Arnsberg/Westenfeld. Auf die Bindung kommt es an: Pädagogin Carola Schmidt-Schröder aus Sundern gibt Eltern Tipps für das erste Lebensjahr ihres Babys.

Im Kursraum der Arnsberger Hebammenpraxis „Herzenssache“ glucksen und quietschen vier Babys vergnügt.

Unter der Anleitung von Carola Schmidt-Schröder massieren die Mütter von Sophie, Nia, Aaron und Tom die Beine und Füße mit Öl ein. „Das ist eine Massage, die kann man wirklich immer machen, gerade abends vor dem Schlafengehen zum Spannungsabbau, aber auch bei Wachstumsschmerzen“, erklärt Schmidt-Schröder den Müttern der wenige Monate alten Babys.

Informationen über das erste Lebensjahr

Carola Schmidt-Schröder ist 37 Jahre alt, Mutter von vier eigenen und einem Pflegekind.

Freiberuflich gibt sie Kurse in Arnsberg, Sundern und Meschede bei verschiedenen Trägern.

Unter anderem bietet sie Trage-, Schlaf- und Stillberatung an sowie Turn- und Geschwisterkurse.

Ein weiterer Baustein sind die Babysteps-Kurse, die Informationen rund um das erste Lebensjahr bieten.

Neben dem Buch zum Kurs empfiehlt Schmidt-Schröder als Lektüre über die Geburt, das erste Lebensjahr und die Bedürfnisse von Babys das Buch „artgerecht“ von Nicola Schmidt.

Weitere Informationen und Kurstermine online unter www.bindungszauber.de

Dabei geht es wie in allen Stunden des „Babysteps“-Kurses um mehr: Um eine stabile Bindung zwischen den Müttern und ihren Kindern. Sie zu fördern, das ist für Schmidt-Schröder eine Herzenssache. Insofern passt der Name der Hebammenpraxis, in der sie seit diesem Jahr freiberuflich ihre Kurse anbietet, sehr gut. „Je früher man so einen Kurs macht, desto besser“, sagt sie.

Die Kindheitspädagogin aus Westenfeld hat selbst ein Pflegekind und vier eigene Kinder im Alter zwischen 15 Monaten und 20 Jahren. Und ihr Erziehungsstil hat sich in den Jahren stark gewandelt. „Bei der Geburt meiner ersten Tochter war ich gerade einmal 20 Jahre alt“, sagt sie. Damals habe sie sich noch stark von Kommentaren und gut gemeinten Ratschlägen Dritter beeinflussen lassen.

„Bei den anderen Kindern habe ich immer mehr dazu gelernt, viel gelesen und Erklärungen für das Verhalten von Babys bekommen“, erinnert sich die heute 37-Jährige. Dazugelernt hat sie auch während ihres Studiums der Frühpädagogik in Bochum, das sie an ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin angeschlossen hat.

Heute ist Schmidt-Schröder davon überzeugt, dass der bindungs- und bedürfnisorientierte Weg der richtige ist, gerade in den ersten Lebensjahren. Das möchte sie in ihren Kursen vermitteln. „Es geht darum, die Bindung zu stärken und mit Ammenmärchen aufzuräumen, die junge Mütter verunsichern“, sagt sie.

Aufräumen mit Ammenmärchen

Und tatsächlich machen die Mütter im aktuellen Kurs sehr ähnliche Erfahrungen, bekommen Sätze zu hören wie „Du verwöhnst dein Kind“, „Lass es einfach mal schreien, das stärkt die Lungen“ oder „Im Tragetuch bekommt das Baby ja einen ganz krummen Rücken“.

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Und so einige Urgroßmütter kramen tatsächlich Ausgaben von „Die Mutter und ihr erstes Kind“ heraus. Bis 1987 wurde das Nachfolgewerk des Titels „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, das im Nationalsozialismus verbreitet wurde, noch verkauft. Die zentrale These im Ursprungswerk: Mütter sollten die Bedürfnisse ihrer Kinder gezielt ignorieren, um sie zu guten Soldaten zu erziehen.

So hart mögen die Empfehlungen früherer Generationen sicher nicht mehr sein, aber auch bei vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen von außen gilt: Sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, fällt einigen jungen Müttern nicht immer leicht.

Selbstfürsorge der Eltern

Die Mütter darin zu bestärken, sich um ihr Kind liebevoll zu kümmern, wenn es schreit, seine Bedürfnisse nicht zu ignorieren, das ist die Aufgabe, die Carola Schmidt-Schröder sehr wichtig ist. Sie gibt Anleitungen zu Babymassage, Liedern und Fingerspielen, erklärt die wichtigsten Entwicklungsschritte der Babys im ersten Lebensjahr und bespricht mit den Müttern Themen wie den Umstieg von Milch zu Brei.

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Dabei geht es ihr darum, die Aufmerksamkeit auf die Babys zu lenken, aber auch auf die Bedürfnisse und Gefühle der Mütter. „Was habt ihr in der letzten Woche für euch selbst getan?“ lautet eine beliebte Frage zum Beginn der Kursstunden. Darauf erntet sie oft ein herzhaftes Lachen. „Viele Mütter vergessen sich selbst“, sagt Schmidt-Schröder. „Aber es ist wichtig, sich auch bewusst um sich selbst zu kümmern, Kraft aufzutanken.“

Deshalb ermutigt sie die Mütter dazu, sich Zeit für sich zu nehmen und versucht den Druck etwas zu nehmen, den viele durch Erwartungen anderer sowie an sich selbst verspüren.