Arnsberg. Christina Schulte-Huermann will hier der Trauer einen besonderen Raum geben und die Hinterbliebenen zu neuer Stärke führen.
Der persönliche Verlust eines Menschen reißt immer ein tiefes Loch, lässt die Gefühlswelt, den Alltag häufig aus den Fugen geraten. Um dies in die richtigen Bahnen zu lenken, dafür benötigt es durchaus kundiger Hilfe. Und die will Christina Schulte-Huermann leisten. In ihrem „Lebenshaus Arnsberg“, das im April im ehemaligen „SportAktiv“ des TVA in der Rintelenstraße öffnen soll. Wenn Corona dies erlaubt.
„Denn ein Mensch,“ sagt die 48-jährige Arnsbergerin, „kann in der Trauerphase enorm viel lernen und vor allem auch gestärkt daraus hervorgehen.“ Das habe sie selbst intensiv 2010 beim Tod ihrer Mutter erfahren - durch die engagierte Arbeit einer Trauerbegleiterin. „Dabei habe ich zugleich erkannt, dass ich selbst genau das tun möchte, um anderen zu helfen.“ Um sich dann mit Elan an diese herausfordernde Aufgabe heranzubegeben.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Trauer soll die Hinterbliebenen stärken
Zunächst durch eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin, in deren Verlauf sie Kontakt zur Lehre von Claudia Kardinal bekommen habe. „Was mich dazu bewogen hat, an deren Akademie in Hamburg noch eine Ausbildung zur Lebens- und Sterbeamme zu absolvieren.“
Im Verlauf dieser Ausbildung habe sie erneut gespürt, wie kräftigend und stärkend es für sie persönlich gewesen sei, sich mit den Themen Trauer und Trauerbewältigung auseinanderzusetzen. „Und das gilt auch für andere Menschen.“
Christina Schulte-Huermann: „Die Räume an der Rintelenstraße sind dafür ideal“
Wichtige Erfahrungen, die sie nun weitergeben wolle. Denn bislang sei in Arnsberg nur eine 1:1-Begleitung Trauernder praktizierbar, eine Möglichkeit für geschlossene Trauergruppen, verwaiste Eltern oder zum Bespiel Hinterbliebene von Krebspatienten gebe es vor Ort nicht.
„Aber genau dafür sind die Räume an der Rintelenstraße ideal, und dort möchte ich jetzt mit meiner Arbeit einziehen und so der Trauer ein Heim geben. Weil ich es für wichtig erachte, dass es eine solche Anlaufstelle auch in Arnsberg gibt.“ Es würden zwar viele Ehrenamtsangebote bestehen, aber beispielsweise keine Trauergruppe, in der man gemeinsam Erfahrungen und Probleme aufarbeiten könne. Auch das Trauercafé fehle derzeit.
Das Wunschziel: „Lebenshaus“-Eröffnung am 15. April
Um diese Lücke zu schließen, hatte Christina Schulte-Huermann (wir berichteten) dem TVA gekündigt und sie wird nun - „den Schlüssel habe ich erst am Freitag erhalten“ - die 400 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten renovieren und dann entsprechend möblieren.
Ist das geschafft, soll, so das Wunschziel, das „Lebenshaus Arnsberg“ am 15. April eröffnen. „Ich fühle mich mit diesem Datum allerdings mutig und hoffe, dass Corona da keine Probleme bereiten wird. Aber vielleicht kann dann wenigsten schon mit einer kleinen Gruppe gestartet werden.“
Interessant übrigens: Zur Angebotspalette werden auch Vorträge über Bestattungsvorsorge angeboten. Warum? „Weil man sich schon zu Lebzeiten mit dem Tod auseinandersetzen muss,“ sagt Christina Schulte-Huermann.