Neheim. Gegen Hass und für ein friedliches Miteinander: Muslime und Christen laden gemeinsam zu einem Spaziergang durch Neheim ein.
Rochdi Koubaa fühlt sich wohl in Arnsberg – und er setzt sich als Vorsitzender des Marokkanischen Kulturvereins dafür ein, dass das Miteinander der Kulturen und Religionen friedlich bleibt. „Es ist eine gesunde Mischung, wie wir hier zusammenleben“, sagt er. „Es gibt in Arnsberg Menschen aus 100 Nationen und alle leben friedlich zusammen.“
Seiner Einschätzung schließen sich auch andere Muslime und Christen an, die gemeinsam mit ihm im evangelischen Gemeindehaus an der Burgstraße sitzen und eine gemeinsame Aktion planen: Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, veranstalten sie einen Friedensspaziergang durch Neheim. Das Ziel: Arnsberger unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichem Glauben zusammenzubringen.
Gegenseitige Vorurteile abbauen
Nach den Anschlägen in Hanau und Halle habe man es für angebracht gehalten, „auch in Arnsberg ein Zeichen zu setzen“, erklärt Pfarrer Udo Arnoldi. Und zwar für Frieden, gegen Rassismus und Antisemitismus. Rassistische Vorfälle seien in Arnsberg wirkliche Einzelfälle, bestätigen die Beteiligten aus den drei islamischen Gemeinden. „Ich fühle mich in der Stadt sehr wohl und erlebe keine Anfeindungen gegenüber Andersgläubigen“, sagt etwa der ehemalige Imam Adnan Al-Kabbani.
Doch alle im Raum wissen auch, dass Rassismus und Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft sehr wohl präsent sind. Deshalb setzen sie sich seit mittlerweile 20 Jahren für den christlich-muslimischen Dialog ein, arbeiten mit Schulklassen, kooperieren mit der Volkshochschule, laden zu Spaziergängen wie dem jetzigen ein, beteiligen sich am „Dies Internationalis“, dem jährlichen großen Fest der Kulturen auf dem Neheimer Marktplatz.
Coronabedingt war in diesem Jahr vieles nicht möglich, deshalb hoffen alle nun auf viele Spaziergänger am Samstag. „Die Veranstaltung soll dazu dienen, mehr übereinander zu erfahren und sich auszutauschen“, sagt Koubaa. „Nur das hilft, um weniger in Schubladen zu denken.“ Bildung und Dialog, das sind für ihn die Schlüssel für ein erfolgreiches und friedliches interkulturelles Zusammenleben.
Das Gegenteil bewirkten Vorurteile und Angst, meinen die Veranstalter. „Islamophobie darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, sagt Touria Ghazouane vom Islamisch-Arabischen Verein und Sarp Hansay aus der Türkisch-Islamischen Gemeinde DITIB ergänzt: „Vorurteile gibt es auf beiden Seiten, auch einige Muslime haben Vorbehalte gegenüber Christen. Die wollen wir abbauen.“ Daher freue er sich auch darüber, dass die Nachfrage nach Moschee-Besichtigungen steige.