Neheim. Generationen von Neheimern haben bei „Heide“ ihre Schulranzen und Füllfederhalter gekauft - bald endet die Geschichte des Traditionsgeschäfts.
Mehr als ein Jahrhundert nach der Gründung des Neheimer Schreibwaren-Geschäfts Heide steht jetzt die endgültige Schließung bevor. Am 26. September wird das Traditionsgeschäft seitlich des Neheimer Doms zum letzten Mal die Türen öffnen. Wo Generationen von Neheimern ihre Füllfederhalter, Schulranzen, Kommunionkerzen und mehr gekauft haben, geht das Licht dann aus.
106-jährige Geschichte endet
1894 gründete Wilhelm Heide mit seiner Frau Louise ein Papier-Geschäft an der Neheimer Burgstraße.
1901 wurde das heutige Gebäude am Neheimer Markt bezogen.
1914 führten Louise Heide und ihre Kinder das Geschäft nach dem Tod Wilhelm Heides weiter.
1981 übernahm das Ehepaar Winterhoff das Geschäft von der Gründerfamilie Heide.
2011 übernahm die Römhild GmbH aus Paderborn den Laden.
2020 wird das Jahr der Schließung sein, am 26. September ist der letzte Öffnungstag.
„Der Grund für die Schließung ist mangelnde Frequenz“, sagt Hans-Peter Mohr, Geschäftsführer der Römhild GmbH aus Paderborn, die das Geschäft vor einigen Jahren übernommen hatte. „Wir haben zu wenig Kunden im Laden, um wirtschaftlich arbeiten zu können.“
Die Lage sei bereits seit Längerem schwierig, den letzten Anstoß für die Schließung lieferte nun die coronabedingte Zwangspause, auch wenn sie nicht der alleinige Grund für die Geschäftsaufgabe ist. „Es hat sich schon lange abgezeichnet, dass der Wettbewerb intensiver wird“, sagt Mohr.
Dabei spielen aus seiner Sicht verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen würden sogenannte „Tagesartikel“ wie Stifte, Hefte und Blöcke vermehrt in Kaufhäusern und bei Ketten gekauft, zum anderen sei auch der Online-Handel eine Konkurrenz.
„In Fachgeschäften fehlt vor allem die Frequenz an jüngeren Leuten“, so Mohr. Zugleich sinke die auch die Nachfrage nach hochwertigen Schreibgeräten und Lederwaren. Personal- und Mietkosten seien so auf Dauer gegenüber den Einnahmen nicht mehr wirtschaftlich, daran habe auch der Versuch, die Öffnungszeiten anzupassen, nichts mehr ändern können.
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Und so steht nun die Schließung fest. Allen Mitarbeiterinnen der Filiale wurde gekündigt, einige hätten bereits eine neue Anstellung gefunden, so Mohr. Die Paderborner Römhild GmbH ist eigentlich ein Fachgroßhändler, weitere Filialen gibt es nicht. Durch den Kontakt zu anderen Kunden wisse er aber, dass viele mit ähnlich erschwerten Bedingungen auf dem Markt zu kämpfen hätten.
Bedauern bei „Aktives Neheim“
„Wir bedauern die Schließung sehr“, sagt Konrad Buchheister, Geschäftsführer der Werbegemeinschaft „Aktives Neheim“. Aus seiner Sicht haben es Fachgeschäfte im Bereich Bürobedarf genauso wie im Spielzeugsortiment schwer, sich gegen größere Anbieter und die Online-Konkurrenz durchzusetzen. Die Schließung von Heide und zuletzt des ebenfalls alteingesessenen Neheimer Spielwarenladens Beste seien die sichtbaren Zeichen dafür.
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Einen Negativtrend für die Neheimer Innenstadt sieht Buchheister allerdings nicht, die Schließungen seien branchenspezifisch. „Neheim steht nach wie vor sehr gut da, was natürlich auch nicht heißt, dass wir die Hände in den Schoß legen“, so der Citymanager. Zu vermieten sind noch Ladenlokale in der sanierten Marktpassage, die Verzögerung sei in diesem Fall mit der Corona-Pandemie zu begründen.