Arnsberg. Welche Rolle sollen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Arnsberger Politik spielen? Meinungen aus der Redaktion und ein Aufruf an die Leser.
Das Thema hat Brisanz: Während die Menschheit und Stadtgesellschaft unter vielfältigen Folgen der Corona-Pandemie leidet, ist der Blick dennoch in die Zukunft zu richten. Die Ratspolitik in Arnsberg hat dazu mit dem Nachhaltigkeits- und auch dem Klimaschutzausschuss wichtige Gremien installiert.
Einer Stadt, die Hochschulstandort für Nachhaltigkeitsthemen werden möchte, steht das gut zu Gesicht. In der Praxis aber gilt es, Bürger mitzunehmen. Die „Fridays for Future“-Stimmung wird überlagert von konkreten und kurzfristigen Zukunftssorgen der Menschen. Von wie viel Klimaschutz-Konsequenz werden die Arnsberger zu überzeugen sein? Wir laden mit dem unten stehenden „Pro und Contra“ ein zur Diskussion über das richtige Maß und die Notwendigkeiten von Klimaschutzzielen.
Schreiben Sie uns Ihre Meinung gern per Mail an arnsberg@westfalenpost.de
Pro: Der einzige Weg in eine lebenswerte Zukunft
Redakteurin Katrin Clemens meint: „Der Klimaschutz muss bei allen künftigen politischen Entscheidungen in der Stadt mitgedacht werden. Und es braucht ehrgeizige selbst gesteckte Ziele, um zeitnah wirklich etwas zu bewegen. Daher wird jeder den in Arnsberg eingeschlagenen Weg begrüßen, der die Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel begriffen hat. Wer noch Nachhilfe braucht: Lehrreich ist ein Sonntagsspaziergang durch den Stadtwald beziehungsweise die Gebiete, die vor zwei Jahren noch Wald waren und jetzt eine Baumstumpf-Ausstellung sind.
Wer über das zukünftige Leben in der Stadt Arnsberg mitbestimmt, der muss verantwortungsvolle Entscheidungen treffen, die eine lebenswerte Zukunft überhaupt möglich machen. Auch wenn das mal der unbequemere Weg sein mag. Wir können es uns nicht mehr leisten, mit mittelfristig angenehmen Entscheidungen langfristig unsere Umwelt zu gefährden.
Die Zeit drängt, Aufschub ist keine Option. Wer in einem brennenden Haus sitzt, legt auch nicht zuerst noch einen Holzscheit in den Kamin, weil das mehr Spaß macht als die Löscharbeiten. Genauso wichtig ist es, die Zukunft der Stadt zu sichern, falls nicht zufällig schon ein Bauantrag für ein „Arnsberg 2.0“ auf dem Mars durch ist.“
Contra: Freiwillige Selbstbeschränkung ist unrealistisch
Redakteur Martin Schwarz meint: „Wenn die Stadt Arnsberg - wie es die Grünen fordern - eine Klima-Neutralität schon bis 2030 anstreben sollte, dann wird dies nicht ohne Einschränkungen im bürgerlichen Leben passieren können. Hier sollten die Kommunalpolitiker, die auf Maßnahmen im gesellschaftlichen Konsens setzen, nichts schönreden. Wer 2030 in einer klimaneutralen Stadt leben will, müsste schon heute freiwillig auf Tagesausflüge mit Pkw verzichten.
Das klingt leicht, doch wer macht das? Überfüllte Parkplätze an touristisch beliebten Orten sprechen eine andere Sprache. In Corona-Zeiten ist ein Verzicht geboten, doch - wenn viele Menschen geimpft sind - werden die Leute wieder Touren unternehmen wollen. Wer denkt dann an Klimaschutz? Kein Kommunalpolitiker will Bürgern Freiheitsrechte nehmen, doch freiwillige Selbstbeschränkung des Bürgers halte ich für unrealistisch.
Im Sinne von Klimaschutz kann eine Stadt baurechtlich tätig werden. Schon heute muss der Bauherr eines Mehrfamilienhauses im Neheimer Binnerfeld eine teure Tiefgarage bauen, damit Grünfläche nicht mit Pkw-Stellplätzen überbaut wird. Der politisch gewünschte Konsens ist hier eher mit nicht direkt Betroffenen zu erreichen. Bauherren haben das schlicht zu akzeptieren..