Neheim/Ennigerloh/Mainz. Nach vergeblichem Versuch, den Geldautomaten der Neheimer Commerzbank zu knacken, wurden zwei Räuber in Ennigerloh gefasst. Jetzt in U-Haft.

Der Geldautomat in der Neheimer Fußgängerzone war am Ende „einer zuviel“: Nach dem erfolglosen Versuch, den Bankomaten der Commerzbank aufzusprengen, ist einem Räuberduo am frühen Samstagmorgen zwar die Flucht gelungen, doch noch am selben Morgen konnten die beiden Männer in Ennigerloh im Kreis Warendorf festgenommen werden. Was genau geschah:

Geldautomatensprengungen: 2019 bundesweit 15,2 Millionen Euro Beute

2019 haben deutsche Polizeibehörden 549 Fälle des besonders schweren Diebstahls von und aus Geldautomaten registriert. Das Vorgehen der Täter ist oft sehr gefährlich: Durch Sprengung der Geldautomaten versuchen sie, an Beute zu gelangen.

Der bei Geldautomatensprengungen entstandene Beuteschaden belief sich 2019 auf 15,2 Millionen Euro.

Um 5.15 Uhr machten sich die „Panzerknacker“ am Gebäude an der Hauptstraße zu schaffen. Was sie nicht wussten: Ermittler des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz hatten sie bereits im Blick – und Spezialeinheiten aus dem Nachbar-Bundesland sowie aus NRW standen zur Festnahme bereit. Den Tätern gelang es zwar nicht, den SB-Automaten zu knacken, allerdings gelang ihnen zunächst die Flucht. Doch die Spezialeinheiten hefteten sich an ihre Fersen – und konnten das Duo in Ennigerloh, rund 65 Kilometer entfernt von Arnsberg, festnehmen.

Die Kreispolizeibehörde Hochsauerland wurde natürlich alarmiert und traf kurz nach der gescheiterten Sprengung am Tatort ein, doch nach Absprache mit den ermittelnden LKA-Männern aus Mainz war schnell klar, „dass wir keine weiteren Aktien im Spiel hatten“, wie HSK-Polizeisprecher Sebastian Held auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt. Die Fahnder aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt hatten schon seit Mitte Juni dieses Jahres eine niederländische Tätergruppe im Visier, die im Verdacht steht, mehrere Sprengangriffe auf Geldautomaten in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen begangen zu haben.

Die Sparkasse in Voßwinkel: Hier gab es Ende Mai 2020 eine weitere „Sprengattacke“.
Die Sparkasse in Voßwinkel: Hier gab es Ende Mai 2020 eine weitere „Sprengattacke“. © WP | Martin Schwarz

Die Festgenommenen sind Angehörige dieser Bande; sie kamen am Sonntag in Untersuchungshaft. Wie die zuständige Staatsanwaltschaft Mainz mitteilt, handelt es sich um einen 30 Jahre alten Niederländer sowie um einen 26-Jährigen mit niederländisch-marokkanisch-spanischer Staatsangehörigkeit.

Gut vernetzt und ausgerüstet

Wie gut die Bande ausgerüstet und vernetzt ist, geht aus weiteren Informationen der Mainzer Staatsanwaltschaft zur Festnahme hervor:

„Im Verlauf operativer Maßnahmen konnte in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden, darunter Spreng- und Kommunikationsmittel.“

Der Zugriff in Ennigerloh sei durch die „akribische Arbeit der Ermittler, den professionellen Einsatz der Spezialkräfte sowie der engen Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern und den Niederlanden“ ermöglicht worden.

Trotz des Ermittlungserfolges wird das „Phänomen Geldautomatensprengungen“ das LKA weiter beschäftigen, sind sich die Behörden in Rheinland-Pfalz sicher.

„Phänomen“ Automatensprengung

Dieses „Phänomen“ hat auch die Ermittler vor Ort in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt, wie ein Blick in die Einsatzprotokolle der Kreispolizeibehörde HSK zeigt:

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Ende Mai dieses Jahres machten sich mindestens drei Männer an einem Geldautomaten der Spar­kasse Arnsberg/Sundern in der Voßwinkeler Straße im Ortsteil Voßwinkel zu schaffen. Beute konnten sie – wie ihre „Kollegen“ am Wochenende – nicht machen. Die Täter flüchteten damals mit einem dunkelblauen Kombi mit gestohlenen Gummersbacher Kennzeichen.

Ein Zusammenhang mit dem aktuellen Fall besteht offenbar nicht, ebenso wenig wie mit den „Sprengversuchen“ in Schmallenberg:

Dort haben noch immer unbekannte Täter gleich zweimal versucht, den Geldautomaten der Deutschen Bank in der Weststraße zu knacken – im Oktober 2019 und zuletzt Ende Juni 2020; beide Male ohne Erfolg.