Arnsberg. Ulla und Yehuda Almagor wollen sich nicht von Corona unterkriegen lassen und arbeiten gezielt auch an neuen Formaten für das Theater.

Ein sehr schwieriges Jahr liegt – wie für alle Kultureinrichtungen - auch hinter dem Arnsberger Teatron Theater. Doch die Betreiber Ulla und Yehuda Almagor stellen sich unverdrossen der großen Herausforderung und sind bereits intensiv mit innovativen Projekten befasst, „damit der Betrieb auch in Zukunft weiterläuft“. Nur eben in teils neuer Form.

Allerdings sieht das Teatron-Gründerpaar bei einem weiteren – der Pandemie geschuldeten - langfristigen Wegfall von persönlichen Begegnungen schwerwiegende Probleme. Nicht nur für das Theater, vielmehr für den Kulturbetrieb und die Gesellschaft insgesamt.

Yehuda Almagor: Theater sind ein wichtiger Ort für den Meinungsaustausch

Ein Theater, sagt Yehuda Almagor, sei schließlich von jeher ein wichtiger Treffpunkt und ein Ort des Austauschs zwischen Menschen. Doch durch Corona sei dieser Ort der Diskussion, der Begegnung derzeit völlig, zuvor bereits in Teilen weggefallen.

„Aber wenn es langfristig keine Begegnungen mehr gibt, dann wird das zu einem Problem für unsere Gesellschaft schlechthin, die ja gerade vom Meinungsaustausch lebt.“ Weil es das Ende von im Grunde lebenswichtiger Kommunikation bedeuten könnte.

Vom Ende dieser Kommunikation, diesem Spiel zwischen Publikum und Akteuren auf der Bühne wäre gerade auch das Teatron Theater arg betroffen, das diese Form des Austauschs über die Jahre hinweg mehr und mehr perfektioniert hat.

Die Dreharbeiten für das Projekt "Die Getrennten" waren eine große Herausforderung

Dennoch, so Ulla Almagor, habe man in gewisser Weise sogar im vergangenen Jahr großes Glück im Unglück gehabt. „Denn das Projekt ,La Loba tanzt‘ konnten wir noch in einen Film umwidmen.“ Genauer in fünf Kurzfilme, die in der Kulturschmiede vor jeweils 25 erlaubten Zuschauern – statt der sonst üblichen 100 im ausverkauften Haus - sowie im Internet gezeigt wurden.

Problematisch, sagt Ulla Almagor, sei es allerdings zunächst beim zweiten für 2020 geplanten Projekt „Die Getrennten – die Corona-Tagebücher“ gelaufen, in dem einzeln entwickelte Szenen zu Isolation und dem Getrenntsein zu einer großen Collage zusammengefügt werden. "Denn kaum hatten die Dreharbeiten im November begonnen, mussten sie aufgrund der Corona-Regelungen schon wieder unterbrochen werden“.

Doch dann habe man den Dreh mit Erlaubnis des Arnsberger Ordnungsamtes unter strengsten Hygieneregelungen wieder aufnehmen können. „Das war natürlich eine enorme logistische Herausforderung,“ blickt Ulla Almagor zurück, „denn wir konnten nur mit maximal zwei Personen vor der Kamera arbeiten.“ Ein genauer Premiere-Termin für diese Produktion ist derzeit noch offen.

„Corona ist zwar eine Tragödie, doch die Krise ist zugleich eine Chance"

Doch Yehuda Almagor kann trotz der vielen, teils radikalen Einschränkungen der misslichen aktuellen Situation aber auch eine gute Seiten abgewinnen: „Corona ist zwar eine Tragödie, doch die Krise ist zugleich eine Chance.“ Denn diese Herausforderung verlange gerade vom Theater, neue Wege zu beschreiten.

„Und damit große Kreativität. Wir müssen nun neue Formen für das Theater finden und immer Neues ausprobieren. Das ist auch für uns ein faszinierender, weil beflügelnder Prozess.“​

Ulla Almagor: Nach Ende des Lockdowns werden die Menschen nicht sofort in Strömen kommen

Noch kann sich das Teatron Theater behaupten, denn die für diverse Projekte bereits beantragten und genehmigten Fördermittel fließen bis zum Abschluss der Arbeiten, der in der jeweiligen Premiere mündet. Zudem gebe es auch finanzielle Unterstützung von heimischen Stiftungen wie beispielsweise der Bürgerstiftung.

„Doch die Einnahmen aus den Kartenverkäufen,“ sagt Ulla Alamgor, „fallen jetzt natürlich weg.“ Und das sei bitter. Vor allem, da nicht davon auszugehen sei, dass nach Ende des Lockdowns die Menschen sofort wieder in Strömen in die Theater kommen würden.

Teatron arbeitet an dem ersten Projekt für das deutlich größere Sauerland-Theater

„Aber auf jeden Fall,“ geben sich Ulla und Yehuda Almagor kämpferisch, „werden wir alles dafür tun, dass das Teatron Theater eine gute Zukunft hat." So zeige sich dessen Heimstatt „Kulturschmiede“ zwar verschlossen, doch hinter den Kulissen würde fleißig gearbeitet.

Zum Beispiel an dem ersten Teatron-Projekt überhaupt für das im Vergleich zur Kulturschmiede riesige Sauerland-Theater: das für 2021 geplante multimediale Projekt Zettelmann“ (Arbeitstitel). Ulla Almagor: „Dabei werden wir uns mit dem Erzählen von Geschichten beschäftigen und mit dem Einfluss dieser Geschichten und Mythen auf unsere Biographie. Das passt hervorragend in die Corona-Zeit.“

Und das nun mit exzellenter Technik ausgestattete Sauerland-Theater sei für dieses Vorhaben geradezu prädestiniert.

Mit der Reihe "Teatron Netto" auch Solo-Künstlern Auftrittsmöglichkeiten geben

Zum Beispiel an einer ebenfalls für 2021 geplanten Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Teatron Netto“ mit kleinen Formaten für die Kulturschmiede, die vor reduziertem Publikum präsentiert werden sollen, "wenn dies wieder erlaubt ist".

„So werden in dieser Reihe inszenierte Lesungen, Liederabende, Konzerte und Filmpräsentationen ein vielfältiges Programm bilden, das je nach aktueller Corona-Lage relativ spontan angekündigt werden wird," erklärt Ulla Almagor.

In diesem Format soll auch externen Künstlerinnen und Künstlern Raum gegeben werden. „Weil das in dieser Zeit ganz wichtig für Solo-Künstler ist und wir ihnen damit etwas helfen möchten," zeigen sich Ulla und Yehuda Almagar solidarisch mit ihren vielen Künstlerkolleginnen und -kollegen.

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