Neheim. Bei Beschwerden über zu hohes Gras verweist Stadt auf Öko-Konzept für Möhnefriedhof. Grünflächen werden nur noch zweimal im Jahr gemäht.

Der Neheimer Möhnefriedhof befindet sich derzeit in einem Spannungsfeld zwischen dem Wunsch von Angehörigen nach gepflegten Grünflächen im Umfeld der Gräber und dem städtischen Konzept, die Grünflächen auf dem Möhnefriedhof ökologisch nachhaltig mit Blühwiesen zu gestalten und daraus immer mehr einen Stadtpark erwachsen zu lassen. Im Gespräch mit unserer Zeitung warb der städtische Fachdienstleiter für Grünflächen, Forst und Friedhöfe, Ralf Schmidt, um Verständnis für das neue, nachhaltige Grünflächenkonzept. Er ging auch auf konkrete Bürgerbeschwerden ein.

Ralf Schmidt zeigt auf dem Möhnefriedhof (nahe dem Eingang Alter Holzweg) eine abgemagerte Wiese, auf der im Frühjahr nächsten Jahres  Blühwiesen-Samen ausgesät werden soll
Ralf Schmidt zeigt auf dem Möhnefriedhof (nahe dem Eingang Alter Holzweg) eine abgemagerte Wiese, auf der im Frühjahr nächsten Jahres Blühwiesen-Samen ausgesät werden soll © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Viel Unmut in der Bürgerschaft erzeugte das hohe Gras auf den riesigen Grünflächen, die sich heute über die aufgegebenen, alten Gräber des Möhnefriedhofs erstrecken.

Bürger ärgern sich über zu hohes Gras

Mit der Frage „Warum wurde so lange nicht mehr gemäht?“ wurde auch Ralf Schmidt konfrontiert. Er sagt: „Bis Ende vergangenen Jahres wurde das Gras zehn- bis zwölfmal im Jahr gemäht. Seit 2020 gilt ein neues nachhaltiges Grünflächenkonzept, das darauf abzielt, große Grünflächen zu Blühwiesen zu machen. Zu diesem Konzept gehört es, die Wiesen nur noch zweimal im Jahr - Ende Juni und im September - zu mähen. Da unser Balkenmäher leider einen Maschinenschaden hatte, konnten wir erst vor Kurzem die Wiesen mähen.“

Mit dem Bühwiesen-Konzept sind aber nicht nur andere Mäh-Intervalle verbunden. Es ist auch erforderlich, den Boden abzumagern. Das Mähgut wird abgefahren und bleibt nicht mehr auf der Wiese liegen. So sollen dem Boden Nährstoffe entzogen werden. Es soll später kein Unkraut den Blühwiesensamen überwuchern.

60 Blumen-Arten für Blühwiese

Aus rund 60 Blumen-Arten besteht die Blühwiesen-Saat, die die Stadt im Frühjahr 2021 auf einem Teil des Möhnefriedhofs ausbringen will.

Zu diesen Blumen gehören unter anderem: Färber-Hundskamille, Acker-Ringelblume, Skabiosen-Flockenblume, Feld-Rittersporn, Kartäusernelke, Margerite, Klatschmohn, Wiesen-Salbei, Moschus-Malve, Weiße Lichtnelke und Schlüsselblume.

„Wir werden im Frühjahr 2021 mit dem Aussäen von Blühwiesensamen auf einer Teilfläche des Friedhofs (ein Grünbereich nahe dem Alten Holzweg) beginnen“, so Schmidt. Mit den ersten Blühergebnissen sei im Sommer 2021 zu rechnen. Durch natürliches, wildes Aussäen habe man jetzt schon Blumen auf den Wiesen, zum Beispiel Margeriten, sehen können.

Der gerade Hauptweg auf dem Möhnefriedhof zwischen Theodoruskapelle (Möhnestraße) und Alter Holzweg erhält noch in diesem Jahr eine neue Asphaltschicht.
Der gerade Hauptweg auf dem Möhnefriedhof zwischen Theodoruskapelle (Möhnestraße) und Alter Holzweg erhält noch in diesem Jahr eine neue Asphaltschicht. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Von Bürgern wurde die mangelhafte Wege-Instandhaltung auf dem Möhnefriedhof moniert. Hierzu sagt Ralf Schmidt: „Der geradlinige Hauptweg zwischen Friedhofseingang Möhnestraße (Theodoruskapelle) und Friedhofseingang Alter Holzweg wird noch in diesem Jahr komplett neu asphaltiert.“ Schmidt fügt an: „Damit Angehörige auf großen Wiesenflächen zu ihren einzelnen Gräbern gelangen können, werden wir diese Grünbereiche nicht mit Blühwiesen zuwuchern lassen. Dafür werden wir eine Wegelösung finden.“

Grillen ist verboten

Eine Neheimerin beschwerte sich am Telefon darüber, dass es sommertags auf dem Möhnefriedhof Grillpartys auf den großen Grünflächen gebe. „Das ist wegen der Brandgefahr strikt verboten. Wer dies bemerkt, kann die Ordnungsbehörde der Stadt Arnsberg oder auch die Polizei anrufen. Fälle dieser Art sind uns allerdings bisher nicht bekannt geworden“, so Schmidt.

Ruhefristen auf dem Möhnefriedhof

Der Neheimer Möhnefriedhof, auf dem man seit 1970 keine neuen Nutzungsrechte für Gräber erwerben kann, ist insgesamt rund 75.000 Quadratmeter groß, wovon 55.000 Quadratmeter Grünfläche sind. Der Rest sind Wege, Gräber usw.

Weniger als zehn Prozent der Friedhofsfläche sind heute noch Grabfläche, also Gräber, die noch gepflegt werden. Die letzten Rechte, die vergeben wurden, haben eine Laufzeit von 40 Jahren. Die Nutzungsrechte können nicht verlängert werden. Innerhalb des Nutzungsrechtes konnte noch bestattet werden. Danach nicht, ausgenommen davon ist die „Ehegattenregelung“.

Der Neheimer Möhnefriedhof wirkt größtenteils schon wie eine Parklandschaft.
Der Neheimer Möhnefriedhof wirkt größtenteils schon wie eine Parklandschaft. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Ist ein Ehepartner auf dem Möhnefriedhof beigesetzt, hat der hinterbliebene Ehepartner das Recht, in der Grabstätte bestattet zu werden. Daher kann es immer noch zu Bestattungen auf dem Möhnefriedhof kommen. Dann verlängert sich die Ruhefrist, nicht das Nutzungsrecht, um weitere 30 Jahre bei der Sargbestattung und 20 Jahre bei einer Urnenbestattung. Derartige Bestattungen finden immer seltener statt. In diesem Jahr gab es noch keine, im vergangenen Jahr gab es zwei Bestattungen.

Bei jeder weiteren Bestattung bleibt der Friedhof noch mindestens weitere 20 Jahre Friedhof. Historische Grabsteine sollen erhalten bleiben, nicht die Gräber im allgemeinen.

Führung über den Möhnefriedhof

Nach längerer Corona-Pause starten nun wieder Führungen über den Möhnefriedhof. Bei Besuchen verschiedener Stationen können die Teilnehmer, der Führung Neheim aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Die Führung beginnt am Samstag, 22. August, um 15 Uhr. Treffpunkt ist am Eingang Möhnestraße. Erwachsene zahlen für die Teilnahme vier Euro. Der Heimatbund Neheim-Hüsten bietet in Kooperation mit dem Verkehrsverein Arnsberg Interessierten die Gelegenheit, anhand der Gräber namhafter Unternehmer des 19. und 20. Jahrhunderts sowie bekannter Neheimer Persönlichkeiten einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte der Stadt zu gewinnen. Der Gang ist somit ein Streifzug durch die Neheimer Industrie- und Stadtgeschichte.