Neheim. Als Teil der Jugendberufsagentur will das städtische Familienbüro Ende Mai / Anfang Juni eine „Haltestelle“ für Beratungen in Neheim eröffnen.

In der Corona-Zeit ist auch in der Stadt Arnsberg mit einer steigenden Zahl von Jugendlichen zu rechnen, denen es schwer fällt, den Weg ins Berufsleben zu finden. Durch ein Netzwerk von Kooperationspartnern, die sich an einer neuen Jugendberufsagentur beteiligen, will das Familienbüro der Stadt Arnsberg seinen Beitrag dazu leisten, Jugendliche ins Berufsleben zu integrieren.

Hilfsangebote

Auch wenn die „Haltestelle“ innerhalb der neuen Jugendberufsagentur erst Ende Mai / Anfang Juni 2021 öffnet, kann das städtische Familienbüro Jugendlichen auch schon heute direkt helfen oder Hilfe vermitteln. Kontakt zum Familienbüro: 02932 /201-1395; Mail: familienbuero@arnsberg.de

Wenn Jugendliche aus zwingenden Gründen nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können, kann der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) als Netzwerkpartner der Jugendberufsagentur Wohnraum vermitteln.

Der Name „Haltestelle“ für die Beratungsstelle in der Ex-Realschule nimmt Bezug zum nahen Busbahnhof .

In der im Aufbau befindlichen Jugendberufsagentur wollen die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, SKF-Beratungseinrichtungen sowie Familienbüro und Allgemeiner Sozialer Dienst der Stadt Arnsberg stärker kooperieren und ein kompaktes Angebot für ratsuchende Jugendliche in Räumen der früheren Neheimer Realschule an der Goethestraße schaffen. Diese zentrale Anlaufstelle soll den Namen „Haltestelle“ erhalten und soll Jugendlichen unter 25 Jahren Gelegenheit geben, innezuhalten und - nach Expertenberatung aus verschiedenen Institutionen - einen für sie geeigneten beruflichen Weg zu gehen.

Etwa 50 Schulverweigerer im Jahr 2019

Wie notwendig Beratung ist, machten auf Anfrage unserer Zeitung der Leiter des städtischen Familienbüros, Christian Eckhoff, und die beiden Kinder- und Jugendreferenten des Familienbüros, Kristin Kahlert und Dieter Beckmann, deutlich. Schon im Jahr 2019 gab es in Arnsberg rund 50 Jugendliche, die den Schulbesuch verweigerten. „Es ist möglich, dass die Fälle von Schulabsentismus in der Corona-Pandemie weiter steigen. Um dies sicher zu beurteilen, fehlt uns noch das Datenmaterial. Es ist aber zu befürchten, dass wenn die Schulen wieder zu einem regelmäßigen Präsenzunterricht zurückkehren, eine Reihe von Schülern Probleme mit dem normal strukturierten Schulalltag bekommen werden“, meint Christian Eckhoff.

Jugendliche ohne Berufswahl

Die Pandemie hat viele Schüler aber auch aus der üblichen Bahn für die Berufswahl geworfen. „Früher waren Schülerpraktika ein guter Weg, Interessen und Fähigkeiten für einen Beruf in Betrieben zu testen. In der Corona-Zeit sind solche Praktika aber weggefallen und manchen Schüler wissen einfach nicht, welchen Beruf sie ergreifen wollen“, berichtet Kristin Kahlert. Auch die schulische Berufsvorbereitung habe gelitten. So seien z. B. Übungen zum Schreiben von Bewerbungen um eine Lehrstelle zu kurz gekommen. So seien heute viele Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben. Wegen fehlender Berufsentscheidung könne es auch verstärkt dazu kommen, dass sich Schüler für einen rein schulischen Bildungsgang (ohne Ausbildungsplatz) an einem Berufskolleg anmeldeten. Deshalb soll es in der „Haltestelle“ , die Ende Mai / Anfang Juni 2021 in der Ex-Realschule eröffnet werden soll, auch Berufsberatungen seitens der Arbeitsagentur geben. „Wir wollen eine zentrale Anlaufstelle schaffen - das beutet: kurze Wege für die Jugendlichen, und für die Mitarbeiter der beteiligten Jugendberufsagentur-Einrichtungen wird der schnelle Info-Austausch untereinander gefördert“, sagt Eckhoff.

Psychische Belastungen

Auf dem Weg zur Wahl des Berufs sind aber auch nicht selten persönliche Probleme von Jugendlichen zu lösen. So haben aktuell die vielfältigen Kontaktbeschränkungen in der Corona-Zeit auch zu psychischen Belastungen von Jugendlichen geführt, wodurch wiederum die Belastbarkeit im Alltag - zumal bei wichtigen Entscheidungen wie die Berufswahl - leidet. Deshalb wird es in der „Haltestelle“ nicht nur um Beratung gehen, sondern auch um soziale Erfahrungen in einer Gruppe, die wiederum das Selbstbewusstsein für Entscheidungen stärken können. „In der Haltestelle soll auch Projektarbeit mit Jugendlichen stattfinden, zum Beispiel wird sich hier auch die Filmgruppe ,Abgedreht’ treffen“, berichtet Dieter Beckmann. Solche Treffs und auch der Haltestellen-Eröffnungstermin stehen natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Coronaschutzverordnungen dies Ende Mai / Anfang Juni zulassen.