Arnsberg. In der Corona-Krise nimmt der Beratungsbedarf bei vielen Schwangeren und Eltern zu. Familienlotsen bieten Orientierung.

Eine Familie gründen – auch das ist wegen der Kontaktbeschränkungen in der Pandemie ganz anders als sonst. Deshalb sind Hilfen jetzt besonders gefragt, aber auch schwerer zu leisten als sonst. Eine Herausforderung, der das Jugendamt der Stadt Arnsberg mit verschiedenen Ideen begegnen will.

Eltern, die Nachwuchs erwarten, mussten sich in den vergangenen Monaten in Online-Kursen darauf vorbereiten, beim Ultraschall müssen die Väter in der Regel draußen warten, genauso vor dem Krankenhaus, bis die Geburt tatsächlich losgeht. Und danach fallen ebenfalls Unterstützungsmöglichkeiten weg, so manche Familie will zum Beispiel die Großeltern keinem hohen Risiko aussetzen. Im Wochenbett fehlte vielen Müttern die Betreuung ihrer älteren Kinder zur Erholung. Es gibt viele Faktoren, die in Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern für zusätzliche Belastung sorgen.

Kontaktdaten für Eltern

Im Netzwerk „Frühe Hilfen“ in Arnsberg arbeiten pädagogische und gesundheitsorientierte Fachkräfte gemeinsam, um werdende Eltern und Familien mit Kindern zu unterstützen.

Mehr zu den Angeboten unter arnsberg.de/fruehe-hilfen

Weitere Informationen zur Schreibaby-Beratung im Klinikum Hochsauerland und zum Angebot der Familienlotsen sowie Kontaktdaten gibt es online unter beagle.nrw

„Der Bedarf der Eltern in Alltagsfragen, Unterstützung bei finanziellen, pädagogischen und gesundheitlichen Fragen ist deutlich gestiegen“, stellt Barbara Niedenführ Netzwerk-Koordinatorin und Teamleitung Frühe Hilfen, fest. „Aufgrund des Wegfalls vieler sozialer Treffpunkte fehlt den Eltern eine Art reguläres Entlastungsventil. Für mache war es der Kaffee mit einer Freundin, für andere der wöchentliche Gruppentreff, oder die Eltern-Kind Bewegungsaktion im Nass.“ In den Kontakten mit den Eltern werde deutlich, dass die Gefühle wie Verunsicherung, Überforderung, Ratlosigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Strukturlosigkeit stark gestiegen seien.

Kostenlose Angebote

„Um dem erhöhten Bedarf gerechter zu werden, sind wir gerade dabei, mehr feste Sprechstunden in den Lebensräumen der Familien zu organisieren und den Lotsendienst der Frühen Hilfen gezielter zu bewerben“, sagt Niedenführ. Der Lotsendienst ist Teil eines Modellprojekts, das sich an werdende Eltern und Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr im Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest richtet. Der Name „Beagle“ steht für „Begleitung von Anfang an durch Gesundheitsförderung und Lebensweltorientierung“. Getragen wird es von einem Netzwerk aus Klinikum Hochsauerland, Gesundheitsamt, Ärzten und Jugendämtern.

Auch interessant

Familienlotsen begleiten Eltern auf Wunsch in der Zeit rund um die Geburt, sie beraten in Sachen Gesundheit von Kind und Eltern, geben Orientierung in der ersten Zeit und vermitteln bei Bedarf weitere Hilfen. Das Angebot der Familienlotsen ist ebenso kostenlos wie die neue Schreibaby-Beratung in der Elternschule des Klinikums. Mit den Hilfen soll verhindert werden, dass aus einer Überforderung der Eltern eine Gefahr für die Kinder wird. Die Losten sollen die Eltern stärken, so dass sie sich den Aufgaben in der Familie besser gewachsen fühlen.

Das Team der Frühen Hilfen in Arnsberg setzt derzeit auf Einzelgespräche, Spaziergänge oder Termine auf dem Spielplatz, weil offene Sprechstunden im Rathaus nicht möglich sind. Niedenführ ist es dennoch wichtig zu betonen, dass Eltern, die sich überfordert fühlen, weiterhin Hilfe in Anspruch nehmen können und nicht zögern sollten, das Beratungsteam zu kontaktieren.