Neheim. Bei interreligiösem Spaziergang durch Neheim setzen sich Christen und Muslime für friedliches Miteinander ein. Durch Regen gingen 60 Teilnehmer.

Für Frieden und Verständigung – gegen Rassismus und Ausgrenzung: Am Samstagnachmittag setzte der Interreligiöse Spaziergang im Rahmen des christlich-islamischen Dialoges in der Stadt Arnsberg deutliche Zeichen. Mehr als 60 Teilnehmer kamen zum Auftakt im Hof der Moschee der Türkisch Islamischen Gemeinde zu Arnsberg, DITIB, an der Langen Wende zusammen, um von hier durch die Stadt zu gehen - leider bei Regen zu Beginn. Bis zum Abschluss an der St. Johannes-Kirche hielten aber die meisten der Teilnehmer durch und erlebten das Gefühl von Verständnis und Zusammengehörigkeit.

Vertrauen aufgebaut

„Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die Versuche von Rassismus und Antisemitismus“, begrüßte Dr. Udo Arnoldi, evangelischer Pfarrer der Kirchengemeinde Neheim und Mitglied im christlich-islamischen Dialog, die Teilnehmer. Man wolle sich gemeinsam auf den Weg machen, vor allem um so stärker gegen Anfeindungen zu sein. Dabei, so der Geistliche, beruhe die Hoffnung auf Erreichen dieses Ziels auf dem Glauben an einen Gott. Dr. Arnoldi erinnerte daran, dass bereits vor 20 Jahren mit einem gemeinsamen Spaziergang und später bei Veranstaltungen und Treffen zwischen beiden Religionen gegenseitiges Verständnis aufgebaut worden sei. „Wir haben uns kennen gelernt und Vertrauen aufgebaut“, so Arnoldi.

Zum Auftakt des Spaziergangs begrüßte auch der vertretende Imam, Muttalip Cetintas von der türkisch-islamischen Gemeinde die Teilnehmer im Hinterhof der Moschee an der Langen Wend
Zum Auftakt des Spaziergangs begrüßte auch der vertretende Imam, Muttalip Cetintas von der türkisch-islamischen Gemeinde die Teilnehmer im Hinterhof der Moschee an der Langen Wend © Frank Albrecht | Frank Albrecht

Zum Auftakt des Spaziergangs nutzte auch der vertretende Imam, Muttalip Cetintas von der türkisch-islamischen Gemeinde die Chance zur Begrüßung. „Seid 1986 sind die Türen der Moscheen in Deutschland stets am 3. Oktober geöffnet“, so Cetintas.

Muslime seien längst zu einem Teil Deutschlands geworden. Und er fügte hinzu, dass die Moscheen nicht nur an einem Tag geöffnet seien, sondern den Gläubigen jeden Tagen offen stünden. Der Imam mahnte, dass es eine wichtige Voraussetzung für das Zusammenleben sei, voneinander zu wissen. „Die Menschen sind gleichberechtigt wie die Zähne eines Kammes“, zog Muttalip Cetintas den Vergleich. Menschen sollten auch in Arnsberg die Chance nutzen, sich kennenzulernen. Unterschiedliche Sprachen seien dabei nur ein Beweis für die Kraft Allahs.

Wichtige Integration

Touria Ghazouane vom islamisch-arabischen Kulturverein griff die Gedanken ihrer Vorredner auf. „Wir leben in einer Zeit, in der Integration groß geschrieben wird“, so Ghazouane. Deshalb sei es wichtig, trotz anderer Ansichten der Menschen aus verschiedenen Kulturen von ihren Unterschieden für die Gesellschaft zu profitieren. Die Stadt Arnsberg sei deutlich durch Offenheit geprägt. Ausgrenzung und Rassismus stehe sie mit Abscheu entgegen.

Vertreter aller am Spaziergang beteiligten Religionen nutzten nach dem Gang durch den Stadt die Chance zu einem gemeinsamen Austausch an der neheimer Johanneskirche
Vertreter aller am Spaziergang beteiligten Religionen nutzten nach dem Gang durch den Stadt die Chance zu einem gemeinsamen Austausch an der neheimer Johanneskirche © Frank Albrecht | Frank Albrecht

Erste Station des Spaziergangs war die Graf-Gottfried-Schule. Mit Blick auf die gegenüber befindliche, ehemalige Jüdische Synagoge erinnerte Thomas Bertram vom Franz-Stock-Komitee an die Bedeutung der Worte „Frieden“ und „Shalom“. Auch wenn dieser Begriff nicht mehr oft benutzt werde, sei er doch in der Geschichte der Stadt gerade an dieser Stelle einst häufig gesagt worden. Bertram mahnte, dass es stets wichtig sei, den Anfeindungen durch Antisemitismus entschlossen gegenüberzutreten.

Gegenseitige Achtung

Schweigend vorbei am jüdischen Friedhof Neheim erreichte der Spaziergang die Johanneskirche als Ziel. Auf den Treppen des Haupteingangs sagte Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner, was ihm wichtig ist. Das Ziel des Spaziergans, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen zu bringen, sei erreicht. Auch habe der Gang eindrucksvoll gezeigt, dass in Arnsberg alle Religionen miteinander leben könnten, wenn sie sich nur gegenseitig achteten. Für das Kennenlernen müssten alle Möglichkeiten der Information über Volkshochschule oder Caritas genutzt werden. Da wegen Corona interkulturelle Veranstaltungen wie der Dies Internationalis nicht hätten stattfinden können, habe der Spaziergang heute geholfen, mehr über einander zu erfahren.

Hilfe für Flüchtlinge

Bürgermeister Bittner bekräftige das über die politischen Parteien in der Stadt abgesprochene Angebot, Menschen auf der Flucht zu helfen. Diese Menschen hätten bereits die Kultur in der Stadt bereichert. „Wir wollen den Menschen, die auf der Flucht sind, und den Menschen aus Moria in Arnsberg eine Zuflucht bieten“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner . Viel Applaus gab es für seine Zusagen, dafür alle Möglichkeiten der Stadt Arnsberg auszuschöpfen.

Multikulturelle Stadt Arnsberg

Der Christliche-Islamische Dialog in Arnsberg besteht aus der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim, der Katholischen Kirche Neheim, dem Islamisch-Arabischen Verein, dem Marokkanischen Kulturverein und der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Arnsberg – DITIB.

In Arnsberg leben über 7000 Menschen mit ausländischen Wurzeln. Sie kommen aus 110 verschiedenen Nationen und Kulturen zusammen.

In der Türkisch -Islamischen Moschee wurden die Teilnehmer des Spaziergangs mit Getränken und einzeln verpackten türkischen Spezialitäten versorgt. Das geplante gemeinsame Picknick auf dem Neheimer Marktplatz viel dem Regen zum Opfer und fand nicht statt.

Gebete für den gemeinsamen Frieden sprach beim Abschluss des Spaziergangs auch Pfarrer Stephan Jung, der ermunterte, dem gelebten Beispiel von Priester Franz Stock zu folgen. Für den Integrationsrat sprach Tarek Ersöz, der die vielen Initiativen des Rates hervorhob. Zu seinem Selbstläufer sei inzwischen das Projekt „Schule ohne Rassismus“ geworden. Er wünsche sich, dass auch Kommunen als Stadt mit Courage zertifizieren lassen, was inzwischen auch schon möglich sei.