Hüsten. Allerheiligen kurz vor dem nächsten Lockdown: Zeit, um offen über die besonders schweren Abschiede in Zeiten der Pandemie zu sprechen.
Allerheiligen ist in diesem Jahr der Tag vor dem nächsten Lockdown. Und es wird noch einmal deutlicher, wie Corona vielen Menschen in diesem Jahr den Abschied von Angehörigen und Freunden zusätzlich erschwert hat. Trauerrednerin Dagmar Röhrig aus Hüsten musste das in den vergangenen Monaten mehrfach miterleben: Nicht alle Verwandten, Freunde, Nachbarn und Kollegen konnten an Trauerfeiern teilhaben, auch auf dem Friedhof müssen Abstände eingehalten werden.
Ehrenamt beim ambulanten Hospizdienst
Dagmar Röhrig arbeitet hauptberuflich bei der Sparkasse.
Nebenberuflich ist die 51-jährige Hüstenerin seit einigen Jahren nicht nur Trauer-, sondern auch Hochzeitsrednerin.
Bei ungefähr 150 Trauerfeiern in Arnsberg, Sundern und im weiteren Umland hat sie bereits gesprochen.
Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst Sternenweg, wo sie Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet.
„Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr, insbesondere was die Größe der Trauerfeiern betrifft können leider nicht alle Wünsche erfüllt werden“, sagt sie. Besonders hart sei das gewesen, als nur ganz wenige Personen überhaupt zum Begräbnis kommen durften und selbst einige engere Familienmitglieder fern bleiben mussten.
Je sozialer und vernetzter der Verstorbene zu Lebzeiten gewesen sei, desto stärker falle es auf, wenn zum Beispiel Vereinskollegen am Grab fehlten. Denn normalerweise sei eine Trauerfeier auch ein Spiegelbild des Lebens, das so fehle. „Das ist sehr traurig, für die Angehörigen und diejenigen, die nicht dabei sein können gleichermaßen.“
Andere Formen der Anteilnahme
Schließlich sei der Abschied ohnehin schon schwer, eigentlich bräuchten die meisten Menschen in dieser Zeit möglichst viel Unterstützung und persönliche Worte. „Es fehlt die körperliche Nähe, eine Umarmung, ein Händedruck“, sagt Dagmar Röhrig. „Das ist für alle Seiten sehr schwer. Einige Menschen konnten durch Corona gar keinen Abschied nehmen.“
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Doch Röhrig macht auch Mut, sie wird kreativ und ermöglicht den Menschen trotz der Einschränkungen einen Abschied, der so persönlich und würdevoll wie nur möglich sein soll. Dabei seien auch Bekannte der Trauernden gefragt: Aus ihrer Erfahrung sei es hilfreich, Angehörigen zumindest einige Worte zu schenken, das eigene Mitgefühl auszudrücken. Und wo das aktuell ohne Körperkontakt geschehen müsse, könne man dem anderen immer noch ein Lächeln schenken oder als Geste die Hand aufs eigene Herz legen.
Darüber hinaus hilft auch die Technik, um Menschen an Trauerfeiern teilhaben zu lassen, die nicht physisch vor Ort sein können. „Wir haben auch schon Trauerfeiern mit Videoschaltung organisiert“, sagt Röhrig. Das habe sie auch vor der Pandemie in einigen Fällen schon erlebt, wenn Teile der Familie zum Beispiel im Ausland leben. „Zusätzlich stelle ich den Angehörigen meine Trauerrede im Anschluss auch gerne schriftlich zur Verfügung, damit wer möchte sie noch einmal nachlesen kann.“
Hüstenerin sieht in der Krise auch Positives
Und entsprechend ihrer Art sieht Dagmar Röhrig auch in den zwangsläufig anders gestalteten Trauerfeiern dieses Jahres etwas Positives. „Wir haben vielleicht gerade wegen Corona auch einige sehr schöne und würdevolle Feiern unter freiem Himmel gehabt.“ Wenn in all der Trauer plötzlich einige Sonnenstrahlen durch die Wolken brächen, dann sei das ein besonderer Moment.
Für die kommenden Wochen und Monate hofft die Trauerrednerin, dass sie ihrer Arbeit so gut wie möglich weiter nachgehen kann, um Menschen in ihrer Trauer zur Seite stehen zu können. „Zu Beginn der Coronazeit durften wir die Vorbereitungsgespräche mit den Angehörigen nur telefonisch machen, das war sehr hart“, sagt sie. Ein Telefonat könne die persönliche Begegnung nicht ersetzen. Und so lange es erlaubt ist, verspricht sie allen Trauernden, sie persönlich zu treffen – wenn auch mit einigen Metern Abstand oder Maske.
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