Sundern/Hochsauerlandkreis. Maria Tillmann möchte als erste Grünenpolitikerin aus dem HSK in den Bundestag – und stellt Klimaschutz in den Fokus.

Maria Tillmann möchte für Bündnis 90 / Die Grünen in den Bundestag. Im Interview mit dieser Zeitung spricht die aus Sundern stammende Kandidatin für den HSK über ihre Beweggründe, Chancen und über Perspektiven grüner Politik.

Die Grünen sind bundesweit in Umfragen eine starke Kraft: Ist das auf das Sauerland zu übertragen, und sehen Sie auch hier den Resonanzboden für „grüne Themen“?

Maria Tillmann Wir sind schon länger nicht mehr die kleine Partei mit den Randthemen. Klimaschutz ist das Zukunftsthema, das alle Themen zusammenführt – natürlich auch im Sauerland. Wir sind die einzige Partei, die das so in ihrem Programm deutlich macht, während bei den anderen ein „weiter so“ droht. Dass es das im Klimaschutz nicht geben darf, haben die Menschen im Sauerland bereits bei der Kommunalwahl deutlich gemacht und uns Vertrauen geschenkt. Mit den GroKo-Parteien SPD und CDU wird es keinen Aufbruch geben – wir Grüne dagegen bieten die Expertise dafür – und die Zeit drängt.

„Steckbrief“: Maria Tillmann

Maria Tillmann ist 53 Jahre alt und wohnt in Sundern-Dörnholthausen.

Von Beruf ist die Bundestagskandidatin Übersetzerin und Sprachdozentin.

Zu ihrem politischen Werdegang berichtet sie Folgendes:
Seit der Rückkehr aus Schottland im Jahr 2011 ist Maria Tillmann bei den Grünen in Sundern aktiv, seit 2020 Kreistagsmitglied im HSK.

Hobbys: Mein Selbstversorgergarten und die Permakultur, Chorsingen, Wandern, Radfahren und der BVB.

Inwieweit hat die Hochwasser-Katastrophe mit Schäden auch im HSK das Bewusstsein für politische Ziele der Grünen gestärkt?

Das Hochwasser war eine echte Katastrophe. Wir müssen alles dafür tun, dass sich solche Wetterextreme nicht wiederholen. Wir wissen aber schon jetzt, dass sich das nicht ganz abwenden lassen wird. Deswegen müssen wir auch über Klimafolgenanpassung sprechen. Sundern und Hachen standen unter Wasser, die Bilder ergreifen mich noch jetzt. Auch auf unserem Hof haben wir Wasser geschaufelt. Arnsberg hat es dank der vielen Renaturierungen um einiges weniger getroffen. Zwei Beispiele, die nebeneinander liegen. Die vergangenen 16 Jahre hat dieses Land stillgestanden. Ich möchte, dass wir jetzt eine Zukunft in Sicherheit und Freiheit für uns alle schaffen – und das geht nur mit echtem Klimaschutz – nicht aber mit Scholz-Zielen wie „Kohlekraft bis 2038“.

Kandidaten zur Bundestagswahl 2021
Kandidaten zur Bundestagswahl 2021 © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Nennen Sie uns das wichtigste Projekt, dass Sie tatsächlich für den Hochsauerlandkreis umsetzen möchten?

Klimastabile, natürliche und artenreiche Wälder zurückzugewinnen. Ein naturnaher, multifunktionaler Wald mit Waldbewirtschaftung nach ökologischen Kriterien ist das Ziel. Ein solcher Wald ist nicht nur resistenter gegen Kalamitäten, bietet wertvolle Lebensräume, speichert Wasser und hat einen hohen Erholungswert, sondern ist letztendlich auch für die Waldbesitzenden wirtschaftlicher.

Was ist aus Ihrer Sicht, das wichtigste bundesweite Thema?

Sie wissen, dass wir bei den Grünen den Klimaschutz nach vorn stellen. Aber wichtig dabei ist, dass er auch von allen mitgegangen werden kann. Wir müssen ihn mit der Wirtschaft zusammen vorantreiben und ihn so ausgestalten, dass nicht die „kleinen Leute“ am Ende die Zeche zahlen. Menschen müssen sich Klimaschutz auch leisten können. Das gelingt nur mit umfassenden Konzepten, die wir im Detail entwickelt haben. Wir brauchen zum Beispiel Bürger-Energieprojekte, an denen alle verdienen können, Bahnstrecken und Schnellbusse mit günstigen Tickets statt einer A46 / B7n, ein Energiegeld für alle und eine Grundsicherung – vor allem für Kinder.

Welche realistischen Chancen sehen Sie, in den Bundestag einzuziehen?

Mit NRW-Listenplatz 31 habe ich eine gute Chance. Dafür brauche ich vor allem die Zweitstimme. Wer also Grün im Sauerland unterstützen will, der wählt uns entweder mit beiden Stimmen oder zeigt seinen Koalitionswunsch durch eine Erststimme für eine andere Partei und die Zweitstimme Grün. Dann kann es erstmals gelingen, dass eine Grüne aus dem HSK im Bundestag sitzt. Ich wäre auch die erste weibliche Abgeordnete von hier! Beides wäre gut für das Sauerland. CDU, SPD und FDP werden übrigens nicht müde, Männer aufzustellen. Gerade wieder hat die SPD in Arnsberg einen Mann für die Landtagswahl vorgeschlagen – keine Überraschung.

Wie ist der HSK aus Ihrer Sicht mit den Abgeordneten Sensburg (CDU), Wiese (SPD) und Cronenberg (FDP) im Bundestag vertreten – und was wollen Sie besser machen?

Alle drei haben gegen unseren Antrag zur schnellen Evakuierung der Ortskräfte aus Afghanistan gestimmt. Alle sind gegen einen früheren Ausstieg aus der Kohle. Keiner hat bisher eine Initiative eingebracht, den Wald hier wirklich zu schützen. Die Borkenkäferkata­strophe kam mit Ansage. Auch auf die Stürme im Wald kam keine spürbare und fundierte Konsequenz der Sauerländer Abgeordneten. Das ist enttäuschend. Dabei präsentieren sie sich immer als Generalisten: Zu jedem Thema eine blumige Antwort. Ich will Wald- und Klimapolitik in den Mittelpunkt stellen. Ich bin stark in den Themen Landwirtschaft und ländlicher Raum. Hier werde ich laut und konstruktiv mit allen zusammen Lösungen suchen.

Zu den Kandidaten Friedrich Merz (CDU), Dirk Wiese (SPD) und Carl-Julius Cronenberg (FDP) gibt es die Interviews bereits als komplette Videoaufzeichnung, das Video-Interview mit Maria Tillmann folgt.

Sie finden diese in unserem Portal unter den drei Adressen wp.de/DirkWiese-live, wp.de/CarloCronenberg-live und wp.de/FriedrichMerz-live

Online sind alle Interviews auch verschriftlicht nachzulesen auf den WP-Städteseiten Arnsberg, Meschede und Brilon.