraas sprach in diesem Zusammenhang von „sehr aufwendigen Antragsverfahren“, lobt aber ausdrücklich die heimischen Bearbeiter aus dem Forstamt Rüthen. Komplexe Vorgaben hätten jedoch überregional dazu beigetragen, dass bisher nur ein Bruchteil der bereitgestellten Gelder abgerufen wurde. Eine weitere Herausforderung auf dem Weg in den Wald der Zukunft.