Arnsberg. Die Stadtverwaltung verspricht Abhilfe und startet 2021/2022 ein großes Programm für die Sanierung von Haltestellen. Fördermittel fließen.

Die Bushaltestelle – hier besonders das Wartehäuschen - in der Breslauer Straße in Arnsberg befindet sich in einem grausamen Zustand.

Deshalb fordert Anwohnerin Elvira Steffen die Stadt auf, hier endlich aktiv zu werden und diese für Gierskämpen wichtige Einrichtung angemessen herzurichten, „wie es sich für eine Haltestelle gehört“. Ein Ruf, der in der Stadtverwaltung nicht ungehört verhallt. Denn dort ist das Problem erkannt und soll zügig gelöst werden. Und nicht nur in der Breslauer Straße.

Haltestelle erinnert eher an einen Wiesen-Unterstand für Vieh

Elvira Steffen schwillt mächtig der Kamm, wenn sie auf die Haltestelle „Breslauer Straße / Zum hohen Nacken“ zu sprechen kommt. Kein Wunder, erinnert doch das aus Brettern zusammengebaute Wartehäuschen eher an einen Wiesen-Unterstand für Vieh als an eine öffentliche Bushaltestelle im Jahr 2020. Die vielen Graffiti unterstreichen das traurige Bild.

Für die resolute Rentnerin ist der Zustand kein Wunder. „Schließlich ist sicher seit den 1970er Jahren daran nichts mehr gemacht worden“. Das Schlimmste aber: „Es gibt noch nicht einmal eine Sitzgelegenheit für Senioren oder behinderte Menschen.“

Elvira Steffen: „Da haben bei mir die Alarmglocken geschrillt“

Im Stadtgebiet Arnsberg gibt es mehr als 300 Bushaltestellen

Im Stadtgebiet Arnsberg gibt es mehr als 300 Bushaltestellen.

Nicht alle sind mit einem Wartehäuschen ausgestattet.

Die Verantwortung für deren Instandhaltung und Pflege sowie für den davor befindlichen Gehweg und die Bordsteine liegt, so die zuständige Fachbereichsleiterin Dr. Birgitta Plass, bei der Stadt Arnsberg. „Das ist eine kommunale Aufgabe.“

Die Betreiber der jeweiligen Buslinien sind dagegen allein für die Masten an den Haltestellen zuständig.

Doch das Fass zum Überlaufen gebracht hat für Steffen, die selbst auf einen Rollator angewiesen ist, ein für sie bis dahin unvorstellbares Bild: „Um auf den Bus zu warten, saß dort vor wenigen Tagen eine hochschwangere Frau mit ihren beiden kleinen Kinder auf dem Bordstein, weil sie nicht mehr stehen konnte. Da haben bei mir die Alarmglocken geschrillt.“

Zumal sie, sagt die 73-Jährige, in der Vergangenheit in dieser Sache nicht untätig gewesen sei und sich immer wieder an die Verwaltung gewandt und auch an Politikvertreter gewandt. „Doch passiert ist bislang nichts. Daher gehe ich jetzt damit an die Öffentlichkeit.“

Keine Sitzgelegenheit: Natalie Saegert stellte ihre eigene Bank zur Verfügung

Und mit ihrer Empörung steht sie nicht allein. So hat zum Beispiel Anwohnerin Natalie Saegert das Elend nicht mehr mit ansehen können und zeitweise eine Gartenbank an der Bushaltestelle aufgestellt. „Damit vor allem die Älteren eine Sitzgelegenheit haben.“

Dass man diese Haltestelle überhaupt „verlottern lässt“, das ist für Elvira Steffen völlig unverständlich. „Weil sie stark genutzt wird. Alle halbe Stunde kommt ein Bus und immer fahren Leute mit. Hier hat schließlich auch nicht jeder ein eigenes Auto zur Verfügung.“ Ähnlich sei der Zustand der stadteinwärts liegenden Haltestelle „Haus Tanneck“. „Auch dort gibt es keine Bank.“

Dr. Birgitta Plass: „Wir haben die Bushaltestelle in Gierskämpen auf dem Schirm“

Die Bushaltestelle „Haus Tanneck“ hat ebenfalls keine Sitzbank. Die Stadt will nun auch hier aktiv werden.
Die Bushaltestelle „Haus Tanneck“ hat ebenfalls keine Sitzbank. Die Stadt will nun auch hier aktiv werden. © Wolfgang Becker

Aber nun ist Abhilfe in Sicht. „Wir haben die Bushaltestelle in Gierskämpen auf dem Schirm und werden uns bald damit befassen,“ sagt die zuständige Fachbereichsleiterin Dr. Birgitta Plass auf Anfrage unserer Zeitung.

Auch generell sei man in Sachen Bushaltestellen nun endlich auf einem gutem Weg. Denn die finanzielle Ausgangssituation habe sich verändert. Zum Positiven.

Endlich Haushaltsmittel zur Verfügung

„Bisher haben wir für die Sanierung der innerstädtischen Bushaltestellen nie ausreichende oder überhaupt keine Haushaltsmittel zur Verfügung gehabt,“ so Plass.

„Deshalb hat hier immer alles vor sich hin gedümpelt. Aber jetzt haben wir endlich einen entsprechenden Haushaltsansatz und gehen die Aufgaben nun gemeinsam mit dem Grünflächenamt an.“

Stadt beim Landesförderprogramm „Barrierefreier Ausbau Bushaltestellen“ dabei

Hinzu kommt: Die Stadt Arnsberg ist nun Teil des Landesförderprogramms „Barrierefreier Ausbau Bushaltestellen“. „Für dieses große Programm,“ erläutert Dr. Birgitta Plass, „haben wir über 40 Haltestellen im Stadtgebiet angemeldet.“ In dessen Rahmen stehen für die ausgewählten Haltestellen folgende Maßnahmen an:

Künftig auch taktile Elemente, damit sich Sehbehinderte orientieren können

- Die Busbuchten werden etwas zurückgebaut, so dass die Busse direkt an die Haltestellen heranfahren und die ÖPNV-Nutzer ohne Stufe in den Bus gelangen können. Solche „Buscaps“ gibt es unter anderem bereits auf dem Brückenplatz und der Heinrich-Lübke-Straße;

- es werden sogenannte taktile Elemente angebracht, damit sich Sehbehinderte orientieren können;

- neu installiert werden an diese Haltestellen auch die Wartehäuschen, die mit Solar-Paneln ausgestattet werden. „Damit gewinnen wir völlig unabhängig Strom für die Beleuchtung.“

Dr. Birgitta Plass: „Der ÖPNV in Arnsberg soll ein anderes Gesicht bekommen“

Aktuell, so Birgitta Plass, laufe bereits die Ausschreibung für die Planungsleistungen der angemeldeten Haltestellen. „Wir würden auch gerne noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen.“ Doch voraussichtlich werde das umfassende Sanierungsvorhaben erst in 2021/2022 umgesetzt.

„Wir hoffen, dass diese Infrastruktur damit richtig auf Vordermann kommt und der ÖPNV in Arnsberg ein anderes Gesicht bekommt.“ Ein freundliches, weil dem Öffentlichen Personennahverkehr eine immer bedeutender Rolle zuwächst.

Die neue Sitzbank für Haltestelle Breslauer Straße wartet nur noch auf den Einbau

In dem Förderprogramm ist allerdings die von Elvira Steffen kritisierte Haltestelle an der Breslauer Straße nicht enthalten. Dennoch soll es dort jetzt zügig zur Sache gehen. Dr. Birgitta Plass: „Die neue Sitzbank ist bereits fertig. Wir warten jetzt nur noch auf das beauftragte Unternehmen, das derzeit noch auf einer anderen Baustelle tätig ist.“