Arnsberg. Im Interview: Olaf Ikenmeyer, Leiter des Regionalforstamtes Arnsberger Wald, macht den Wald für die Zukunft fit.
Olaf Ikenmeyer hat im Mai 2021 die Leitung des Regionalforstamtes Arnsberger Wald übernommen. Der 42-Jährige ist Nachfolger von Lorenz Lüke-Sellhorst, der bereits zum Jahreswechsel in den Ruhestand verabschiedet worden war (wir berichteten). Zu seinen Aufgaben im neuen Amt und über die Herausforderungen mit Blick auf den Wald der Zukunft haben wir den studierten Forstwissenschaftler und Waldökologen Ikenmeyer in unserem Mittwochsinterview befragt – lesen Sie hier seine Antworten.
Was gehört zu Ihren Aufgaben als Leiter des Regionalforstamtes Arnsberger Wald?
Olaf Ikenmeyer Als Amtsleiter und dienstlicher Vorgesetzter habe ich die Personalverantwortung für 51 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich im Forstamt mit seinen Lehr- und Versuchsrevieren im Arnsberger Wald um 10.400 Hektar landeseigenen Wald kümmern. Für diese riesigen Waldflächen bin ich operativ zuständig, muss sie mit meinen Mitarbeitern – unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung als FFH-Schutzgebiet – zukunftsfähig machen. Ebenfalls in meinen Zuständigkeitsbereich fällt das zum Regionalforstamt gehörende Jugendwaldheim in Obereimer, wo u.a. zertifizierte waldbezogene Umweltbildung für Kinder und Jugendliche angeboten wird.
„Steckbrief“ Olaf Ikenmeyer
Geboren ist Olaf Ikenmeyer im Jahr 1979 im ostwestfälischen Salzkotten.Aufgewachsen in Paderborn, nahm er im Jahr 2001 sein Studium der Forstwissenschaften und Waldökologie an der Georg-August-Universität Göttingen auf.Im Jahr 2009 schloss er seine forstfachliche Ausbildung mit der Großen Forstlichen Staatsprüfung in Rheinland-Pfalz ab – und kam anschließend ins Sauerland, wo er bis heute lebt.Der 42-Jährige hat seinen Wohnsitz in Schmallenberg.
Seit wann sind Sie für Wald und Holz NRW tätig – und in welcher Funktion haben Sie bisher beim Landesbetrieb gearbeitet?
Ich bin seit 2012 für Wald und Holz NRW tätig, habe für den Landesbetrieb das Fachgebiet Privat- und Körperschaftswald im Regionalforstamt Oberes Sauerland in Schmallenberg geleitet und war dort stellvertretender Amtsleiter. Gemeinsam mit 25 Revierleiterinnen und Revierleitern war ich dort Ansprechperson für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, organisiert in 41 Zusammenschlüssen. Schwerpunkte meiner Tätigkeit im Oberen Sauerland waren zuletzt die Einführung der direkten Förderung in der forstfachlichen Betreuung sowie die Neuorganisation der Holzvermarktung. Vor meiner Zeit beim Landesbetrieb habe ich bereits drei Jahre im Sauerland gearbeitet – für ein namhaftes heimisches Forstplanungsbüro in den Bereichen Forsteinrichtung, Waldbewertung und Biotopmanagement.
Stichwort „Neuorganisation Holzvermarktung“ – wie haben Sie das angepackt?
Diese Neuorganisation war aufgrund neuer Rahmenbedingungen notwendig. Bis vor einigen Jahren war das Regionalforstamt Oberes Sauerland auf Grundlage von Betreuungsverträgen auch mit der Vermarktung des Holzes privater Waldbesitzer aus der Region betraut. Als die Kartellbehörde signalisierte, diese vertragliche Regelung könne unter Umständen nicht in Ordnung sein, beschloss die Landesforstverwaltung vorsorglich, auszusteigen und künftig nur noch ihre eigenen Holzbestände zu verkaufen. Heute läuft der Holzverkauf dort über waldbesitzgetragene privatrechtliche Organisationen.
Es gibt derzeit viele Diskussionen um den Verkauf von Holz aus Deutschland nach China und in die USA – wie sehen Sie das?
Man muss dabei sehr genau differenzieren, um welches Holz es geht. „Rundes Holz“, also das, was im Wald lagert, gibt es derzeit mehr als genug, ins Ausland verkauft werden Überschüsse, die die heimische Holzindustrie nicht bewältigen kann. Das aktuelle Problem der Holzknappheit, z.B. in der Baubranche, hat nichts mit der forstlichen Holzgewinnung zu tun, sondern hängt mit der Vermarktung des „eckigen“, also bereits in Sägewerken verarbeiteten Holzes zusammen. Dort greifen Marktmechanismen, die sich dem Einfluss der forstlichen Holzbewirtschaftung entziehen. Ob es sich betriebswirtschaftlich rechnet, Schnittholz nach Übersee zu liefern, müssen die Anbieter abschätzen. Definitiv nicht gut ist dieses Marktverhalten aber für unser Klima, denn die Container sind auf riesigen Schiffen oft wochenlang auf den Weltmeeren unterwegs.
Wie wird sich der Wald in ihrem „Revier“ – und vor unserer Haustür in Arnsberg – in den nächsten Jahren verändern?
Mit diesem Thema werden und müssen wir uns in den kommenden fünf bis acht Jahren intensiv beschäftigen. Von Vorteil dabei ist, dass wir in unseren Lehr- und Versuchsrevieren im Arnsberger Wald einen hohen Laubwaldanteil von etwa 75 Prozent haben. Die ursprünglichen rund 3500 Hektar Fichtenbestände werden im Jahr 2022 vom Borkenkäfer so gut wie vernichtet sein. Trotzdem wird die Fichte nicht völlig aus dem Arnsberger Wald verschwinden, aber eine auf 100 Jahre ausgerichtete Bewirtschaftung mit Fichtenholz wird es im landeseigenen Forst künftig nicht mehr geben. Konform mit den FFH-Zielen, ist eine Wiederaufforstung mit Mischwald vorgesehen, wobei Baumarten wie Eiche, Buche oder Erle in den Fokus rücken. Wenn wir in den kommenden Jahren Flächen wieder aufforsten, wird jede einzelne Brache zuvor detailliert vorbereitet.