Arnsberg. Frank Kramer aus Arnsberg ist seit 20 Jahren verheiratet, doch das Singleleben von Freunden treibt ihn um. Das ist sein neues Angebot für Singles

Wer einfach nicht mehr alleine wandern und neue Freunde finden möchte oder vielleicht sogar auf der Suche nach der großen Liebe ist, für die hat der „Wahl-Arnsberger“ Frank Kramer seit Mitte März ein neues Angebot: Bei „Singlewandern im Sauerland“ sollen sich Alleinstehende bei einem gemeinsamen Ausflug in der Natur kennenlernen. Im Interview spricht der 55-Jährige darüber, wie er seine Frau getroffen hat, die aktuellen Probleme von Singles und warum er sich trotzdem nicht als Partnervermittler sieht.

Herr Kramer, Sie sind selbst kein Single mehr, sondern seit 20 Jahren mit Ihrer Frau verheiratet. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Frank Kramer: Ganz klassisch. Wir haben uns auf der Arbeit kennengelernt. Ich war bereits seit einem Jahr in der Firma beschäftigt und als meine Frau dort anfing, durfte ich ihr den Betrieb zeigen. Damit sich das private und berufliche Umfeld nicht zu stark vermischen, haben wir festgelegt, nur bis zur Haustür über die Arbeit zu sprechen.

Diese Vorteile sieht Frank Kramer beim „Singlewandern im Sauerland“

Haben es Singles heute schwerer neue Bekanntschaften zu machen?

Ich habe viele Single-Freunde im Bekanntenkreis. Jetzt während der Corona-Zeit ist es noch mal schwerer geworden, weil das Ausgehen fehlt. Viele sitzen zu Hause und sind auf Telefonate und Online-Plattformen beschränkt. Generell ist es in der heutigen Zeit schwieriger, jemanden vernünftiges kennenzulernen. Ich höre häufig von Freunden, dass sie Online-Plattformen nicht gerne nutzen: Man muss viel von sich preisgeben und hat dann erst einen langen Chatverlauf, der auch plötzlich abbrechen kann. Aus unterschiedlichen Gründen kommt es dann oft nicht zu einem persönlichen Treffen.

Und da soll das von Ihnen angebotene „Singlewandern im Sauerland“ helfen?

Der Vorteil vom „Singlewandern“ ist, dass dieser langwierige ­Prozess bis zum ersten Treffen wegfällt. Und die Singles haben schon eine Gemeinsamkeit: Sie treffen andere Menschen, die gerne unterwegs sind. Außerdem lernen sie nicht nur einen Single kennen, sondern im Idealfall zehn andere Menschen. Auch peinliche Gesprächspausen, wie sie zum Beispiel beim Date im Restaurant vorkommen, gibt es beim „Singlewandern“ nicht.

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Wie verlief der Start?

Wir sind Mitte März mit der Idee gestartet. Das läuft bei mir nebenberuflich. Vor zwei Wochen haben wir die ersten drei Wanderungen für Juni ins Netz gestellt, weil die Nachfrage sehr groß war. Wir hoffen, dass wir dann auch unter den aktuellen Corona-Bedingungen loslegen können. Die erste Wanderung rund um das Kloster Oelinghausen ist bereits ausgebucht. Bei den anderen Wanderungen sind noch wenige Plätze für Herren frei. Man merkt schon, dass das Interesse am „Singlewandern“ bei den Frauen höher ist als bei den Männern. Wir wollen aber immer ein ausgewogenen Verhältnis haben und nehmen maximal 20 Personen mit. Langfristig könnte ich mir auch vorstellen, Wanderungen für Schwule oder Lesben anzubieten.

Was erwartet die Singles bei der Wanderung?

Alles ist sehr unkompliziert: Es gibt eine kleine Vorstellungsrunde und dann wird auch schon gewandert. Ich leite am Anfang die Wanderung. Weil das Tempo der Teilnehmer unterschiedlich sein wird, vereinbaren wir an den Wegkreuzungen Treffpunkte. Dadurch ist ­gewährleistet, dass sich dann die Gruppe wieder neu mischen kann. Wir haben darauf geachtet – und das ist im Sauerland optimal – dass wir gut ausgebaute Wanderwege haben, auf denen die Singles nebeneinander gehen und sich unterhalten können.

Das ist das Konzept vom „Singlewandern im Sauerland“

Wie fit muss man dazu sein?

Wir orientieren uns an den vermeintlich „langsamsten“ Wanderer. Wir haben die Wanderungen nach verschiedenen Alterskategorien unterteilt, damit die Teilnehmer zum einen wissen, auf welche Altersgruppen sie stoßen, und zum anderen das Fitnesslevel besser einschätzen können. Wir suchen keine Wanderungen raus, die einen tatsächlich ans Limit führen.

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Werden die Singles bei der Wanderung die große Liebe finden?

Wir sehen uns selbst nicht als Partnervermittlung, sondern wollen Veranstaltungen anbieten, wo sich Menschen kennenlernen können. Um eine räumliche Nähe zu schaffen, haben wir den Umkreis für die Teilnehmer bei etwa 80 Kilometer von Arnsberg aus festgelegt. Auch wenn sich bei der Wanderung keine Liebe entwickelt, so vielleicht trotzdem eine Freundschaft für andere Freizeitaktivitäten. Wir haben bei den Anmeldungen schon gemerkt: Der Partnergedanke steht nicht im Vordergrund. Wir selbst geben auch keine Kontaktdaten weiter. Wenn es zwischen den Singles den Wunsch gibt, sich zukünftig wieder zu sehen, dann müssen sie das selbst organisieren.