Hüsten. In Hüsten wird zu einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen aufgerufen. Rund 180 Besucher gekommen - weitestgehend mit Masken.
Hier berichten wir, was rund um die Demonstration gegen Corona-Maßnahmen auf der Hüstener Riggenweide passiert.
Befürchtungen, etwas Ähnliches wie in Leipzig, wiederhole sich in Hüsten, wurden nicht bestätigt: „Es waren etwa 180 Personen“, berichtete im Nachgang der Demonstration am Samstag in Hüsten Polizeipressesprecher Holger Glaremin am Abend. Ganz wichtig, dass es nicht nur auf der Riggenweide, sondern auch in der Stadt ruhig blieb: „Durch die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Arnsberg ist die Veranstaltungen friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen“ konnte die Polizei ein Fazit ziehen.
Auf Folgen des Lockdowns hinweisen
Zwischen 12 und 16 Uhr versammelten sich auf dem Kirmesplatz Demonstrierende gegen die aktuellen Regelungen der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Ins Leben gerufen hat die Veranstaltung Wallid Chahrour. Er ist unter anderem auch als Fußballtrainer und in der Arbeit mit Jugendlichen aktiv, arbeitet auch in verschiedenen Gewalt-Präventionsprojekten mit Jüngeren. Beim Jugendzentrum Liebfrauen in Arnsberg wird er für das Engagement in seinen Projekten geschätzt. Sein Ziel war es in Form einer friedlichen Demonstration auf die Probleme aufmerksam zu machen, die die Maßnahmen für Selbstständige, Gastronomen und Kultur aber auch für Kinder haben.
180 Demonstrierende waren deutlich weniger als der Veranstalter erwartet hatte, dennoch ist er zufrieden:
„Wir sind hier. Wir haben was getan“, sagt er und das sei das Wichtigste. Der Widerstand und die Diskussion, die er sich wünsche, haben schon mit der Anmeldung der Veranstaltung angefangen, so Chahrour. Sein Ziel sei schon vorab erreicht gewesen. Während der Veranstaltung selbst hielt Chahrour sich sichtbar im Hintergrund. Nach seiner Begrüßung übergab er das Wort direkt an Marcel Wojnarowicz, Sänger der Band „Die Bandbreite“.
Im Laufe des Nachmittags folgen weitere Redner aus verschiedensten Bereichen, immer im Wechsel mit Gesangseinlagen der Band. Zu Wort kommen eine Ernährungsberaterin und verschiedene Ärzte zum Thema Impfen. Sie alle warnen vor möglichen Impfschäden. Eine Arbeitsmedizinerin ergänzt dies durch ihren Zweifel am Nutzen der Masken und kommt zu dem Schluss, diese würden eher schaden als helfen und könnten im schlimmsten Fall sogar tödlich sein.
Energische Töne
Der Ton auf der Bühne ist energisch, man versucht das Publikum in Stimmung zu bringen und heizt ein. Die Maske wird als Maulkorb bezeichnet und auch Seitenhiebe gegen das Ordnungsamt lassen sich einige Redner nicht nehmen. Ein weiteres großes Thema der Demo ist der Einfluss der Maßnahmen auf Kinder. Besonders die Maskenpflicht in Schulen wird scharf kritisiert, aber auch soziale Aspekte. Vom Verein „Wir für unsere Kinder“ - ein PKW des Vereins ist mit dem umstrittenen Nachrichtendienst Telegram gebrandet - spricht eine Mutter, die das durch die Corona-Einschränkungen bestehende soziale Kontakt-Verbot kritisiert.
16-Jähriger berichtet aus der Schule
Weiterhin zu Wort kommen eine Kosmetikerin, die über ihre wirtschaftliche Lage während der Pandemie spricht, ebenso ein Heilpraktiker, der seinem Zorn über die geplante Abschaffung seiner Berufsgruppe Luft macht, sowie ein Unternehmer zur Lage von Selbstständigen und der Kulturbranche. Zum Schluss meldet sich noch ein 16-jähriger Schüler zu Wort und berichtet aus der Schule, da er von der Maskenpflicht befreit ist und sich durch die Reaktionen einiger seiner Lehrer diskriminiert fühlt. Das letzte Wort hat Sänger Wojnarowicz.
Die Besucher der Veranstaltung gaben ein buntes Bild ab: Jung, Alt, Männer und Frauen gleichermaßen. Sogar einige Kinder waren vor Ort.
Sundernerin will Solidarität zeigen
180 Menschen sollen es nach Schätzungen der Polizei bei der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen und die wirtschaftlichen Folgen von Schließungen in Kultur und Gastronomie gewesen sein. Ei
n Gesicht des Protestes auf dem Kirmes-Platz in Hüsten ist Susanne Portmann aus Sundern. Unsere Redaktion sprach mit ihr.
Nach rund dreieinhalb Stunden Reden und Musik, die sie aufmerksam verfolgt hat, zieht die 66-jährige Rentnerin für sich ein positives Fazit des Besuches. Die Meinungen anderer zur respektieren, sei für sie ganz wichtig, wenn die Diskussion über das Für und Wider sachlich bleiben soll. „Ich bin mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen“, sagt Susanne Portmann zum Ende. „Gut in dem Sinn, nur durch Anwesenheit etwas zu dieser Veranstaltung beigetragen zu haben“, erklärt sie weiter. Es sei auch ein gutes Gefühl, zu den Menschen zu gehören, die sich massiv, aber friedlich gegen eine Fremdbestimmung wehren.
Angst vor den Pflichtimpfungen
Susanne Portmann ist verheiratet, hat große Kinder und ein normales Leben. Sich am Samstag bei schönem Wetter nach Hüsten aufzumachen, hatte für sie einen festen Grund. „Ich möchte meine Grundrechte behalten und nicht fremdbestimmen lassen“, erklärt die Sundernerin. Ja, sie habe Angst vor möglichen Pflichtimpfungen, die sie auf keinen Fall akzeptieren wolle: „Es ist mein Körper, meine Gesundheit und niemand hat das Recht, mir gegen meinen Willen etwas zu verabreichen“, erklärt Portmann entschlossen.
Ähnliches zuvor auch von einem Teil der Redner auf dem Platz zu hören. Einen großen Teil des dort Gesagten würde sie glatt unterschreiben. „Ich bin auch grundsätzlich gegen die Maskenpflicht“, sagt sie. Dabei gebe es für sie vor allem die Sorge, dass die Maske – wenn sie denn stundenlang getragen werden müsse – körperliche und psychische Probleme verursache. Klar für sie trotzdem, die Maske dort zu tragen, wo es zwingend vorgeschrieben ist: „Abstand zu halten, finde ich aber sinnvoller.“
„Ungerechtigkeiten habe ich selbst entdeckt“
Für Susanne Portmann war die Teilnahme an der Demo auch eine Solidaritätsbekundung mit den unter d
en Corona-Schließungen leidenden Betrieben: „Einkaufszentren, die – wie ich selbst beobachtet habe – diese Regeln nicht einhalten und es vielleicht auch gar nicht so kontrollieren können, dürfen geöffnet bleiben“, klagt sie an. Susanne Portmann sorgt sich auch um die Menschen, die zwangsisoliert in Seniorenheimen leben müssen und Patienten in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben dürfen. Beim Blick auf die Corona-Schutzbestimmungen habe sie viel „Widersprüchliches, Unverständliches“ gesehen. „Da kann man nicht schweigend und hinnehmen, da muss man handeln“, so die Sundernerin. Ihr Resümee fällt somit klar aus: „Es war eine friedliche Demo, gesprochene Worte, die Hand und Fuß hatten.“ Zum Abschluss sei ihr eines ganz wichtig: „Dass ich durchaus anderen Meinungen zu diesem Thema respektiere, aber auch erwarte, dass man meine Ansichten respektiert.“
Gegen-Demo im Netz
Nach dem Bekanntwerden der geplanten Demo in Hüsten rief die Partei „Die Partei Arnsberg“ kurzerhand zur Vernunftdemo auf und veranstaltete per Livestream auf Facebook eine Gegenveranstaltung. Grund: Eine Demonstration mit bis zu 500 erwarteten Menschen sei in Zeiten von Corona nicht angemessen. Daher setzen sie auf das Online-Format, dem bis zu 90 Personen während der Demo zuschauten.
Marco Rafolt, Pressesprecher der Partei, und Vorstandsmitglied Andreas Hövelmann moderierten das Event in gemütlicher Atmosphäre. Im Verlauf der Sendung begrüßten sie verschiedene Gäste, unter anderem Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Wie von der Partei gewohnt, kamen aber auch Witz und Satire nicht zu kurz. So gab es zum Beispiel Einspieler, wie man richtig einen Aluhut bastelt und den perfekten Corona-Cocktail mixt. Weiterhin diskutierten die Moderatoren über WhatsApp und die Kommentarspalte mit den Zuschauern im Netz.