Arnsberg/Sundern. Die Neheimer Einzelhändler wollen sich auch aus Eigeninitiative für künftige Testmöglichkeiten in der Innenstadt einsetzen.

Bei der Lockerungsstrategie geht es längst nicht nur um einzelne Öffnungsschritte, sondern um die Frage, wie Einkaufen in den Innenstädten und das Leben mit der Pandemie in Zukunft vereinbart werden sollen. „Wir brauchen eine Möglichkeit der Öffnung“, sagt Konrad Buchheister, Geschäftsführer des Vereins „Aktives Neheim“. Den Händlern ist bewusst, dass das Coronavirus das Leben und damit auch den Einzelhandel noch lange begleiten wird.

„Wir werden jeden Zipfel ergreifen, wenn es möglich ist, mit Schnelltests Öffnungen zu ermöglichen“, sagt Buchheister. „Wir werden uns vernetzen und für möglichst unbürokratische Testmöglichkeiten stark machen.“ So soll möglichst bald wieder ein Shoppingtag in Neheim möglich sein, wenn auch sicher nicht ohne Einschränkungen.

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Die Vermieter kämen den Ladeninhabern größtenteils entgegen und einige machten kleinere Einnahmen mit Click and Collect, erklärt Buchheister, aber lange sei das für alle Seiten nicht durchzuhalten. Ein positives Signal für Neheim ist, dass Rottler, Kress und das Asia-Restaurant in der Marktpassage dennoch neu eröffnen werden beziehungsweise es bereits getan haben.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir einen guten Standort haben und deshalb zuversichtlich, dass wir nach der Krise weiter eine starke Einkaufsstadt sein werden“, sagt Buchheister. Ihn bestärkt auch, dass die Schließungswelle bei Ketten wie Douglas und H&M an den Neheimer Filialen vorbeigegangen ist.

Frust über Ausnahmen

Der Frust ist allerdings mancherorts auch groß. „Ich erwarte nichts mehr“, macht sich Jodo Kaiser, Inhaber vom Modehaus Kaiser in der Sunderner Fußgängerzone, Luft darüber, dass die Textilhändler hinten runter fallen. „Es ist nicht einsehbar, dass man die ganze Zeit Textilien bei den großen Discountern kaufen kann. Ich bin arg enttäuscht“, sagt der 63-Jährige über Situation. „Eigentlich müssten diese Dinge doch abgetrennt und nicht zu kaufen sein.“

Und zu Sunderns Fußgängerzone: „Es ist fast keiner mehr da“, zieht er ein Resümee. Er könne, die verstehen, die entweder schon nach dem ersten Lockdown oder zum Jahresende die Konsequenzen gezogen hätten. Natürlich sei jetzt Corona ein Beschleuniger und auch ein Katalysator für viele Dinge: „Sicher gab es in Deutschland zu viele Läden und sicher harten wir auch Überproduktion. Aber noch mal: Es ist eine Ungerechtigkeit, dass die großen Textilhersteller jetzt ihre Ware beim Discounter unterbringen und wir weiter geschlossen bleiben müssen.“

Sonderfall Buchhandlung

Eine Sonderrolle in der Debatte kommt nun auch den Buchhandlungen zu. Das sieht Buchhändlerin Sonja Vieth aus Arnsberg mit gemischten Gefühlen. „Auf der einen Seite freue ich mich natürlich sehr darüber, aus betriebswirtschaftlicher Sicht und darüber hinaus. Es ist für uns eine tolle Anerkennung“, sagt sie. Nichtsdestotrotz wünsche sie sich auch eine Perspektive für alle anderen Einzelhändler und für die Gastronomen