Oeventrop. Der neue Vorsitzende des Bezirksausschusses Oeventrop, Gerd Stodollick, will das gute Miteinander im Gremium fortführen
Mit Verspätung - weil Corona-Pandemie bis lang die Sitzungen unmöglich gemacht hatte - wurd Gerd Stodollick (SPD) jetzt zum Vorsitzenden des großen Bezirksausschusses Oeventrop gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von Klaus Büenfeld (CDU) an.
Der Bezirksausschuss Oeventrop steht für sachliche Arbeit im Sinne des Bürgers ohne parteipolitische Animositäten. Werden Sie diesen Stil weiter pflegen?
Gerd StodollickUneingeschränktes Ja! Ich strebe eine gute Zusammenarbeit mit allen demokratischen Parteien an. Die Erfahrung zeigt, dass wir bei gemeinsamem Handeln der Akteure vor Ort auch mehr für Oeventrop erreichen können. Ich glaube auch, dass wir uns in den Zielen sehr einig sind, die Wege dorthin aber manchmal unterschiedlich interpretiert werden. Hier gilt es zu gemeinsamen Lösungen zu kommen.
Die Ruhrdörfer sind ohnehin Sinnbild für Zusammenhalt. Woraus resultiert das?
Oeventrop ist ein guter Wohn- und Lebensort. Grundsätzlich funktioniert die Nachbarschaft und man hilft sich gegenseitig. Erinnern darf ich beispielsweise an die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe, die sich spontan bereiterklärt haben, unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu integrieren. Von besonderer Bedeutung sind aber die zahlreichen in Oeventrop tätigen Vereine. Das gesellschaftliche Leben in Oeventrop wäre ohne diese Vereine nicht vorstellbar. Das ist ein Pfund, das es immer zu unterstützen gilt.
Wo wollen Sie als Ausschussvorsitzender besondere Schwerpunkte setzen?
Schwerpunkte der Arbeit des Bezirksausschusses und damit auch meiner Tätigkeit als Vorsitzender sind mit Sicherheit die Umsetzung der im Dorfinnenentwicklungskonzept genannten Maßnahmen. Hier ist besonders die Weiterentwicklung des Sport- und Freizeitzentrums In den Oeren und die Schaffung eines Bürgerzentrums zu nennen. Auch der Neubau der städtischen Kindertageseinrichtung und der Grundschule werden die politische Arbeit im Bezirksausschuss bestimmen. Aber auch die weiteren im Dorfinnenentwicklungskonzept genannten Maßnahmen wie beispielsweise die Optimierung der Beleuchtung des Ruhrtalradweges und ein Konzept für die Kirchstraße sind hier von Bedeutung.
Was sind neben der Neuausrichtung des Schulareals Dinschede die wichtigsten politischen Themen in der nahen Zukunft?
Wichtig ist, dass es endlich zu einer Vermarktung im Gewerbegebiet Wildshausen kommt. Wir wissen auch, dass es Bedarf an bezahlbarem, bedarfsgerechtem Wohnraum gibt, insbesondere geht es auch um seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen und Wohnraum für Singles. Wir werden als Bezirksausschuss alles in unserer Macht Stehende tun, damit die Dinscheder Brücke zügig neu gebaut wird und hoffen, dass mit dem Bau der Behelfsbrücke schnellstmöglich angefangen wird. Wir müssen uns auch den Fragen des demografischen Wandels in unserem Ort stellen. Was bedeutet dies für die Wohnsituation, für die Schule und die Kindertageseinrichtungen, die Mobilität und die ärztliche und pflegerische Versorgung? Im Dorfinnenentwicklungskonzept ist hier beispielsweise auch genannt, dass es eine punktuelle Verbesserung des ÖPNV geben muss. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass nach dem Neubau der Dinscheder Brücke und in Verbindung mit den übrigen im Bereich des Sportzentrums vorgesehenen Maßnahmen auch die Straße In den Oeren als Fahrradstraße ausgebaut wird.
Wie beurteilen Sie die private Initiative, die ehemalige Suchtklinik auf der Egge abzureißen und dort neues Bauland zu entwickeln?
Grundsätzlich begrüße ich es, dass auf dem Gelände der ehemaligen Suchtklinik Bauland entwickelt werden soll. Ich denke hierbei aber nicht nur an Einfamilienhäuser, sondern auch an bezahlbare Wohnungen, weil hierfür in der gesamten Stadt ein Bedarf besteht. So reduziert sich die Anzahl der sozialgebundenen Wohnungen in Arnsberg aber auch in Oeventrop in den nächsten fünf Jahren deutlich. Wichtig auch, dass Planungsrecht für das Gelände geschaffen wird und Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur erfolgen.
Wie steht es um die Oeventroper Jugend? Ist diese – unabhängig von Parteipräferenzen – an politischer Vor-Ort-Arbeit interessiert?
Für die Oeventroper Jugend ist es wichtig, dass ein Jugendraum entsteht, weil dieser in Oeventrop fehlt. Hier müssen wir Vorschläge unterbreiten und Ideen entwickeln. Dazu gehört auch eine Unterstützung durch Hauptamtliche des Jugendamtes. Das wäre auch ein Ansatzpunkt, Jugendliche in ein Projekt Jugendraum miteinzubinden. Ich glaube, dass die Jugend nicht unpolitisch ist, sich aber eher in Projekten beteiligt als in politischen Parteien. Ich würde mich freuen, wenn mehr junge Menschen sich aktiv in den demokratischen Parteien engagieren würden, denn davon lebt unsere Demokratie.
Und zuletzt: Wer wird Ihrer Einschätzung nach Angela Merkel im Bundeskanzleramt beerben und in welcher Konstellation?
Ich kann nicht in der Glaskugel lesen. Ich erwarte einen spannenden Wahlkampf, dessen Ausgang völlig offen ist. Ich hoffe, dass Olaf Scholz nächster Bundeskanzler wird, weil mit einer starken SPD die ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen ganzheitlich betrachtet und Lösungen zugeführt werden können. Dabei kann die SPD auch ihre Erfolge in der jetzigen Bundesregierung darstellen wie z.B. Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, Grundrente oder zweites beitragsfreies Kindergartenjahr. In welcher Konstellation die neue Bundesregierung sein wird, hängt vom Wahlergebnis und den Koalitionsverhandlungen ab.
Gerd Stodollick war Verdi-Geschäftsführer
Gerd Stodollick, am vergangenen Freitag, 23. April, 70 Jahre alt geworden, ist seit 1969 Mitglied der SPD,seit 1975 Mitglied im Vorstand der SPD Oeventrop (heute Ortsverein Im Ruhrtal), seit 1994 Mitglied im Bezirksausschuss der Ruhrdörfer und seit 1999 Mitglied des Rates der Stadt Arnsberg.
Stodollick ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne und er hat eine Enkelin.
Im Berufsleben war Gerd Stodollick Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Hellweg-Hochsauerland.
Die Hobbys des Oeventropers sind das Wandern, Lesen und der BVB.