Arnsberg. Bislang kann sich Kulturbüro-Leiterin Kirsten Minkel schon über viele positive Rückmeldungen freuen - von Besuchern und Kulturschaffenden.

Das Wetter schwächelt seit Wochen, doch der Arnsberger „Kultursommer“ zeigt sich sommerlich stabil, setzt bunte Zeichen, wirkt so als Stimmungsaufheller und sorgt für sichtbare Belebung in der Stadt. Trotz der vielen Auflagen, die die Corona-Pandemie erfordert. Dazu ein Gespräch mit Kirsten Minkel, Leiterin des Kulturbüros der Stadt Arnsberg.

Der Kultursommer läuft. Lässt sich schon eine erste Zwischenbilanz ziehen?

Für viele dann doch überraschend, sind wir in ein umfangreiches Kulturprogramm eingestiegen und freuen uns, dass die Formate und Veranstaltungsreihen zunehmend besser besucht werden – selbstverständlich im Rahmen der geltenden Vorschriften. Gerade diejenigen, die die Sommerzeit in Arnsberg verbringen, nämlich Gäste und „Einheimische“, wissen es zu schätzen, kulturelle Angebote wahrnehmen zu können. Es war die richtige Entscheidung, sich nicht mehr nur auf einen kleinen Zeitraum zu beschränken.

Die Verzahnung mit dem Stadtteil Neheim ist – auch durch den Bogen – sehr viel enger geworden. Wie wirkt sich das auf das Interesse von Publikum und Künstlerschaft aus?

Kultur lässt sich schlichtweg nicht auf bestimmte Ortsteile begrenzen. Es gibt im gesamten Stadtgebiet die unterschiedlichsten Aktivitäten, und gerade dort, wo die Kulturverwaltung selbst nicht aktiv veranstaltet, entwickeln sich immer neue Projekte, die wir auch über die Plattform „Kultursommer“ einfach wahrnehmbarer machen wollen. Kulturelle Vielfalt müssen wir gesamtstädtisch als Pluspunkt verstehen. Arnsberg mit seinem historischen Ortskern und Industriekultur zum Beispiel im Kunst-Werk in Neheim sind für den ländlichen Raum schon ganz interessante Kontrapunkte, die zum Entdecken einladen.

Gibt es schon Resonanzen aus dem Publikum auf das bisherige Angebot?

Zwar gibt es die menschliche Neigung, lieber über Schlechtes zu reden, aber es haben sich schon viele Gäste, Künstlerinnen und Künstler sowie Kooperationspartner bedankt. Und wir merken es auch in den Veranstaltungen an der Stimmung. Menschen genießen das gemeinsame Erleben – übrigens auch ganz unabhängig vom Alter.

Es gibt interessante Partnerschaften wie mit dem Betreiber des „Herr Nilsson“, der die Ruhrterrassen wunderbar bespielt. Ist das grundsätzlich der Weg für die Zukunft?

Das Konzept „Kultursommer“ setzt ohnehin deutlich mehr auf kooperative Veranstaltungen und diese Kooperation ist eine neu entstandene, die gute Synergien erzeugt, weil einfach auch mal ganz andere Zielgruppen angesprochen werden. Wir werden direkt nach dem Kultursommer eine gemeinsame Auswertung auch mit Blick auf die Zukunft machen.

Wie stark spielte das Corona-Geschehen in die sicher ohnehin nicht einfache Organisation des Kultursommers hinein?

Lange gab es für Kulturveranstaltungen überhaupt keine Öffnungsstrategie und damit auch keine Planbarkeit. Es war eine extrem kurze Zeit, aber gleichzeitig mit der Herausforderung verbunden, auf aktuelle Publikumsbedürfnisse - nach der Zeit des Lockdowns - einzugehen. Wichtig war die ganze Zeit, Räume für Begegnungen zu schaffen und nicht nur punktuell ein Programm für eine Woche zu erarbeiten.

War es schwierig, in diesen problematischen Zeiten Künstlerinnen und Künstler sowie Dozentinnen und Dozenten für das Mitwirken zu gewinnen?

Wir wussten, dass KünstlerInnen und Künstler, Dozentinnen und Dozenten ja nun auch darauf angewiesen sind, wieder ihrem Beruf nachkommen zu können, und ganz unabhängig davon, freuen sich Künstlerinnen und Künstler, mit Zuhörern, Zuschauern und Gästen wieder interagieren zu können. Digitalformate können das nicht auffangen, sondern nur ergänzen. Kunst und Kultur leben vom Austausch und Kommunikation.

Zeigen sich die natürlich unverzichtbaren Corona-Auflagen als Stimmungshemmer oder ziehen die Menschen mit und genießen die Angebote?

Die Menschen, die sich auf die Kulturangebote freuen, nehmen auch gern einmal „Umstände“ in Kauf und wer ehrlich „kulturinteressiert“ ist, wird seinen Teil dazu beitragen, dass wir auch weiterhin veranstalten dürfen. Das Thema Auflagen polarisiert natürlich schon, allerdings muss man ja auch zugeben, dass die Verordnungen und Regelungen auch schon mal verwirren können. Da ist schon immer viel nachzulesen und nachzufragen.

Und was dürfen wir noch als besondere Höhepunkte in den nächsten Wochen erwarten?

Auch dies ist eine Frage der persönlichen Vorlieben, da gibt es auch ganz unterschiedliche Cluster, weshalb der Kultursommer auch nicht „Alles für Alle“ anbieten kann, aber dennoch ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprechen müsste. Spannend sind sicherlich auch die ganz neuen Formate, die in diesem Jahr neu entstehen - zum Beispiel das Musikfestival „Klangheimlich“.

Wenn Sie sich etwas für den Kultursommer wünschen dürften, was wäre das?

Ich wünsche mir natürlich, dass wir in den kommenden Jahren die Potenziale noch mehr ausschöpfen und auch noch mehr Partner in den Ortsteilen einbeziehen können. Viele „größere“ Veranstaltungen - zum Beispiel in Neheim - konnten bislang leider in diesem Jahr nicht stattfinden. Für diesen Kultursommer wünsche ich mir, dass er eine Initialzündung für die Weiterentwicklung in den kommenden Jahren gibt. Und „last but not least“, dass wir bei aller „Offenheit“ und Einbezug von unterhaltenden Formaten den Anspruch an die Qualität nicht verlieren.