Arnsberg. Gymnasium Laurentianum Arnsberg hat „Itslearning“ eingeführt und entdeckt Möglichkeiten des personalisierten Lernens.

In der Klasse ist Leben. Mathe-Lehrer Enno Stemmerich ist mal hier, mal dort. Die Kinder der fünften Klasse arbeiten in ihrer Lernbüro-Stunde an Tablets, tauschen sich aus und lösen die gestellten Aufgaben. Erhalten haben sie diese über die am Gymnasium Lauren­tianum Arnsberg vor wenigen Wochen eingeführte Lernplattform „Itslearning“. Das war vor der seit Beginn der Woche in Kraft getretenen Corona bedingten Teil-Schließung der Schulen in NRW.

Alle Schulen mit Plattform ausgestattet

Mathelehrer Enno Stemmerich erhofft sich durch den „Itslearning“-Einsatz mehr Zeit für den einzelnen Schüler.
Mathelehrer Enno Stemmerich erhofft sich durch den „Itslearning“-Einsatz mehr Zeit für den einzelnen Schüler. © Unbekannt | MARTIN hASELHORST

Die Stadt Arnsberg hat für alle städtischen Schulen die Lizenz für die Lernplattform erworben und lässt sich das 40.000 Euro pro Jahr kosten. Hintergrund sind die digitalen Möglichkeiten der Lern- und Unterrichtssteuerung – sowohl beim Präsenz- als auch beim nun wieder vielfach erforderlichen Distanzunterricht. Das Gymnasium Laurentianum gehört zu den ersten Schulen, die das System jetzt in der Praxis eingeführt haben.

Das System bietet maximale Transparenz. Lehrerinnen und Lehrer können theoretisch schülerscharf Aufgaben stellen, individuelles Feedback geben und Lernfortschritte verfolgen. Verena Verspohl, stellvertretende Schulleiterin am Laurentianum, spricht vom „personalisierten Lernen“. Alle Beteiligten – Lehrkräfte, Schüler, Eltern – können auf der Plattform die Lern- und Arbeitsstände nachvollziehen, miteinander in Chats kommunizieren und sowohl zu Hause als auch in den Klassenzimmern unterrichtet werden. „Im Optimalfall hat ein Schüler einen Account von der Klasse 1 bis zum Schulabschluss“, so Verena Verspohl. Jeder Schüler erhält seine eigenen Log-in-Daten.

Auf den Tablets können die Lehrkräfte Erklärvideos einstellen und die Aufgaben stellen, die Kinder können am Tablet arbeiten. „Unsere Hausaufgaben machen wir aber trotzdem noch im Heft“, erzählen die zehnjährigen Nika und Luzie. Beide gehen ganz selbstverständlich mit dem digitalen Unterrichtsbegleiter um. Verena Verspohl nennt es ein „Hybrid-Lernen“, denn schließlich soll „ja auch die Handschrift nicht verloren gehen“.

Vorteile beim Distanzlernen

Am Ende der Stunde bringen die Kinder ganz ritualisiert die Tablets zurück zum Lehrerpult. „Ich bin glücklich, dieses Tool zu haben“, sagt Enno Stemmerich. Der 29-Jährige ist seit Februar 2019 Mathe- und Sportlehrer am Laurentianum. Die Vorteile von „Itslearning“ sieht er im Unterricht, aber auch in Quarantäne und beim Distanzlernen. „Im Frühjahr haben wir ja noch etwas improvisieren müssen“, erzählt er vom ersten Lockdown, „doch jetzt kann jeder von überall zugreifen“. Für ihn ist die Lernplattform eine Hilfe, um nicht Vieles mehrfach und unterschiedlich frontal erklären zu müssen. „Das ist Zeitersparnis“, sagt er. Und wofür? „Dafür, dass der Lehrer direkt bei den Kindern ist“, ergänzt Verena Verspohl. So sei vielmehr direkte Rückkoppelung zu den einzelnen Kindern möglich. „Itslearning“ heißt natürlich nicht, dass nun jeder Schüler seinen komplett eigenen Lernfahrplan hat. „Natürlich gibt es auch immer Aufgaben, die für alle gleich sind“, so Verena Verspohl, „Zentral-Abi ist ja auch nicht individualisierbar.“

Nicht nur die Lernlaufbahn der Schüler ist transparent, auch die Unterrichtsplanung der Lehrkräfte ist digital einsehbar und hinterlegt und kann auch anderen Kolleginnen und Kollegen für die Folgejahre zur Verfügung gestellt werden. Umgekehrt können auch Schüler schon nach vorne schauen, welche Inhalte der laufenden Unterrichtsreihe die Lehrerinnen und Lehrer bereits eingestellt haben. Die Schulgemeinde vernetzt sich.

Von null auf hundert war „Itslearning“ am Laurentianum nicht einzuführen. Zunächst wurde mit Schüler- und Elternvertretung eine Nutzungsordnung vereinbart. Schulungen der Lehrkräfte liefen seit den Sommerferien, für die Schüler gab es einen Methodentag. „Das System kann alles“, sagt Verena Verspohl, „jede Schule muss es jetzt für sich gestalten.“

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