Arnsberg/Sundern. Ladeninhaber in Arnsberg und Sundern bereiten sich auf Click and Meet vor. Auch im Museum und bei Dienstleistern ändern sich die Regeln.

Die von Bund und Ländern beschlossene Öffnungsstrategie kommt bei den Arnsberger und Sunderner Händlern und Dienstleistern unterschiedlich an. Eins hat sie aber allerorts schon zur Folge: Es tut sich etwas, die Vorbereitungen für die kommende Woche laufen schon auf Hochtouren. Buchläden und Fahrschulen dürfen am Montag wieder öffnen. Die Arnsberger Buchhandlung von Sonja Vieth wird das auch tun, dort laufen die Vorbereitungen für die Hygienemaßnahmen und ein Einbahnstraßen-System im Laden.

In den Fahrschulen von „Time to drive“ in Arnsberg und Sundern bereitet sich das Team ebenfalls vor und hofft auf möglichst zeitnahe konkretere Vorgaben, wie das Hygienekonzept auszusehen hat. Der Andrang ist in jedem Fall groß, viele Anwärter warten auf Unterrichtsstunden und Prüfungstermine. „Es hat sich schon einiges aufgestaut, weil wir drei Monate lang nur eingeschränkt arbeiten durften“, sagt Fahrschulbetreiber Michael Willmes.

Warten auf Reaktion der Kunden

Hoch sind auch die Erwartungen im Einzelhandel, dessen Öffnungsperspektiven sind allerdings an regionale Inzidenzwerte gebunden. Eine wirkliche Öffnung der Türen ist dort erst erlaubt, wenn der Inzidenzwert in einer Region stabil unter 50 liegt.

Entwicklung der Inzidenz im Hochsauerlandkreis

Aktuell ist damit zu rechnen, dass die Inzidenz im Hochsauerlandkreis zu Beginn der kommenden Woche zwischen 50 und 100 liegen wird.

Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit bei 88,2 (Stand: 4. März, 0 Uhr).

Für ein Unterschreiten der 50er-Marke bis Montag dürften in vier Tagen maximal 67 Fälle hinzukommen, in den vergangenen drei Tagen waren es bereits 62.

Sollte es in den kommenden Tagen noch mehr als 198 Neuinfektionen geben, würde hingegen die 100er-Marke überschritten.

Derzeit gehen die meisten Betroffenen davon aus, dass sich der Wert im Hochsauerlandkreis zur neuen Woche zwischen 50 und 100 bewegen wird (siehe Infobox). Ob die Öffnungen nach Landkreisen oder für das gesamte Land entschieden werden, ist jedoch noch unklar. Aber auch in ganz NRW liegt der Wert derzeit zwischen 50 und 100. Deshalb richten sich die Einzelhändler nun darauf ein, Kunden vorerst nur nach Terminvereinbarung in den Laden lassen zu können.

Eva Metzen-Carvalho, die in ihrem Geschäft „Adam + Eve“ in Neheim auf einer Verkaufsfläche von 200 Quadratmetern Mode anbietet, ist grundsätzlich froh über die Möglichkeit zur Öffnung und freut sich darauf, die Kunden wiederzusehen. In Sachen Terminvereinbarung allerdings ist sie noch skeptisch. „Ich bin da zwiegespalten“, sagt sie. „Einerseits passen Terminvergabe und persönliche Beratung gut zu unserem Konzept. Andererseits bin ich nicht sicher, ob die Kunden einen Termin zu verpflichtend finden und dann vielleicht doch nicht kommen.“

Im Sunderner Wäsche-Paradies gibt es diese Zweifel ebenfalls. „Das Modell der Terminabsprache erscheint mir etwas weltfremd“, sagt Burkhard Schulte. „Wir werden es natürlich anbieten, sind aber skeptisch, ob die Kunden es annehmen werden.“

Kritik am Zeitpunkt

Diese Kritik teilt auch die Neheimer Schuhhändlerin Ute Heimann. Es sei nicht mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“, der aus ihrer Sicht zudem zu spät komme. „Als die Sonne rauskam und es warm wurde, brauchten die Kinder neue Schuhe. Diese Käufe sind wieder über das Internet und die Discounter gelaufen“, meint sie.

Sie geht davon aus, dass sie die Saisonware für Frühjahr und Sommer erst wirklich verkaufen kann, wenn sie Passanten ohne Termin hineinlassen darf. Zurückgeben kann sie die Ware nicht. Und so ist auch der bereits jetzt anstehende Einkauf für Herbst und Winter schwieriger zu kalkulieren als sonst. Kauft sie vorsichtiger ein, geht sie zwar zunächst ein geringeres finanzielles Risiko ein, läuft aber Gefahr nicht mehr nachbestellen zu können, wenn der Handel wieder so richtig an Fahrt aufnimmt. Daher wird sie nun einen Mittelweg einschlagen und die Lage weiter beobachten, während sie sich ums Terminshopping kümmert.

Auch interessant

„Click and Meet“ statt wie bisher „Click and Collect“ soll es sobald wie möglich auch bei Berlet geben. „Wir bereiten uns auf diese Lösung vor“, bestätigt Michael Prinz aus der Marketing-Abteilung. „Wie sie von den Kunden angenommen werden wird, können wir nicht abschätzen.“

Im Tattoo- und Piercingstudio „Zone“ müsste Marco Lourenco nach dem aktuellen Öffnungsplan aktuelle negative Schnelltests vorweisen können, wenn er Kunden zum Beispiel an der Lippe oder der Zunge pierct. „Ich weiß gar nicht wie wir das organisieren sollen, wir werden deshalb erst einmal nur Dienstleistungen anbieten, bei denen alle Beteiligten Maske tragen.“

Besuche im Sauerlandmuseum

Im Sauerlandmuseum in Arnsberg ist dessen neuer Leiter Oliver Schmidt mit der Organisation der kommenden Wochen beschäftigt. „Wir sind vorbereitet und machen jetzt gerade den Feinschliff, so dass wir frühestens am Dienstag öffnen könnten, sofern wir die Freigabe bekommen“, sagt er. „Wir überarbeiten gerade unsere Website, bis dahin kann die voll einsatzfähige Rezeption Terminbuchungen annehmen.“ Zudem werde noch geprüft, ob die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung eingesetzt werden könne.

Auch wenn nur wenige Besucher gleichzeitig eingelassen werden könnten sei jeder Tag der Öffnung wertvoll, so der Museumsleiter, das Team stünde bereit. „Wir haben eine aktuelle Sonderausstellung, die wir natürlich auch zeigen möchten“, sagt Schmidt. Die Ausstellung „Auf Eis gelegt“ konnte bis zum 4. Juli verlängert werden.