Arnsberg. Arnsberger Bürger mit Migrationshintergrund sehen als Kandidaten für Integrationsratswahl Möglichkeit, sich gesellschaftlich einzubringen.
Kommunalwahl heißt Beteiligung - für alle Bevölkerungsgruppen. Auch für die, die nicht an der „regulären“ Wahl teilnehmen dürfen, weil sie keine EU-Bürger sind. Zur Integrationsratswahl sind alle anerkannten Arnsberger Bürger mit unmittelbarem Migrationshintergrund eingeladen. Ausländer, deutsche Kinder mit ausländischen Eltern und Eingebürgerte - ein buntes Gemisch. All sie will die Liste „Vielfalt pur“, die bei der Integrationswahl in Arnsberg am 13. September antritt, vertreten.
Zur Integrationsratswahl in Arnsberg treten in diesem Jahr zwei Listen (Vielfalt pur und IZA) sowie vier Einzelkandidaten an. Rund 30 Menschen wollen Verantwortung für Migrantinnen und Migranten übernehmen und für sie Sprachrohr im politischen Arnsberg sein. „Es ist gut, dass es mehrere Listen und Kandidaten gibt“, sagt Spitzenkandidat Samawal Karkoutly, „das ist gesund. Es ist gut, wenn man die Wahl hat“.
„Vielfalt pur“ ist eine der Listen. „Unser Name ist Programm“, sagt Karkoutly. Der Syrer besitzt seit 2017 die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Liste mit 16 Kandidatinnen und Kandidaten mit neun Nationalitäten will bewusst bunt sein. „Wir haben verschiedene Nationalitäten, Glaubensrichtungen und Berufe“, erzählt die Marokkanerin Ouaffaa Maroua. Die Steuerfachangestellte und Projektmanagerin ist eine von acht Frauen auf der Liste.
Rassismus abbauen
Integration ist allen ein Herzensthema: „Wir wollen Rassismus abbauen und die Menschen aller Seiten einander näher bringen“, sagt Samawal Karkoutly. Die Arbeit im Integrationsrat sehen die Liste der Mitglieder daher weit über die Mitbestimmung bei politischen Beschlüssen und den Blickwinkel der Migranten hinaus. „Integration betrifft deutsche Bürger auch“, sagt Marco Rafolt.
Der Sohn eines kroatischen Vaters und einer slowenischen Mutter ist nicht nur Mitglied auf der Liste „Vielfalt pur“ bei der Integrationsratswahl, sondern ist auch bei der „normalen“ Kommunalwahl bei der Partei „Die Partei“ aktiv. Alle betonen aber ausdrücklich, dass sie im Integrationsrat parteipolitisch unabhängig wirken wollen. „Wir wollen unsere Themen mit allen Parteien diskutieren, vertreten unterschiedliche politische Perspektiven und sehen die Parteien im Rat als unsere Kooperationspartner“, sagen die Listen-Mitglieder.
Initiativen geplant
Ohnehin soll es um mehr als Politik gehen. Klar doch, dort werden Programmpunkte wie Chancengleichheit für Menschen mit Migrationshintergrund, um Kopftuch-Debatte in Schule und Beruf und Einmischung in politische Entscheidungen in der Stadt. „Vielfalt pur“ - und das sind derzeit insgesamt rund 25 Menschen aus Arnsberg - will auch Initiativen darüber hinaus starten - gegen Rassismus, für Aufklärung zum Thema Integration und Migration, Unterstützung von Migranten beim Umgang mit Behörden und Schaffung eines neuen „differenzierten Bildes über die Menschen mit Migrationshintergrund, für die Arnsberg die Heimat ist und die Bestandteil dieser Gesellschaft sind“. Und: „Wir wollen aber auch Ansprechpartner sein“, sagt Maschinenbauingenieur Muttalip Cetintas. Für Arbeitgeber, Verbände, Vereine, Schulen, Jugendzentren und Sozialarbeiter. Vernetzung sei wichtig.
Die politische Kraft des Integrationsrates und seiner gewählten Mitglieder hängt auch von der Wahlbeteiligung ab. „Wir versuchen viel Werbung für die Wahl zu machen“, erklärt Samawal Karkoutly. Problem: Viele Migranten kennen das Gremium nicht, werden nicht erreicht oder haben aufgrund Erfahrungen aus ihren Heimatländern kein Vertrauen in Wahlen.