Breitenbruch. Revierförster Christoph Grüner von Wald und Holz hat konkrete Hinweise für Vorkommen eines Bibers im Waldgebiet zwischen Arnsberg und Hevebecken

Der Biber entdeckt den Arnsberger Wald: Der ortsansässige Förster Christoph Grüner von Wald und Holz NRW bemerkte bei Rundgängen in seinem Revier Nagespuren. Ein Schnappschuss einer Wildkamera im Bereich Breitenbruch bestätigte die Vermutung. Und schließlich sah der Förster im Bereich der „Wilhelmsruh“ im angrenzenden Neuhaus das geschützte Tier selbst und konnte es sogar fotografieren. „Der Biber ist hier“, sagt Christoph Grüner.

Eine standorttreue Population sei mit den bisherigen Hinweisen und Spuren aber noch nicht nachzuweisen. Die Späne hatte sich der Förster genau angeschaut, um festzustellen, dass es sich um einen Biber und nicht um ein Bisam handelte. „Da ging der Trend schon zum Biber“, so Grüner. Nach seiner Beobachtung in Neuhaus hatte er dann Klarheit.

„Zufallsfund“ des Försters

Für den Förster ist das etwas besonderes, weil der Biber eine streng geschützte Art ist, die in der Vergangenheit fast bis zur Ausrottung bejagt worden war. Erst Ende des vergangenen Jahrtausends wurden sie an einigen Stellen wieder ausgewildert. „Nach hier ist er aber von alleine gekommen“, so Christoph Grüner. Das spreche auch für den Lebensraum und das Biotop im Arnsberger Wald. Er vermutet, dass der Biber von Wickede aus über die Möhne und das Hevebecken eingewandert ist. Er spricht von einem „Zufallsfund“, der nicht ausschließt, dass die Art schon länger am Möhnesee und Hevebecken vertreten ist.

Biber sind zwar standort- und familientreu, können sich aber auch schon einmal im Radius von 25 Kilometer auf die Socken machen, um neue Lebensräume auszukundschaften oder zu besiedeln. Spuren von festen Populationen im Bereich der Schmalenau und Breitenbruch wären Biberdämme. „Richtige Biberburgen gibt es hierzulande eigentlich nicht“, so Christoph Grüner. Oft bauen Biber mit abgenagten Hölzern auch nur kleine Staustufen ins Gewässer und errichten sich Höhlen unter Wasser.

Christoph Grüner, Revierförster Breitenbruch,
Christoph Grüner, Revierförster Breitenbruch, © Martin Haselhorst

Auf jeden Fall aber ist der Biber ein richtiger Landschaftsgestalter. „Er erstellt sich seinen Lebensraum so, wie er ihn haben möchte“, erklärt der Förster. Für die Forst- und Holzwirtschaft ist das nicht von Nachteil: Zum einen bewegt sich der Biber sehr gewässernah in ohnehin geschützten Zonen und damit selten in Holzeinschlagbereichen, zum anderen profitiere auch der Wald. „Wasser und Wald bilden zusammen keine Selbstverständlichkeit mehr, wie wir in den trockenen Jahren erleben mussten“, erklärt Christoph Grüner, „ein Biber verringert mit seinen kleinen Dämmen die Abflussgeschwindigkeit der Gewässer und hält das Wasser so im Wald“.

Biber als nachtaktives Tier

Einst war der Biber flächendeckend in Deutschland ausgebreitet. Im Jahr 1877 wurde der letzte Biber in Westfalen aber ausgerechnet an der Möhne erlegt. Danach galten sie für viele Jahrzehnte als ausgerottet. Drohen da nun Konflikte mit Spaziergängern und Grundstücksbesitzern? Eher nicht, meint Christoph Grüner. Zum einen gäbe es Biberberater, die auch Hilfe anbieten, wenn es bei Privatleuten zu Schäden durch das Wildtier kommt. Zum anderen aber ist der Biber ein eher dämmerungs- und nachtaktives Tier, das man nicht ohne weiteres zu Gesicht bekommt.

Biber vor 20 Jahren punktuell in NRW wieder angesiedelt

Der Biber gilt seit 1877 in Nordrhein-Westfalen als ausgerottet.

Bereits vor gut 40 Jahren, zwischen 1981 und 1990 wurden zwölf Biber im Hürtgenwald in der Eifel angesiedelt. Wenig später, ab 2002 startete ein weiterer Versuch mit zwei Gruppen von je zwölf Bibern rechts- und linksrheinisch bei Wesel.

Seit 1995 wandern auch Biber aus dem Nachbarland den Niederlanden ein, wo sie ebenfalls an verschiedenen Stellen wiederangesiedelt wurden.

Gesichtet wurden Biber auch an der Lippe und an der Ruhr zwischen Wickede und Ense.

Wenn doch gelten die üblichen Regeln: Gucken, langsam vorbeigehen und das Tier in Ruhe lassen. Hunde sollten im Wald ohnehin angeleint sein. „Die können bei einem Biber auch schon einmal den Kürzeren ziehen“, sagt Christoph Grüner. Immerhin kann ein Biber bis zu 30 Kilogramm schwer und über einen Meter lang werden. Markantes Merkmal ist der platte Schwanz. Seine Nagezähne sind messerscharf und bestehen aus mehreren Schichten.

Für Naturschützer und Förster wäre die langfristige Rückkehr des Bibers auf jeden Fall ein Gewinn. „Er bringt mehr Leben in den Wald und in die Gewässer“, sagt Christoph Grüner. Von seinen Rückstauungen würden viele Fische, Amphibien, Libellen sowie die Wasserqualität und der Hochwasserschutz und somit am Ende auch der Mensch profitieren. Seine Dämme reinigen das Wasser und schaffen viele Lebensräume für andere Tierarten.