Neheim. Der Neheimer Gastronom Angelo Villani trotzt mit seinem Ristorante der Coronakrise. Hier erklärt er, wie das geht.

„Die Leute kennen uns, wir sind lange im Geschäft und liefern seit 30 Jahren Qualität“, sagt Angelo Villani, „das ist während der Krise ein großer Vorteil.“ Doch ohne Sorgen ist der Chef des italienischen Ristorante „Casa Villani“ an der Mendener Straße in Neheim in Zeiten von Corona natürlich nicht. Trotzdem bleibt die Familie optimistisch: „Wir stecken weiter alle Kraft in unser Geschäft und zeigen den Leuten – wir sind da“, sagt Angelo. Wie der Gastronom mit dem Virus lebt, lesen Sie hier:

Wie läuft derzeit das Geschäft im „Casa Villani“?

Angelo Villani Seit Juni und auch den ganzen Juli über läuft es wieder gut, haben wir fast den normalen Stand erreicht. Biergartenwetter macht sich sofort bemerkbar, die Leute wollen draußen sitzen, und wir haben dort auch reichlich Platz. Ist das Wetter schlechter, spüren wir das leider auch sofort, dann müssen wir Umsatzeinbußen von 60 bis 70 Prozent wegstecken. Viele Gäste haben immer noch Angst, rein zu kommen, obwohl wir regelmäßig lüften, gründlich desinfizieren, für reichlich Abstand sorgen und Laufwege im Restaurant als Einbahnstraßen gekennzeichnet sind.

Wie ist die Stimmung bei den Gästen, halten sie sich an die Regeln?

Man muss einige Gäste erziehen, damit sie sich an alle Corona-Auflagen halten. Diese Auflagen haben bei uns oberste Priorität. Ohne Mund-Nasenschutz lasse ich niemanden ins Restaurant oder in den Biergarten – rein gehen, raus gehen, zur Toilette gehen: nur mit Maske. Da behandeln wir jeden gleich, es gibt keine Ausnahmen. Einige Gäste kommen immer noch ohne Mund-Nasenschutz zu uns, wir bieten ihnen dann am Eingang Einweg-Masken, die wir auf Vorrat angeschafft haben, für 99 Cent zum Kauf an. Wer das nicht möchte, muss den Heimweg antreten. Manchmal habe ich auch Streit mit Stammkunden, die mit dem Argument ‘wir kennen uns doch’ versuchen,die Maskenpflicht zu umgehen, aber auch da bleibe ich hart. Unser Personal muss sich schließlich auch der Maskenpflicht unterordnen. Der größte Teil der Gäste ist aber einsichtig und begrüßt, dass wir uns streng an die Vorschriften halten.

„Steckbrief“ Angelo Villani

Angelo Villani kam als Zwölfjähriger mit seiner Familie aus Salerno bei Napoli nach Deutschland, lebt seit 1979 in Neheim.

Schon in seiner Jugend stand für den Neheimer fest, dass er sein Glück in der Gastronomie machen würde. „Ich habe als Junge bereits in einer Konditorei und in einer Pizzeria ausgeholfen“, erinnert er sich.

Seit 1995 ist Angelo Villani selbstständig und mit seiner Familie für Freunde guter italienischer Küche in Neheim präsent – anfangs in der Apothekerstraße.

Seit April 2015 betreiben die Villanis das „Casa Villani“ an der Mendener Straße 22.

Angelo ist verheiratet, hat zwei Kinder – und einen Hund.

Wie kommen Sie klar, wenn die Biergarten-Saison endet?

Dann wird es sicher viel schwerer, vor allem, weil es derzeit ja wirklich gut läuft mit dem Geschäft „draußen“. Ich habe darum sogar Aushilfen eingestellt, nachdem wir im April/Mai zwei Kellnern kündigen mussten, weil kaum zu tun war. Beim Service fahren wir mit unveränderter Mannschaft, denn wir bieten seit Beginn der Krise einen Fensterverkauf an und haben unseren Lieferservice stark ausgebaut. Beides wird sehr gut angenommen. Darum bieten wir es noch immer an – und hoffen, dass es uns hilft, im Herbst und Winter über die Runden zu kommen. Beim Anliefern nutzen wir auch den Service des Dienstleisters Lieferando, der Bestellungen online ermöglicht, die wir dann völlig kontaktlos abwickeln. Leider werden uns dieses Jahr Weihnachtsfeiern wohl komplett fehlen, wie bereits jetzt Familien- oder Betriebsfeste, die fast völlig weggebrochen sind. Das macht es nicht einfacher.

Was denken Sie über zukünftige Corona-Beschränkungen?

Ich glaube nicht, das es in absehbarer Zeit Lockerungen gibt, eher im Gegenteil. Die jetzigen Beschränkungen haben wir aber gut im Griff. Das Ordnungsamt hat zwei Kon­trollen bei uns gemacht – alles gut. Sorgfältig gehen wir mit den Listen um, die unsere Gäste ausfüllen müssen. Es gibt keine Sammellisten, für jede Gästegruppe wird ein individueller Zettel bereitgelegt, der in einem Ordner abgeheftet wird. Der wiederum kommt ins Büro unter Verschluss. Die Daten sind für niemanden einsehbar, nach vier Wochen werden die Zettel von meiner Ehefrau geschreddert. An der Abstandsregelung werden wir sowieso längerfristig festhalten – und Hygiene wird bei uns von Haus aus seit jeher groß geschrieben.

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Welche Perspektiven sehen Sie mittelfristig – sowohl für Ihr Ristorante als auch für die Gastronomie allgemein?

Große Angst habe ich, auch angesichts wieder steigender Infektionszahlen, vor einer erneuten Schließung – das wäre absolut tödlich. Im März wurde die Schließung außerdem von den Behörden Hals über Kopf und ohne Ausnahme verfügt. Bevor sich so etwas wiederholt, müssten Stadt- und Kreisverwaltung sorgfältig abfragen und prüfen, wer die Auflagen erfüllen kann und wer nicht. Bei uns gibt es auch im Inneren genügend Platz. Darum wäre eine Schließung nicht gerechtfertigt. Wenn ich statt 80 nur 30 Gäste bewirten darf, kann ich wenig­stens zunächst irgendwie überleben. Zumal wir versuchen, unsere Tische in zwei Zeitblöcken zu reservieren – zwischen 17.30 und 20 Uhr oder von 20 bis 22 Uhr. So können wir jeden Tisch jeden Abend doppelt belegen. Dabei müssen dann auch die Gäste mitspielen, was aber nicht immer einfach ist. Leider haben viele Menschen keine Geduld – selbst in Zeiten von Corona...